Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 123
daran ist die
blau-schwarze Bundesregierung schuld.
Schade, dass
die Kolleginnen und Kollegen jetzt den Saal verlassen, anscheinend möchten sie
auch die Argumente nicht hören, was bei den Redebeiträgen heute hier auch schon
zu sehen war, dass sie nämlich die Ohren zuklappen und nur durch. Es ist auch
unangenehm, wenn man sich die Situation in diesem Land anschaut, wenn man sich
das Budget des Bundes anschaut und dieses mit Wien vergleicht. Denn die
blau-schwarze Bundesregierung hat es sogar geschafft, natürlich weit am
Nulldefizit vorbei zu kommen, und sie hat es auch geschafft, ein höheres
Budgetdefizit zu haben. Selbst als wir 1997 bis 1999 beispielsweise einen
sozialdemokratischen Finanzminister hatten, gab es weitaus nicht dieses
Budgetdefizit.
Und gefasst
machen können sich leider, Kollege Serles, die Österreicherinnen und Österreicher,
so fürchte ich, auf eine Belastungswelle, die 2005 bis 2008 auf uns zu rollen
wird. Zweimal darf man sich ausrechnen, wer diese Belastungen zu tragen hat.
Finanzminister Grasser hat ja wieder angekündigt, dass es 2008 ein Nulldefizit
geben soll. Das heißt, man wird im Jahr 2005 bis 2008 rund
9 Milliarden EUR hereinbringen müssen, und wie das die
Bundesregierung getan hat in den letzten Jahren, das wissen wir. Das heißt, es
gilt Schlimmes zu befürchten, denn die Bilanz sieht so aus, es gibt ein höheres
Budgetdefizit, es gibt mehr Arbeitslose, es gibt ein schwächeres
Wirtschaftswachstum, mehr Steuerlasten, eine höhere Inflation und weniger
Familiensilber im Hause Österreich, und das muss man einmal zusammenbringen. (Beifall
bei der SPÖ. – GR Franz Ekkamp: Nun, die ÖVP schon!)
In den letzten
4 Jahren gab es – auch ich könnte jetzt eine Leseübung veranstalten, ich
mache das aber nicht, ich habe sie nur mitgenommen, ich gebe sie Ihnen dann
gerne – insgesamt 44 neue Belastungen seitens der Bundesregierung. Es gibt um
50 000 Arbeitslose mehr seit dem Jahr 2000 und es gibt eine
Stagnation der Realeinkommen und Wien versucht hier, entgegen zu wirken so weit
das möglich ist.
Und Wien hat hier
hohe Belastungen zu tragen, denn - und ich denke, das muss man sich einmal auf
der Zunge zergehen lassen - seit dem Jahr 2000 gibt es ein Plus von
75 Prozent bei den Sozialhilfebezieherinnen und -beziehern.
Das muss man
sich einmal vorstellen, was das bedeutet. Wien nimmt die Aufgabe ernst, darum
haben wir auch hier ein Plus in unserem Budget im Bereich der sozialen
Dienstleistungen. Erstmals wird es für den FSW und für seine Gesamtaufgaben
über 700 Millionen EUR geben, und auch in dem Bereich, der uns allen
gemeinsam, denke ich, sehr wichtig ist und den ich jetzt so unter
Pflegenetzwerke beschreiben möchte, wird es Erhöhungen geben.
Lassen Sie
mich hier nur zwei anführen, weil sie mir persönlich sehr wichtig sind: Das ist
der Bereich Seniorenwohnheime und Pflegeheime, der ein Plus von 17 Millionen EUR,
oder aber auch der allzu wichtige Bereich der ambulanten Dienste und
Hauskrankenpflege, der auch ein Plus von 17 Millionen EUR aufweist,
weil nämlich unser Ziel ist, dass jeder die individuelle Betreuung im Alter
bekommt, die er auch braucht und ich denke, wir sind hier auf einem guten Weg.
Und wir haben
es auch geschafft, dass es im Jahr 2005 einen Anstieg bei der
Behindertenhilfe geben wird. Ich glaube, auch darauf können wir stolz sein, und
ich denke auch, im Bereich des Heizkostenzuschusses – das wurde heute schon
angesprochen – kommt Wien seiner sozialen Verantwortung nach. Im Gegensatz zur
Bundesregierung - ich weiß nicht, ob Herr Strache mich jetzt hört -, die
nämlich trotz gestiegener Einnahmen auf Grund der Energiesteuereinnahmen von
insgesamt 270 Millionen EUR überhaupt keine Hilfe in diesem Bereich
für die sozial Schwachen vorgesehen hat.
Ich möchte
einen Themenbereich hier besonders ansprechen, und das ist die
Arbeitsmarktsituation in Wien. Denn - und das freut uns sehr - in Wien können
wir mittlerweile den dritten Monat hintereinander einen Rückgang der
Arbeitslosigkeit feststellen, auch bei den Frauen, was mich persönlich sehr
freut, und es zeigt, dass unsere Initiativen in diesem Bereich greifen.
Wir haben
viele Sonderprogramme seit 2002 gehabt, vor allem für Jugendliche und Frauen
und - darauf bin ich sehr stolz - wir können nächstes Jahr, im Jahr 2005,
insgesamt 42 Millionen EUR für aktive Arbeitsmarktpolitik in dieser
Stadt verwenden. Die Mittel für den WAFF wurden erhöht, nämlich insgesamt um
2 Millionen EUR und mich freut besonders, dass wir eines erreicht
haben, dass nämlich die Sonderprogramme für Frauen voll abgesichert ins
Regelbudget, ins Regelprogramm des WAFF, übernommen werden konnten. Das ist
eine tolle Leistung, noch dazu vor dem Hintergrund, dass im Durchschnitt mehr
als 50 Prozent der TeilnehmerInnen an den WAFF-Maßnahmen Frauen sind. Das
heißt, man kann insgesamt sagen, dass 21 Millionen EUR direkt Frauen
zugute kommen. Ich denke, das wird auch meine Kollegin Vana sehr freuen, die
immer wieder auf diesen Umstand hingewiesen hat. Das heißt, wir konnten nicht
nur Sonderprogramme ins Regelbudget übernehmen, sondern wir können heute auch
sagen, dass die Hälfte aller WAFF-Maßnahmen direkt Frauen zugute kommt. Das
heißt, die Investitionen der Stadt lohnen sich hier, wenn man sich eben auch
die Entwicklungen, die aktuellsten Entwicklungen, vor allem auch im
Arbeitslosenbereich, ansieht.
Anders im
Bund, denn nach wie vor gibt es nicht die versprochene Personalaufstockung beim
AMS, was besonders dramatisch ist, weil das nämlich bedeutet, dass die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des AMS eine dramatische Arbeitsmarktsituation
um sich haben, da sie aus gleichbleibenden Mitteln einfach mehr Aufgaben
leisten müssen.
Die arbeitsmarktpolitische Bilanz
der Bundesregierung ist katastrophal, und vor allem die Situation der
betroffenen Arbeitslosen wird immer dramatischer. Nur ein paar Zahlen: 2003
hielt eine Beschäftigung nur mehr durchschnittlich maximal 2 Jahre, wobei
alleine bereits 40 Prozent davon nicht einmal 3 Monate hielt und nur
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