Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 82
Mietzuschuss
bekommen, diesen Heizkostenzuschuss, den wir heute hoffentlich gemeinsam hier
beschließen können, in Höhe von 50 EUR automatisch überwiesen bekommen. Es
werden alle Vollsozialhilfebezieher der Stadt automatisch auch diesen Betrag
bekommen. Da haben wir ja die entsprechenden Daten und Unterlagen. Für die
anderen geht es nicht so einfach, das wissen wir. Daher ja auch genau unsere
Forderung, dass hier ein gemeinsames, österreichweites Modell erarbeitet werden
soll, weil es dann auch unbürokratisch abgewickelt werden könnte.
Wir haben,
ich erinnere daran, im Jahr 2003 einen entsprechenden Antrag auch
beschlossen. Scheinbar haben sich einmal mehr die Vertreterinnen und Vertreter
der Wiener ÖVP oder der Wiener FPÖ in ihren Parteien da nicht durchsetzen
können. Das sind wir ja schon gewöhnt, das gibt es ja immer wieder. Wir haben
den ... (Aufregung bei GR Kurth-Bodo Blind.)
Wir haben
den Versuch unternommen. Es hätte diese Möglichkeit gegeben, das sagt auch
eindeutig der Bericht der Volksanwaltschaft. Einmal mehr: Sie setzen sich nicht
durch in Ihren Parteien! Das ist die Realität! Darum gibt es keinen
Heizkostenzuschuss für die Wienerinnen und Wiener und darum gibt es keinen
Heizkostenzuschuss mit der Unterstützung des Bundes für die Wienerinnen und
Wiener! (Beifall bei der SPÖ.)
Es gibt
uns aber die heutige Debatte einfach auch die Gelegenheit, darauf hinzuweisen -
und das belegen ja auch die diversesten Untersuchungen -, dass die Wienerinnen
und Wiener die Sozial- und Gesundheitspolitik der Stadt sehr schätzen, während
die Politik der Bundesregierung in erster Linie bei den Menschen nachweislich
Angst produziert hat. Vor wenigen Tagen ist eine Studie veröffentlicht worden:
80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher fürchten den
Zusammenbruch unseres Gesundheitssystems, 75 Prozent fürchten den Abbau
von sozialen Errungenschaften, 75 Prozent fürchten den Abbau von
Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerrechten. Und das sind nicht Ängste, die
einfach auftauchen, das sind Ängste, die sich entsprechend der Politik dieser
Bundesregierung in den letzten viereinhalb Jahren manifestiert haben. Es ging
um einen Sozialabbau, es ging um ein Aushungern der Gesundheitspolitik, es ging
letztendlich auch um einen Abbau von Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerrechten!
Einmal mehr werden in vielen dieser Bereiche die Qualitätsunterschiede zwischen
der Politik der Bundesregierung und Wien immer deutlicher. Ich möchte das an
ein paar konkreten Beispielen darstellen.
Vielleicht
gleich konkret genannt der Bereich der Steuern, Abgaben und Gebühren, wo die
Frau Korosec versucht hat, uns hier die Segnungen dieser, sie hat es genannt
"größten Steuersenkung der Geschichte und aller Zeiten" - das klingt
eigentlich noch schlimmer - zu erklären. Tatsache ist, dass im kommenden Jahr,
so sagte der Herr Finanzminister in seiner Budgetrede, - und das ist
interessant angesichts einer Steuerreform - die Steuereinnahmen um
7,6 Milliarden EUR höher sein werden als im vergangenen Jahr! Also ich
verstehe unter einer Steuersenkung jetzt einmal grundsätzlich etwas anderes als
dass ich 7,6 Milliarden EUR zusätzliche Steuereinnahmen habe!
Die
Bundesregierung hat es aber auch geschafft - man kann sich das ja durchaus auch
im longterm-Vergleich ein wenig anschauen -, die Steuern innerhalb von
5 Jahren um umgerechnet 100 Milliarden ATS tatsächlich auf ein
Rekordniveau zu schrauben und das - und das ist ja immer noch das ganz
Interessante - bei einem tatsächlichen Rekordschuldenstand, da heute wieder so
gesagt worden ist: Ach, wir arbeiten ja da irgendwo an einer
Budgetkonsolidierung, wir haben uns da so angestrengt. Tatsache ist, dass wir
in Österreich einen Rekordschuldenstand haben, weil keine Schulden abgebaut
wurden und wir tatsächlich wieder, wie wir auch seit wenigen Tagen wissen, ein
Rekorddefizit zu verzeichnen haben werden! Das sagt zumindest der Herr
Finanzminister. Also das Budgetdefizit ist keinesfalls geringer als in den
vergangenen Jahren! 100 Milliarden höhere Steuern, in Schilling gerechnet,
das ist so viel - das muss man sich einmal ausrechnen - wie das gesamte Wiener
Jahresbudget! Das haben Sie in 5 Jahren locker eingenommen und sich dann
da herzustellen und zu sagen: Wir geben 5 Milliarden EUR in Form einer
Steuerreform hier zurück – also einmal mehr: Es ist einfach lächerlich.
Wenn Sie
da immer wieder von Belastungen sprechen, unter denen die Wienerinnen und
Wiener angeblich leiden, dann sollten Sie einmal mehr wissen - und es ist ja
fast immer ein Recht des Kollegen Ekkamp, hier all die Belastungen und Abgaben,
die Sie über die Österreicherinnen und Österreicher hereinbrechen haben lassen,
aufzuzählen: Die Steuererhöhungen, die Pensionskürzungen, die Kürzungen der
Gesundheits- und Sozialversicherungsleistungen, die mehrfachen Steuererhöhungen
der Energie, die Verschlechterungen beim Arbeitsrecht und vieles andere mehr.
Sie haben
den Österreicherinnen und Österreichern das Geld aus der Tasche gezogen und Sie
sind nicht bereit, es zurückzugeben! Das ist die nackte Wahrheit, meine Damen
und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Aber wir können durchaus auch
andere Bereiche hernehmen. Bereiche, die heute vielleicht noch nicht so zur
Sprache gekommen sind, die vor 14 Tagen ein wenig aktuell waren. Nehmen
wir den Bereich der Kinderbetreuungseinrichtungen, den Bereich der Familienförderung.
Während die Bundesregierung durch statistische Tricks hier versucht
nachzuweisen, dass es plötzlich von den 80 000, die einen
Kindergartenplatz suchen, nur mehr 8 000 gibt, dass es also de facto keine
Nachfrage mehr gibt, gibt Wien von allen Bundesländern in diesem Bereich das
meiste Geld für gute Kinderbetreuungsangebote aus, denn wir wissen einfach,
dass eine gute Kinderbetreuung eine wichtige Voraussetzung dafür ist, vielen
Frauen eine Berufstätigkeit und somit ein eigenes Einkommen und letztendlich
auch die Selbstständigkeit zu ermöglichen. Und wir wissen natürlich auch, dass
nach wie vor eine entsprechende Nachfrage besteht. Daher bauen wir diesen
Bereich auch weiter aus. Aber
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