Gemeinderat,
48. Sitzung vom 08.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 45
worden, die Situation deutlich zu verbessern.
Viertens: 400 Millionen Eur auf vier Jahre für die Städte und
Gemeinden. Da ist es um folgendes Problem gegangen: Es gibt in den anderen
Bundesländern eine große Zahl von Kleinstgemeinden, die mit ihrer
Finanzsituation nicht zu Rande kommen. Denen zusätzliche Mittel zu Verfügung zu
stellen, war ein Anliegen gerade auch der ÖVP, aber auch aller anderen. Das
aber nur auf Kosten der großen Städte oder des Bundeslandes Wien durchzuführen,
war eine durchaus ernstzunehmende Bedrohung. Es ist gelungen, durch diese
zusätzlichen Mittel nicht nur den drohenden Verlust für Wien von
64 Millionen EUR zu beseitigen, sondern es sind jetzt 39 Millionen EUR
zusätzlich, die auf die Kleinstgemeinden bis 10 000 Einwohner und auf
die großen Gemeinden gleichmäßig aufgeteilt werden. Also ich denke, dass das
ein entscheidender Punkt ist.
Fünftens: Sie wissen, dass die Wohnbauförderung –
aber nicht nur der Wohnbauförderungsbeitrag, sondern vor allem die
Bedarfszuweisung – in Frage gestellt war. Wir haben weiterhin mit
1,8 Milliarden EUR zweckgebundener Wohnbauförderung und mit
700 Millionen EUR Bedarfszuweisung zu rechnen.
Sechstens – ich komme zu dem Thema, das insbesondere
die Grünen angesprochen haben:
Die Frage der Lehrer und der Verhältniszahl Schüler–Lehrer. Ausgangslage war –
ziemlich ernst – die Forderung des Finanzministers, diese Verhältniszahl
anzuheben. Und zwar hat er sich zunächst einmal auf die Gesamtentwicklung der
Schülerzahlen berufen mit dem Argument: Wenn in Österreich überall, mit
Ausnahme von Wien – das muss man dazusagen –, die Schülerzahlen sinken, dann
muss es doch klar sein, dass es auch weniger Lehrer gibt. Eine sehr
populistische Darstellung, die im Kern wahrscheinlich irgendwo richtig ist,
aber anfechtbar.
Das konnte verhindert werden. Ich habe insbesondere
darauf hingewiesen, dass, wenn wir den Vorschlägen des Finanzministers gefolgt
wären, in den meisten Bundesländern auf 10°Jahre kein einziger neuer junger
Lehrer hätte aufgenommen werden können. Das hat irgendwie gewirkt. Es ist der
Rückzug angetreten worden, und wir haben dann letztlich auch noch einen
gewissen Betrag erreicht, von dem ich jetzt gehört habe, dass er den Grünen viel zu klein ist. Aber ich gebe
zu bedenken, dass zum ersten Mal in den Verhandlungen das Problem des
sonderpädagogischen Förderbedarfes in Wien akzeptiert worden ist. Denn bis
dahin ist dieses Sonderproblem, das es in Wien gibt, einfach mit der ganz
allgemeinen Rasenmähermentalität geleugnet und beiseite geschoben worden. In
der Tat haben wir zum ersten Mal im Finanzausgleich eine Bestimmung drinnen,
die sich ausdrücklich mit dieser Sondersituation beschäftigt.
Und wenn man meint, 50 bis 60 Lehrer in diesem
Bereich sind gar nichts, dann räume ich noch zusätzlich dazu ein, dass wir
vereinbart haben, dass sich eine Arbeitsgruppe insbesondere mit der Frage einer
Vereinbarung beschäftigt, die nichts mit dem Finanzausgleich zu tun hat,
sondern mit dem Lehrstellenplan und die zurückgeht auf das Jahr 1985, glaube
ich, die immer wieder geändert worden ist und die wir jetzt neu überdenken
wollen.
Ich komme zum Schluss. Ich glaube, dass es auch ein
wichtiges Ergebnis ist, dass es gelungen ist, sich durchzusetzen gegenüber dem
Bund mit der Forderung nach einem einheitlichen Verteilungsschlüssel über alle
Steuern hinweg. Wir alle erinnern uns, dass sich im Zusammenhang mit dem
Budgetbegleitgesetz 2003 der Bund mit seinen eigenen Steuern, die ihm
zugeflossen sind, also insbesondere den Energieabgaben – Kohlenabgabe neu
eingeführt, Mineralölsteuer deutlich erhöht –, quasi zur Gegenfinanzierung der
Steuerreform ein ordentliches Körberlgeld verschafft hat. Das ist in Zukunft
nicht mehr möglich. In Zukunft gibt es einen einheitlichen Aufteilungsschlüssel,
und alles, was der Bund sich selbst auf die Seite schaffen will, muss er mit
den Ländern teilen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich respektiere
Ihre Motive, sich bei diesen einzelnen Maßnahmen, die im Mittelpunkt der Diskussion
stehen, nicht damit zu begnügen, dass es eine Balance gibt – immerhin sind bei
der Gegenfinanzierung drei Viertel solidarische Leistungen und ein Viertel geht
auf diesen kritisierten Bereich zurück –, sondern zu verlangen, im Einzelfall
die Sozialverträglichkeit zu überprüfen. Das teile ich. Ich glaube auch, dass
man sich mit der Frage beschäftigen muss, ob die bestehenden sozialen
Absicherungen, die es gibt – es gibt ja Ausnahmebestimmungen in diesem Bereich,
um diese Maßnahmen sozial verträglich zu machen –, auch weiterhin in diesem
Maße wirksam sind oder ob man hier Änderungen vornehmen muss.
Aber ich glaube – und das möchte ich dazusagen –, es
genügt nicht, dass man jetzt Vorschläge macht. Ihr Gesundheitssprecher hat
vorgeschlagen, man soll die Höchstbeitragsgrundlage auf über 600 EUR
anheben. Ist in Ordnung. Vorschläge fallen uns allen ein. Der entscheidende
Punkt ist: Du musst dich an den Verhandlungstisch setzen, du musst am
Verhandlungstisch sitzen, du musst dort einmal einen Platz finden, du musst
dann dort auch verhandeln, und du musst dich dort auch gegen die Regierung
durchsetzen. Du musst dich nicht durchsetzen gegen eine x-beliebige Regierung,
sondern du musst dich durchsetzen gegen jene Regierung, die wir jetzt haben,
die diese Linie ganz klar in eine bestimmte Richtung entwickelt hat. Das macht
den Unterschied, meine sehr geehrten Damen und Herren, zwischen einem realen
Verhandlungsergebnis und einer fiktiven parallel geführten Politdiskussion aus
der Sicht eines Kiebitzes, dem kein Spiel zu hoch ist. Das ist der Unterschied.
Daher sage ich: Ich habe bei der
Frage des Verhandlungsergebnisses zu keinem Zeitpunkt, wirklich zu keinem
Zeitpunkt, parteipolitische Taktiererei im Vordergrund gehabt, denn dann hätten
wir verhandeln müssen auf Abbruch, auf Zusammenbruch, auf Nichtzustandekommen,
sondern ich habe verhandelt, um ein möglichst gutes Ergebnis für die Länder,
Städte und Gemeinden zu erzielen. Ich habe das getan auch mit der ewigen
Prüfung, ob ich das mit meinen sozialdemokratischen
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