Gemeinderat,
48. Sitzung vom 08.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 45
jener, die Medikamente benötigen.
Und natürlich auch der Bereich der Prävention, die
der Herr StR Hahn angesprochen hat, wo er dankenswerterweise gesagt hat, er
gäbe uns da auch Recht bei diesen Vorschlägen. Ja, das ist schön, wenn Sie uns
Recht geben, wichtig wäre aber gewesen, das auch einmal bei der ÖVP ein
bisschen stärker zu verdeutlichen, um dort in diese Richtung zu denken und eben
andere Wege einzuschlagen. Und natürlich ist es so, wenn man 1°EUR heute in die
Prävention investiert, man sich 20°EUR an Folgekosten erspart. Da wäre viel
möglich gewesen.
Und es wäre auch interessant
gewesen, nicht nur einfach die Tabaksteuer zu erhöhen, sondern auch darüber
nachzudenken, kann ich einen Teil davon zweckbinden, kann ich einen Teil davon
jenen zugute kommen lassen, die vielleicht leider Gottes noch etwa der Sucht
des Rauchens frönen und vielleicht in Raucher-Entwöhnungsprogramme stecken. Das
wäre ja auch ein vernünftiger Ansatz gewesen, der uns da auch wieder - zwar
nicht jetzt gleich, aber in Zukunft - viel Geld sparen würde.
Oder im Bereich Sozialbetrug, wo wir heute auch von
Seiten der Experten Schätzungen kennen, dass es halt in Wien viele Baufirmen
gibt, die Leistungen weit unter dem Marktpreis anbieten, die letztlich auch gar
nicht vorhaben, Steuern und Abgaben zu entrichten, und bevor Ansprüche
sozusagen über die Sozialversicherung geltend gemacht werden, ziehen sich die
Drahtzieher zurück. Da werden dann neue Firmen gegründet, Scheinfirmen
gegründet und wir wissen, dass in etwa eine Milliarde Euro uns daher gerade im
Wiener Bereich durch die Lappen geht, 4000 Schwarzarbeiter sind in diesen
Bereichen, vorwiegend im Baubereich, nämlich im Trockenbaubereich, unterwegs.
Da wäre ein großes Potential da, darüber nachzudenken, wie wir in dem Bereich
dafür Sorge tragen können, dass uns nicht Steuern und Abgaben sozusagen durch
die Finger gehen, und das wäre einer Überlegung wert.
Oder Wiener Spitalsambulanzen, wo der Sozialbetrug
fröhliche Urständ feiert, und wir eine Situation haben, wo ein Versicherter mit
seiner Sozialversicherung auch andere Patienten oftmals gleich mitnehmen kann
und überhaupt keine Kontrolle und Überprüfung stattfindet. All das sind
Überlegungen, wo wir einfach der Meinung sind, man soll über Reformen
nachdenken, die wirkungsvoll sind, ohne einfach mit Gebührenerhöhungen zu
arbeiten, nämlich Kooperationsmodelle. (Beifall
bei der FPÖ.)
Kooperationsmodelle
zwischen der Region Ost, zwischen dem nördlichen Burgenland, Niederösterreich,
Wien, wo man darüber nachdenkt, die Beseitigung von Parallel- und
Doppelstrukturen in Angriff zu nehmen. Kooperationen im Ausbildungsbereich, im
Pflegebereich, bestehende Verbundsysteme, die für Spitäler einfach vorhanden
sind, zusammenzulegen und dadurch Einsparungspotentiale möglich zu machen.
Es gibt
hier viele Möglichkeiten: Zusammenlegung der Versicherungsanstalten, Ausbau der
mobilen Pflegestrukturen, Heimkrankenpflege, vor allen Dingen hier auch im
Blick habend das Arbeitsmarktpotential, das ja gerade in Wien hier möglich
wäre, wo 5000 Personen im Pflegebereich gebraucht werden würden, wo wir
jungen Menschen eine Chance bieten könnten, diesen Beruf in Angriff zu nehmen
und wir letztlich damit auch die Pflegebetreuung für ältere Menschen in unserer
Stadt sicherstellen könnten. Bis dato leider Gottes etwas, wo Sie die Dynamik
eines Fiakergespanns an den Tag legen in dieser Stadt, wo seit Jahrzehnten
nichts weiter geht in diesem Bereich, völlige Flexibilisierung der
Medikamentenabgabe, die ich schon angesprochen habe. Dort, in diesen Bereichen
wäre einmal anzusetzen, da gibt es also so viele Überlegungen und
Möglichkeiten, die einfach vernünftig wären. Und natürlich ist es klar, dass
dem Bürgermeister jetzt nach seinem 10-Jahres-Jubliäum die ganze Situation
keine große Freude bereitet.
Das ist
mir schon klar, und natürlich war sozusagen dieses 10-Jahres-Jubiläum anders
angedacht. Da war eigentlich sozusagen alles auf Feierlichkeiten ausgerichtet,
alles auf dem Motto aufgebaut, Wien ist ohnedies leiwand, Wien ist so klass, da
gibt es keine Probleme.
Das ist
also diese Gefühlsebene, die Sie versuchen zu vermitteln, und das ist natürlich
besonders unangenehm, dass diese Sache der Finanzausgleichsverhandlungen jetzt
so gerutscht ist, nachdem die Unterschrift darunter gesetzt worden ist und man
ja weiß, und bisher auch stolz darauf war, dass gerade wenn man mit der SPÖ
etwas auspaktiert, eine Handschlagsqualität vorhanden ist und das auch hält. Es
ist dann natürlich besonders unangenehm, wenn dann der eigene Bundesvorsitzende
beginnt, diese Qualität sozusagen in Frage zu stellen und hier in Wirklichkeit
den Herrn Bürgermeister zurück pfeift.
Und
natürlich stellt sich dann die Frage, was gibt es für einen Grund zu feiern
nach 10 Jahren Bgm Häupl. Und das ist natürlich schon eine berechtigte
Frage angesichts der vielen Probleme, die immer wieder so unter den Teppich
gekehrt werden in dieser Stadt, es gibt halt wenig Grund zum Feiern.
Und
natürlich muss man auch immer wieder festmachen, dass Wien eben die Stadt ist,
und das Bundesland ist mit der größten Arbeitslosigkeit in Österreich, Wien die
Gemeinde ist mit der höchsten Belastungsquote im Vergleich zu den anderen
Ländern und Gemeinden, Wien halt jenes Bundesland ist, wo die Armutsgrenze für
immer mehr Menschen in dieser Stadt eben rasant wächst und immer mehr Menschen
auch davon betroffen sind, unter die Armutsgrenze zu rutschen und Wien auch
jene Stadt ist, wo immer mehr Betriebe schließen und abwandern und die
natürlich auch bei den wirtschaftlichen Indikatoren letztlich die rote Laterne
heute im Bundesländervergleich darstellt und ausmacht.
All das ist leider Gottes so und
es gibt natürlich dann auch wenig Grund zum Feiern, aber ich glaube trotzdem,
ich weiß, der Bürgermeister lässt sich nicht davon abhalten, es werden die
Sektkorken knallen, aber vielleicht in der Pause zwischen den Sektkorken und
zwischen den
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