Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 82
Meine Damen und Herren, nein, wir werden diesem
wirren Zickzackkurs Ihrer Bezirksvorsteherin und Ihrer Hernalser Genossen nicht
folgen! Wir werden auch nicht dem dahinter verborgenen Kurs der
Verschlechterung der Wohnumwelt und der Lebensqualität unsere Zustimmung geben!
(Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr Dr
Madejski hat sich zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr
Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Es ist an sich schon sehr viel zu diesem Aktenstück
gesagt worden. Uns im Ausschuss ist damals gesagt worden, wenn ich mich richtig
erinnern kann: „Jetzt werden wir einmal abwarten, es passiert eh nichts bis
2008, und dann schauen wir, ob die ÖZ-Widmung in Anspruch genommen wird oder ob
sie nicht in Anspruch genommen wird. Das kann man ja noch immer
verlängern."
Es ist eigentlich, glaube ich, zu wenig, was wir hier
gehört haben, denn es ist ein Freibrief für alle Widmungen, die da möglich
sind.
Man muss auch sehen, wie diese Grünfläche in Hernals,
im ganzen Bereich, liegt. Sie liegt als lokaler Naturschutz zwischen Wienerwald
und Gürtel. Sie ist in diesem Sinne einfach zu erhalten und einer Umwidmung,
wie es die Sozialdemokraten in Hernals oder Sie hier wollen, nicht zuzuführen.
Die Dezentralisierung, ist ebenfalls schon gesagt
worden, ist mit diesem Aktenstück ad absurdum geführt.
Weil diese Hunderten Punkte, an denen der
Bezirksvorsteher, die Ausschussmitglieder, die Bezirksvertretung und so weiter,
die Möglichkeit hätten, mittelbar oder unmittelbar mitzuwirken, hier ad
absurdum geführt werden. Und wenn man die Stellungnahme und die Meinung eines
Bezirkes, der zu einem Aktenstück - in dem Fall zu einer Flächenwidmung - eine
sehr eindeutige Stellungnahme abgibt, und die Mehrheit hat, dann, glaube ich,
gebietet es eigentlich die Demokratie, dass man das auch zur Kenntnis nimmt.
Es kommt ja nicht jeden Tag vor, meine Damen und
Herren. Dass es dieses Mal Sie getroffen hat, weil Sie dort eben nicht die
absolute Mehrheit haben, ist ein Pech, aber in der Demokratie hat man halt
öfter Pech, wie manche leidvoll wissen, sei es bei Wahlen, oder sonst wo.
Daher sage ich jetzt, die Dezentralisierung hat sich
an diesem Beispiel in Hernals ad absurdum geführt. Und interessant bei der
ganzen Sache ist, dass man das ganze Areal wahrscheinlich irgendwann einmal
wirklich verkaufen will. Die Stellungnahme zum Einspruch der Post- und Telekom
Immobilien GesmbH – die haben nämlich statt der Widmung "Wohngebiet"
die Widmung "gemischtes Baugebiet" gewünscht, um hier ein
Schulungszentrum zu errichten und ihre Räumlichkeiten auszubauen – ist interessant.
Das ist ihnen mit der Begründung verwehrt und versagt worden, das wird schon
kompatibel sein, auch wenn es als "Bauland - Wohngebiet" hier im
Flächenwidmungsplan eingetragen wird. Und das deutet genau dorthin, was Kollege
Prochaska gesagt hat, nämlich: Wenn man es jetzt der Post, die ja immerhin
nicht ein kleines Unternehmen ist, verwehrt, ihren Wünschen entsprechend die
Widmung neu zu gestalten, dann schaut das ein bisschen eigenartig aus und ich
verstehe nicht, dass man der Post, die an sich ja dort etwas machen will und
man eigentlich nur so sagt, es wird schon kompatibel sein, aber nicht richtig
ausweist, ob es kompatibel ist oder nicht, dann wird man halt einmal sagen, ihr
dürft das nicht mehr bauen. So sehe ich das kommen. Im Jahre 2008 wird die
Frist "ÖZ" abgelaufen sein und dann wird man halt versuchen, das
gesamte Gebiet zu verkaufen, um dort Wohnungen zu bauen.
Ich glaube, das hat Hernals nicht verdient, lokaler
Naturschutz ist immerhin sehr wichtig, auch in diesem Gebiet. Und ich kann nur
appellieren an Sie, nehmen Sie die Meinung der Bezirksvertretung, der Mehrheit
der Bezirksvertretung, ernst, wir leben hier in einer Demokratie, wir haben
eine Geschäftsordnung, wir haben eine Verfassung und an die sollten Sie sich
auch halten. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr Mag Schieder. Ich erteile es ihm.
GR Mag Andreas Schieder (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Lassen Sie mich vielleicht zu Beginn auf diese Frage
um die Bezirksdemokratie kurz eingehen. Und da möchte ich schon auf die
Rechtsgrundlage für all dieses Handeln verweisen. Das ist die Bauordnung für
Wien, wo im § 2 Abs 9, um es ganz präzise zu sagen, festgelegt ist,
wenn 75 Prozent des Bezirkes einer Stellungnahme zustimmen und der
Gemeinderatsausschuss dieser Stellungnahme nicht Folge leisten will, es dann
zurückgehen muss in den Bezirk und dann wieder in den Gemeinderat kommt. Aber
nicht einmal diese Mehrheit ist vorhanden bei diesem Beschluss und damit ist
der Lauf eindeutig festgelegt, nämlich dass die Flächenwidmung der Gemeinderat
beschließt.
Gleichzeitig lade ich Sie einmal zu dem
Gedankenexperiment ein, ob wir in Zukunft von Herrn Kenesei, von Herrn
Madejski, von Kollegen Prochaska und seinen Freunden in der ÖVP erwarten
können, dass wenn immer ein Flächenwidmungsplan in einem Bezirk mehrheitlich
angenommen wurde gegen die Stimmen zum Beispiel der ÖVP im Bezirk, dass diese dann
hier im Gemeinderat auch zustimmen. Denn wenn Ihre Auffassung von
Bezirksdemokratie diese ist, dann heißt das, dass man immer der
Mehrheitsmeinung im Bezirk folgen muss und dann müssten Sie ja bei vergangenen
und zukünftigen Akten ja auch immer zustimmen. Wir freuen uns schon auf diese
Zustimmung. (Beifall bei der SPÖ. – GR Harry Kopietz: Aber der Kollege
Tschirf hat bereits die eindeutige Bemerkung gemacht zu den Äußerungen des
Kollegen! - GR Dr Matthias Tschirf: Das ist nicht nachvollziehbar! – GR Harry
Kopietz: Wir werden darauf zurückkommen!) Damit ist es bestätigt.
In Wahrheit handelt es sich bei
all diesen Beiträgen bis jetzt um die Fortsetzung von billigsten Scharmützeln,
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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