Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 82
dazurechnet,
kommt man nicht über die Ausgleichszulage, auch wenn man das durch 12
durchrechnet, man bleibt immer darunter. - Das ist auch immer unser Kritikpunkt
gewesen, und daran haben wir uns auch immer inhaltlich gerieben: Sie waren der Meinung,
Sie leisten Ihren Beitrag, aber dieser Beitrag war aus unserer Sicht immer zu
niedrig, weil das unserer Meinung nach einfach keine Grundlage zum Überleben
dargestellt hat.
Deshalb
führen wir über diese Frage auch seit längerer Zeit eine eingehende Diskussion.
Dabei haben wir auch immer festgehalten, dass das natürlich eine
Landeskompetenz ist. Es gibt zwei Bundesländer, die das nicht tun, alle anderen
Bundesländer zahlen den Heizkostenzuschuss. Deshalb waren wir auch sehr
verwirrt, als Ihr Bundesvorsitzender vor kurzer Zeit im Parlament einen Antrag
auf Heizkostenzuschuss des Bundes gestellt hat.
Wie erklären Sie sich diese
Anfrage im Parlament? Hat er sich da mit Ihnen nicht akkordiert, nicht
abgesprochen, oder weiß er nicht, welche Kompetenzen es in diesem Bereich gibt?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl:
Entschuldigung, Herr stellvertretender Bundesparteivorsitzender: Da unterliegen
Sie einem Irrtum! - Das ist keine Beschimpfung, denn auch ich bin
stellvertretender Bundesparteivorsitzender, und ich werde mich hüten, mich
selbst zu beschimpfen. (Heiterkeit bei
Gemeinderäten der SPÖ. – GR Mag Hilmar Kabas: Aber man kann ja selbstkritisch
sein!)
Also, Herr
stellvertretender Bundesparteivorsitzender: Da unterliegen Sie einem Irrtum.
Ich habe deswegen auch bewusst vorher darauf hingewiesen: Wo liegen die auch im
Fernsehen in der "Pressestunde" zitierten Verantwortlichkeiten der
Länder - nämlich bei den Sozialhilfebeziehern -, und wo liegen sie nicht? - Und
der Bundesparteivorsitzende der Sozialdemokraten ist kenntnisreich und nicht
verwirrt, und er hat selbstverständlich auch sehr genau unterschieden, was die
Kompetenzen der Länder und was jene des Bundes sind. Und es ist daher auch zu
Recht - zu Recht! - eine Anfrage respektive ein Antrag eingebracht worden, der
sich darauf konzentriert, dass ein Teil jener Mehreinnahmen, die der "Herr
der Himmelpforte" aus den erhöhten Heizkosten kassiert, an die Ärmsten
zurückgegeben wird, und zwar im Besonderen an jene, für die der Bund zuständig
ist.
Daran sehe
ich weder etwas Besonderes noch etwas Verwirrtes, sondern ich halte das für
richtig. Und ich meine, dass wir auch zu jener Kooperation zurückkehren
sollten, die wir vor vier Jahren, wenn ich das richtig in Erinnerung habe,
gehabt haben, nämlich zur gemeinsamen Finanzierung dieses Heizkostenzuschusses
durch den Bund und die Länder. Das wäre auch viel attraktiver im Hinblick auf
die Administration, wie von Seiten der Volksanwaltschaft festgehalten wurde,
und es wäre natürlich auch administrativ wesentlich leichter zu handlen, weil
der Bund über sein Datenmaterial respektive auch die Pensionsversicherung über
ihr Datenmaterial verfügen und man sohin von der Antragspflicht wegkommen
könnte. Es wäre dies eine vernünftige Form der Vorgangsweise. Nicht alles, was
in der Vergangenheit passiert ist, war schlecht und muss wegreformiert werden.
Ich würde es für vernünftig halten, wenn wir wieder zu dieser Gemeinsamkeit
zurückkehren könnten.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Danke. – 2.°Zusatzfrage: Frau GRin Jerusalem, bitte. (Alle GemeinderätInnen
der ÖVP haben sich in dunkelgelbe Schals gehüllt. – VBgm Dr Sepp Rieder,
auf die ÖVP-Fraktion weisend, in Richtung des amtsf StR Werner Faymann: Werner,
weißt du, dass denen da drüben kalt ist? Oder ist es die innere Kälte? - Es
kann ja die innere Kälte sein! Oder vielleicht ist schlecht geheizt?)
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Meiner Meinung nach ist diese Auseinandersetzung um
den Heizkostenzuschuss im Grunde genommen ein Teil des beginnenden Wahlkampfes.
Es ist ziemlich zum ersten Mal der Fall eingetreten, dass ich 100-prozentig
unterschreiben kann, was Sie hier ausgeführt haben. Es ist eindeutig so, dass
diese Attacke, die da von ÖVP und FPÖ kommt, nur Teil des Wahlkampfes ist und
im Grunde genommen inhaltlich auch sehr falsch ist. Wien zahlt ja jedes Jahr
eine Heizbeihilfe aus. Das sind 67 EUR, und das bekommen die
Sozialhilfeempfänger. Das heißt, Wien ist dieser Aufgabe immer gerecht
geworden.
Die Kritik müsste ja eine andere sein: Wir haben
nämlich festgestellt, dass die Sozialhilfe und die Heizbeihilfe mittlerweile
einfach etwas zu niedrig sind. Sie sind nicht mehr existenzsichernd, und man
müsste sich darüber unterhalten, diese Tarife an sich zu erhöhen.
Daher jetzt auch meine Frage an Sie: Können Sie sich
vorstellen, sich dafür einzusetzen, dass Wien die Sozialhilfe und die
Heizbeihilfe neu überdenkt und - an den Bedarf angepasst - anhebt, sodass
tatsächlich beides zusammen existenzsichernd ist?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer:
Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte
Frau Gemeinderätin!
Mich freut die Unterstützung gerade auch in dieser
Frage, weil hier offensichtlich auch die Linien der politischen Auffassung
deutlicher erkennbar sind, als es gelegentlich in der Öffentlichkeit
dargestellt wird.
Ich kann daher zu Ihrer konkreten Frage sagen:
Natürlich überdenken wir das immer wieder – und wir haben ja in der jüngeren
Vergangenheit etwa durch Anpassungen der Höhe im Sozialhilfebereich auch
entsprechend gehandelt. Ich verstehe auch, dass man natürlich in der Rolle der
Opposition sagen muss, diese Beträge sollten höher sein – das hat ja in
verschiedener Hinsicht auch seine Rechtfertigung -, auf der anderen Seite bitte
ich aber um Verständnis für die Vorsicht, die wir hier derzeit noch walten
lassen, denn es hängt schon einiges auch davon ab, wie die
Finanzausgleichsverhandlungen in den nächsten Wochen ausgehen werden.
Daher kann ich Ihnen heute nur in
einer vorsichtigen Formulierung Folgendes sagen: Jawohl, ich bin
selbstverständlich bereit, darüber nachzudenken, wie man hier
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