Gemeinderat,
47. Sitzung vom 22.10.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 82
werden. Das wäre ja auch noch gegangen, da könnten
wir auch noch mitgehen. Aber dass der Flötzersteig in Betrieb bleiben muss, das
sehen wir nicht ein und da gehen wir nicht mit. (Beifall bei der ÖVP.)
Und damit haben Sie, meine Damen und Herren von der
SPÖ, das erst so stolz in Wien erstmals eingeführte, erstmals durchgeführte
SUP-Verfahren für alle Zeiten desavouiert. Und Ihre damalige Stadträtin ganz
fest noch dazu, denn die - und das muss man ja immer wieder sagen - die war die
Vorsitzende dieser Expertengruppe, die damals die Empfehlung abgegeben hat. Und
eine ihrer ersten Arbeiten als Umweltstadträtin war, ihre eigene Expertenrunde
zurückzunehmen. Und das zeugt natürlich nicht von einer guten Sache.
Aber man sieht, wie weit bei Ihnen der politische
Druck von einer starken SPÖ-Organisation sein kann, dass man eigene Entschlüsse
als Experte dann als Politiker wieder zurücknimmt. Aber noch aus einem anderen
Grund wird die Anfangspanne rund um die dritte MVA Folgen zeigen, denn wir sind
da ein bisschen anderer Meinung. Wir glauben, der Müll steigt in Wien - und das
lässt sich auch beweisen -, der Müll steigt ca um 2,4 Prozent im Jahr,
sodass eine zusätzliche Müllmenge von etwa 200 000 Tonnen nämlich
genau jene Menge ist, die in 6°Jahren erreicht sein wird und die die MVA
Kleinlast, die jetzt geplant ist, in ihrem Betrieb aufnehmen wird.
Die Schlussfolgerung ist daher klar. Im
Jahre 2014, also erst 6°Jahre, nachdem die MVA in Simmering in Betrieb geht,
werden wir wieder eine zusätzliche MVA brauchen, und die wird wiederum ca
200 Millionen EUR kosten. Ich bin kein Prophet, aber ich kann schon heute
sagen, die wird wiederum in Simmering stehen, weil nach allen Kriterien das der
idealste Standort ist.
Denn auch die Entscheidung, die 3. MVA in der
Pfaffenau zu errichten, ist ja auf Grund eines Expertenverbandes zustande
gekommen. Und da sieht man schon, welche Standortexperten die frühgewarnten
Simmeringer Sozialisten sind, die ja mit ihrem Mengenveto die
Standortentscheidung eigentlich schon vorweggenommen haben. Aber, sehr viel
Schuld hat auch die vorhergehende Umweltstadträtin, denn ihr ist es gelungen,
mit einer Diskussion, die über ganz Wien gegangen ist, alle Bezirke zu
verunsichern und alle Bezirke haben gesagt: „Nur nicht bei mir, überall
woanders.“
Und wenn ich mir so das heutige Geschäftsstück
anschaue und die jetzt, Sie entschuldigen, frischgebackene Umweltstadträtin,
dann befürchte ich, wir stehen kurz vor so einem ähnlichen Ergebnis. Aber ich
will den Entwicklungen nicht vorgreifen und hoffe für Sie kein
Kossina-Schicksal.
Ich möchte bei der Standortfrage auch daran erinnern,
dass zunächst bei der gesamten Standortdiskussion diejenigen, die direkt
betroffenen waren, überhaupt nicht gefragt waren, total übergangen wurden, und
das sind die Simmeringer Gärtner, die in der Umgebung dieser MVA sind. Und erst
auf unsere Initiative hinauf konnte zumindest ein wenig die ungerechte
Situation gegenüber den Wiener Gärtnern bereinigt werden und die Gärtner haben
dann doch noch ein bisschen Gehör bei der Frau Stadträtin gefunden.
Und kommen wir nun eigentlich zum einzigen
pannenfreien Abschnitt der gesamten Geschichte und zwar zum UVP-Verfahren, das
erstaunlich friktionsfrei abgelaufen ist. Wir haben ja damals echte Hoffnungen
geschöpft, dass nach der UVP und nach der Gründung der WKU - beiden haben wir
ja zugestimmt - die Pannenserie bei der Errichtung der 3. MVA ein Ende hat
und jetzt eigentlich an die Realisierung diesen wichtigen Projektes gegangen
werden kann.
Doch die Hoffnung war verfrüht, denn was eine
richtige SPÖ Alleinregierung, Stadtregierung, ist, die macht auch weiter bei
der UVP Fehler und Pannen.
Und, meine Damen und Herren, Sie schaffen es mit dem
vorliegenden Vertrag, die Pannenserie fortzusetzen. Und seit wir diesen Vertrag
kennen, müssen wir uns leider wieder um das Projekt Sorge machen. Und zwar
speisen sich unsere Befürchtungen aus zwei Quellen. Das eine ist die
Kostenaufstellung, die dem Vertrag beiliegt, die in dieser Form nämlich einen
Kostenplan darstellen sollte für ein Projekt, das 222 Millionen EUR
kostet, und wir sprechen hier immerhin von über 3 Milliarden
österreichischen Schilling, ja 3 Milliarden ATS. Sieht man einmal von
den 13 Millionen EUR ab, die für die Biogasanlage aufgewendet werden
müssten, scheint uns das nicht entsprechend ausführlich im Vertrag verankert zu
sein. Und dazu kommt noch, dass die jetzt vorliegende Summe wesentlich, nämlich
um 37 Millionen EUR - und das sind immerhin eine halbe Milliarde
Schilling - über den ursprünglich genannten Projektkosten von 185 Millionen EUR
liegt. Und 500 Millionen ATS sind sicher keine Kleinigkeit, über die
man so hinweggehen kann.
Und jetzt kommt von Ihrer Seite eine Vorgangsweise,
die ich auch bedenklich finde. Es ist vielleicht ein Rechenfehler. Sie
behaupten nämlich, die früher kolportierten 185 Millionen EUR waren
immer ohne Planungskosten zu verstehen, aber das ist ja nicht einmal in sich
selbst schlüssig, denn bei der Kostenaufstellung haben Sie bauliche Investitionen
für eine Fernwärmeterrasse als Planungskosten ausgewiesen. Eine solche
Rechenweise ist bei Großprojekten absolut unüblich.
Umso mehr, als wir angesichts der bisherigen
Abwicklung der jetzt 3. MVA annehmen müssen, dass es bei der Kostenhöhe
leider nicht bei jenen 222 Millionen EUR bleiben wird, die derzeit von
Ihnen genannt werden, sondern dass im Endeffekt 250 Millionen EUR, wenn
nicht noch mehr, herauskommen werden. Und dabei haben wir ... (Zwischenruf
aus der SPÖ-Fraktion.) Reden wir nachher darüber, ja. Ich halte auch die
Wette wie Kollege Neuhuber auf ein Essen.
Und dabei haben wir die
Betriebskostenseite noch nicht angesprochen und hier glaube ich, sind wir ja
bei der nächsten Panne. Der nun zur Beschlussfassung vorliegende Vertrag weist
unserer Meinung nach eine ähnliche Qualität auf wie die vorliegende
Kostenaufstellung. Denn lassen sie mich kurz einmal die Kritikpunkte zum
vorliegenden Vertrag aufzählen: Entgegen allen
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