Gemeinderat,
46. Sitzung vom 23.09.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 74 von 119
wurden, als solche überhaupt noch nicht existent ist.
Sie haben auch darauf hingewiesen, dass die Firma InvestConsult im Jahr
2002 an die Stadt Wien herangetreten ist, hier gemeinsam eine städtebauliche
Studie gemacht hat und als Basis dieser städtebaulichen Studie dann diese gesamten
Verträge und die Konstruktion der U2 Stadtentwicklung GmbH zustande gekommen
sind. In dieser Stadtentwicklungs GesmbH - ich möchte das nur noch einmal in
Erinnerung rufen - findet sich die Firma InvestConsult nicht. Offensichtlich
gibt es da also einen verlorenen Aufwand für die Firma InvestConsult. Denn die
beiden PPP-Partner in der U2 Stadtentwicklung GmbH sind die Firma IG Immobilien
und die Seeberg Privatstiftung.
Es war auch die Frage unter den Punkten 7, 8 und 9, die von Ihnen mit
dem Hinweis auf Ihre Einleitung in einem beantwortet wurden, wie sich diese
Investorensuche ergeben hat. Wie ist man auf die Seeberg Privatstiftung
gekommen? Sehr geehrter Herr Bürgermeister, entweder hat man es Ihnen nicht
gesagt, oder man wollte nicht, dass Sie es hier sagen, oder man hat im Haus
schlecht recherchiert, oder man versucht einfach, aus dieser Sache mit einem
mehr oder weniger blauen Auge herauszukommen.
Sie sagen zu Punkt 11, die Seeberg Privatstiftung hat den Zweck wie
alle anderen Stiftungen oder ein Großteil aller Privatstiftungen in dieser
Republik. Ich habe den Notariatsakt hier. Wir wissen, wer die Stifter sind, und
der Zweck ist relativ leicht erkennbar, wenn man ins Firmenbuch schaut:
Förderung der Beteiligten. Das ist ein durchaus legitimer Ansatz. Aber wenn man
ein bisschen genauer hinschaut, dann stellt sich die Frage: Warum hat der
Beteiligte an dieser Stiftung so großes Interesse daran, nicht mit einer seiner
28 Firmen in der U2 Stadtentwicklung GmbH aufzuscheinen - unter anderem der
InvestConsult -, sondern warum nimmt man den Umweg über eine Privatstiftung und
begibt sich in eine GesmbH mit der IG Immobilien, die seit der Hohen Warte
hinlänglich bekannt ist?
Ich gehe davon aus, dass Ihnen auch die Kritik des Rechnungshofes an der
Vertragsgestion zwischen der Stadt Wien und der IG Immobilien bekannt ist,
worin der Stadt Wien ein veritabler Verlust von 4 Millionen EUR
attestiert wird. Die Landesregierung, der Stadtsenat hat das offensichtlich
schulterzuckend zur Kenntnis genommen, denn die Stellungnahme dazu ist eine
nicht gerade erbauliche: Nicht dass man sagt, ja, man sieht ein, dass es da
vielleicht den einen oder anderen Fehler gegeben hat, sondern es ist einfach
so, wie es ist, und man nimmt einfach zur Kenntnis, dass die Stadt Wien bei
dieser Vertragsgestion 4 Millionen EUR Steuergeld - wie sage ich es
jetzt salopp? - verplempert hat. Man hätte aus diesem Geschäft mit der IG
Immobilien 4 Millionen EUR mehr für die Stadt Wien und für die
SteuerzahlerInnen herausholen können.
Ebenso war es bei St Marx, wo das Grundstück schlussendlich um teures
Geld verkauft wurde, aber den Reibach aus diesem Grundstücksverkauf, aus dem
Erlös der Liegenschaft und des Gebäudes darauf, andere gemacht haben, nicht die
Stadt Wien. Die Stadt Wien hat sich mit einem Butterbrot von knapp
14 Millionen EUR abspeisen lassen müssen, wobei der Erlös der
Gesamtliegenschaft in die hunderte Millionen Euro gegangen ist.
Warum also diese Seeberg Privatstiftung des Herrn Griesmayr? - Herr
Griesmayr ist offensichtlich eine schillernde Figur, ein Wunderwuzzi, der sich
hinter dieser Konstruktion verbirgt. Er hat derzeit insgesamt 28 Firmen
aktiv im Handelsregister - im Firmenbuch nachzulesen -, davon drei KEG in
Liquidation, wobei das interessanterweise Gesellschaften sind, die ebenfalls im
Eigentum des Herrn Griesmayr sind, und er ist gleichzeitig der Liquidator. Es
sind einige Schachtelfirmen, einige KEG, die mit 2 000 EUR im
Firmenbuch stehen, sodass die Finanzkraft durchaus zu wünschen übrig lässt. Er
ist derzeit als Hauptaktionär und gleichzeitiger Vorstand der European Outlets
AG in Leobersdorf tätig, deren wirtschaftliches Gelingen - sagen wir es sehr
vorsichtig - mäßig und nicht gerade berauschend ist. Diese Person ist es, die
sich hinter dieser Seeberg Privatstiftung verbirgt.
Jetzt weiß ich nicht, ob alle handelnden Personen und im Speziellen die
heute bei dieser Dringlichen Anfrage Auskunft gebende Person, der Herr
Bürgermeister, über all diese Gesichtspunkte und Aspekte informiert gewesen
sind, vor allem von den Beteiligten, die jetzt gemeinsam in dieser GesmbH
drinsitzen. Man fragt sich natürlich: Wie ist man mit dem in Kontakt gekommen?
Der kommt ja nicht plötzlich zur Tür herein und sagt: Grüß' Sie, ich habe eine
gute Idee für den Parkplatz beim Ernst-Happel-Stadion.
Bekannt wurde er mit einem eher mäßig glücklichen Projekt bei den
Gasometern, wobei das Projekt Gasometer in Summe unter einem offensichtlich
unglücklichen Stern steht. Die Shopping-Mall ist durch eine U-Bahn gut erschlossen
- Herr StR Schicker, das ist eines Ihrer Argumente für ein Einkaufszentrum beim
Stadion: „Weil die U-Bahn dort hinfährt" -, aber irgendetwas ist bei den
Gasometern schief gegangen. Entweder wissen die Wienerinnen und Wiener nicht,
dass die U-Bahn dort hinfährt, oder diejenigen, die mit der U-Bahn fahren,
wissen nicht, dass dort eine Shopping-Mall ist. Irgendwo beißt sich die
berühmte Katze in den Schwanz.
Beim Prater wird alles ganz anders
werden - worauf Sie da vertrauen, mit welcher Argumentation Sie da kommen, ist
dass Sie jetzt noch sagen, na ja, das werden sportaffine Geschäfte werden.
70 Geschäfte an der Zahl sollen in diese Shopping-Mall mit rund
27 000 Quadratmetern Verkaufsfläche hinkommen. Na, da werden schon
ein paar sportaffine dabei sein! Vor allem solche, die sich ein kurzfristiges
gutes Geschäft mit der Europameisterschaft 2008 erwarten, das eine oder andere
Fan-Artikel-Geschäft, ein paar Pubs, falls wir in Wien doch eine Gruppe
zugelost bekommen, sodass dann Leute einfach in ein Pub gehen oder gerne etwas
trinken gehen - sprich: Die Gastronomie -, und der Herr Bezirksvorsteher. Aber
jetzt in Summe zu sagen: Es wird ein Einkaufszentrum mit der Hauptausrichtung
sportaffin, und alle kommen hin, weil die U-Bahn dort hinfährt - wenn
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