Gemeinderat,
48. Sitzung vom 08.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 18 von 45
durchforstet, welche Positionierungen es gerade
seitens der GRÜNEN seit Beginn des Jahres gegeben hat, so haben wir insgesamt
16 Aussendungen finden können. Da wird viel verlangt, was viel Geld
kostet: 1 000 Lehrer, 1 000 Polizisten, einmal sogar
1 500 Polizisten, 1 000 zusätzliche Leute beim
Pflegepersonal und vieles andere mehr. Konkrete Vorschläge, wie man denn das
tatsächlich alles auch finanzieren soll, wie die Stadt Wien in der Lage sein
soll, das zu finanzieren, hat man wenige gehört von den Wiener GRÜNEN. Ihr
distanziert euch jetzt anscheinend auch von den Vorschlägen der Bundes-GRÜNEN,
denn wenn ich mir die Aussendungen anschaue, habe ich bis jetzt noch nie etwas
gelesen, meine Damen und Herren. (GR Mag Christoph
Chorherr: Du hast gerade verlesen, was wir fordern!) Es ist schön, wenn es
so ist. (GR Mag Christoph Chorherr: Lies
das andere auch!) Tatsache ist, wenn ich mir die APA anschaue, gibt es in
der Richtung von den Wiener Grünen
keine einzige Aussendung. Da wird mit großen Zahlen, mit zusätzlichem Personal
in allen Bereichen agiert, aber Vorschläge zu diesem Bereich gab es nicht,
Vorschläge gibt es jetzt, nachdem es zu einem Verhandlungsergebnis gekommen
ist. Und das ist schon ein bisschen der Zugang der Muppet-Show. Also ich meine,
diesen Vorwurf kann man euch nicht ersparen. Man setzt sich hin, nasert nachher
herum, wenn man ein Verhandlungsergebnis hat, aber vorher sich in irgendeiner
Form zu positionieren, das gibt es nicht. Da kann man nur sagen, das ist das
Modell Muppet-Show, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ. – GR Mag
Christoph Chorherr: Aber der Gusenbauer ist startklar!)
Aber man
muss dazu sagen, es ist ja nicht das erste Mal. Es ist ja nicht das erste Mal,
dass sich die Grünen da
herstellen – das muss man schon noch einmal auf den Punkt bringen – und
versuchen, den Wienerinnen und Wienern klarzumachen: Das, was die Roten in Wien
machen, ist ja de facto eigentlich dasselbe wie Schwarz-Blau auf der
Bundesebene. Jetzt lasse ich einmal weg, welches Politikkonzept dahintersteckt.
Wahrscheinlich tangiert das die Wiener Grünen
in der Frage nicht sonderlich und wahrscheinlich wissen sie es auch nicht, aber
versuchen wir es trotzdem in aller Kürze Punkt für Punkt in ein paar wesentlichen
Kritikbereichen durchzugehen, wo wir durchaus oft ähnliche Kritik dessen haben,
was auf bundespolitischer Ebene passiert.
Nehmen wir
den Bereich des Sozialabbaus, der in den letzten vier Jahren mit einer Rasanz
von Schwarz-Blau auf der Bundesebene forciert wurde. Was haben wir in Wien
gemacht? Ich erinnere nur an die Debatten des Wiener Gemeinderates, die wir in
den letzten Wochen geführt haben. Wir haben das Sozialbudget in dem Bereich
verdoppelt, wir stehen zu unserer Verantwortung für die sozial Schwächsten in
Wien. Wir bekennen uns dazu, die Sozialdemokratie bekennt sich dazu in Wien,
meine Damen und Herren.
Was haben wir an durchaus gemeinsamer Kritik an der
verfehlten Wirtschaftspolitik, an den Investitionen, die auf ein Minimum
gesunken sind? Da finden wir uns durchaus in der Kritik. Was haben wir in Wien
gemacht? Wir halten uns natürlich nach wie vor an unser hohes
Investitionsniveau, weil wir wissen, dass wir als öffentliche Hand auch eine
Verantwortung haben. Auch da ist Wien komplett anders.
Nehmen wir einen anderen Bereich, der nicht so mit
den Finanzen zusammenhängt. Wie gehen wir mit dem Bereich der parlamentarischen
Rechte um? Wir haben weitgehende Minderheitsrechte, wir haben
Untersuchungskommissionen, wir haben, glaube ich, hier ein faires Miteinander
der Fraktionen. Wir gehen den ordentlichen Weg bei Gesetzwerdungen in diesem
Hause. Ich glaube, wir gehen auch in diesem Bereich einen anderen Weg.
Oder nehmen wir nur einen aktuellen Bereich, um noch
einmal den Unterschied tatsächlich klarzumachen, nehmen die aktuelle Diskussion
rund um die Grundversorgung von Migrantinnen und Migranten, von Asylwerbern in
dieser Stadt. Wie ist da die Positionierung des Bundes, wie ist die
Positionierung der Länder – sowohl des blauen Kärnten als auch einzelner
schwarzer Landeshauptleute –, und was machen wir in Wien? (StR Dr Johannes Hahn: Was ist mit Ihrem Landesrat in der
Steiermark?) Ich will es gar nicht aufzählen. Denken Sie selber darüber
nach, und ich glaube, Sie werden draufkommen, wie hanebüchen Ihre Formulierung
hier heute im Gemeinderat ist, meine Damen und Herren. (Beifall bei der
SPÖ.)
Es ließe sich diese Liste der Kritikpunkte an der
Politik dieser Bundesregierung endlos fortsetzen und es ließe sich Punkt für
Punkt nachweisen, dass wir in Wien tatsächlich versuchen, einen anderen Weg zu
gehen. Nur bei diesem anderen Weg sparen wir nicht, und es ist unsere
Verantwortung gegenüber unseren Wählerinnen und Wählern, die Verantwortung
gegenüber allen Wienerinnen und Wienern, dass man sich mit dieser
Bundesregierung auch in Detailfragen auseinandersetzt, mit ihr verhandelt, mit
ihr diskutiert und mir ihr versucht, die Interessen der Wienerinnen und Wiener
umzusetzen. Das wurde getan, und man sollte das einfach nicht zum Anlass für
einen Vorwurf nehmen, meine Damen und Herren.
Bei den Freiheitlichen, muss man sagen, ist man es ja
mittlerweile durchaus gewohnt, dass einmal so und einmal so geredet wird, dass
sie den Mund meistens ein bisschen zu voll nehmen, wenn es dann darum geht, das
eine oder andere zurückzunehmen. Da gibt es große Ankündigungen, was man nicht
alles verhindern wird – ich denke an die Diskussionen in der Pensionsreform und
in vielen anderen Bereichen auch –, aber man ist es letztendlich auch gewohnt,
dass sie ihre Versprechungen regelmäßig nicht erfüllen. Das haben die
Wählerinnen und Wähler mitbekommen und sie haben der FPÖ auch die
entsprechenden Wahlergebnisse beschert.
Aber es entbehrt trotz alledem und
trotz aller Gewohnheitseffekte im konkreten Fall natürlich wieder einmal nicht
einer gewissen Pikanterie, wenn die Freiheitlichen uns hier ein Chaos vorwerfen
im Zuge von sehr strukturierten Verhandlungen. Das ist natürlich ein durchaus
bedeutsamer Vorwurf, denn eines muss man
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