Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 123
30 Prozent
länger als ein Jahr. Insgesamt waren 2003 über 774 000 Personen
mindestens einmal arbeitslos. Das muss man sich vorstellen, das sind ungefähr
die Beschäftigten, die wir in Wien haben. So viele Personen waren mindestens
einmal arbeitslos in Österreich, und wer arbeitslos ist, hat es auch immer
schwieriger. Das durchschnittliche Arbeitslosengeld beträgt derzeit
670 EUR monatlich, bei Frauen sind es überhaupt nur 630 EUR.
Ich könnte da
auch noch eingehen auf den Bereich der atypisch Beschäftigten. Eine besonders
dramatische Entwicklung spielt sich hier ab, vor allem für Frauen. Und gerade
bei diesen schwierigen Rahmenbedingungen freut es mich, dass die Wiener
Investitionen hier gegriffen haben und dass Wien für Frauenbeschäftigung hier
viel tut und wir auch in Wien die höchste Frauenerwerbsquote von ganz
Österreich haben. Es sind maßgeschneiderte Programme, die vom WAFF von Anfang
an angeboten wurden. Um nur zwei zu erwähnen, nämlich genau jene, die jetzt ins
Regelbudget übernommen werden: Das ist das Programm “NOVA“. Ab 2005 können mit
1,7 Millionen EUR rund 2 200 Frauen speziell geschult und
betreut werden, oder aber auch das Programm “FRECH“, angepasst vor allem an
gering qualifizierte Frauen, die sich in Beschäftigung befinden und umsteigen
wollen. Es werden hier bis zu 3 700 EUR Schulungskosten übernommen.
Das ist eine ganz tolle Initiative und es können heuer und nächstes Jahr noch
einmal je 1 500 Frauen von dieser Initiative profitieren.
Ganz kurz am
Rande sei auch noch erwähnt, dass wir uns auch um die ganz jungen Frauen
kümmern, da nämlich dort die Entscheidung beginnt, wie der Arbeitsweg
weiterläuft. Es gibt da ganz spezielle Programme auch für junge Frauen und
Mädchen.
Aber, und
jetzt komme ich zu einem Punkt, der heute hier falsch und von zwei Herren
angesprochen wurde, nämlich zum Thema Kinderbetreuung, denn all das hat keinen
Sinn, wenn es nicht auch die dementsprechende Kinderbetreuung gibt. Sie werden
sich denken, dass ich das bei fast jeder Rede anspreche, aber ich spreche es
deshalb an, weil es eben das Um und Auf für Frauenbeschäftigung ist und weil
wir hier in Österreich noch ganz hinten sind im Rahmen der Europäischen Union.
Kinderbetreuung ist das Um und Auf, denn wenn es keine Kinderbetreuung gibt,
gibt es kein eigenständiges Einkommen, gibt es keine Unabhängigkeit und gibt es
auch keine eigenständige Pension, von der vielleicht auch einmal eine Frau
leben kann.
In diesem
Zusammenhang möchte ich nur zwei Zahlen erwähnen: Drei Viertel aller
Krippenplätze befinden sich in Wien, also drei Viertel aller Krippenplätze
Österreichs befinden sich in Wien. Da kann man sich vorstellen, welche
Möglichkeiten Frauen eigentlich überhaupt außerhalb Wiens haben, mit Kindern
unter 3 Jahren arbeiten zu gehen, nämlich de facto fast gar keine.
Und in Wien
haben wir de facto eine Vollversorgung für die 3- bis 6-Jährigen. Darauf können
wir stolz sein, das ist ein ganz tolles Netz, glaube ich, und das wird uns auch
von allen anderen Parteien in diesem Haus immer gesagt. Es ist nur wichtig,
immer darauf hinzuweisen, weil es nämlich leider in anderen Bundesländern nicht
so ist. Dort gibt es keine Kinderbetreuung, de facto unter drei Jahren
überhaupt nicht, das heißt, Frauen können überhaupt nicht arbeiten gehen, und
deshalb ist es hier so wichtig. Die EU hat bereits festgestellt, dass bei den
ganz Kleinen 57 000 Plätze in Österreich fehlen, insgesamt sind es sicher
an die 90 000 Plätze, die nach wie vor in Österreich fehlen, und die Kindergeld-Dramatik
verschärft hier die Situation.
Sie wissen,
das Problem sehen wir erst jetzt, sehen auch Sie jetzt, wir haben aber schon
mehrmals von dieser Stelle in den letzten Jahren darauf hingewiesen, dass durch
das Kindergeld Frauen immer länger vom Arbeitsmarkt ferngehalten werden. Sie
haben de facto die von Ihnen immer so propagierte Wahlfreiheit überhaupt nicht,
denn je länger sie weg sind vom Beruf, desto schwieriger schaffen sie auch den
Wiedereinstieg und nachdem es ja keine Kinderbetreuungseinrichtung gibt,
schaffen Sie es manchmal de facto in den anderen Bundesländern überhaupt nicht.
Und auch für
Wien gibt es solche Schätzungen. Es gibt zum Beispiel eine Schätzung, die sagt,
dass rund 50 Prozent aller berufstätigen Mütter, die ihre Kinder derzeit
in Krippen, Kindergärten oder Horten der Stadt haben, nicht arbeiten gehen
könnten, wenn es eben nicht diese Einrichtungen gäbe, aber wir in Wien haben
Gott sei Dank dieses Kinderbetreuungsnetz, und darauf sind wir sehr stolz. (Beifall bei der SPÖ.)
Und jetzt komme
ich noch kurz auf die soziale
Staffelung zu sprechen: Es ist gut, wenn es Kinderbetreuungseinrichtungen gibt,
noch besser ist es aber, wenn es sich alle leisten können. Und wir haben Gott
sei Dank in Wien das System der sozialen Staffelung und wir haben in den
letzten Jahren eines gemacht, dass wir nämlich die Staffelung verschoben haben.
Wir haben nämlich dafür gesorgt, dass alle bis zu einem Einkommen von
1 000 EUR nichts im Kindergarten zahlen müssen, das heißt, bei dem
von Ihnen Angesprochenen - ich weiß nicht, wer es gesagt hat, ich glaube die
Kollegen Kabas und Serles -, dass wir nämlich die Kindergartenbeiträge erhöht
haben, haben Sie leider eine Kleinigkeit vergessen, nämlich dass wir es
geschafft haben, dass mehr Menschen mit geringem Einkommen hier in Wien
kostenlose Kinderbetreuung in Anspruch nehmen können. Das ist die Kleinigkeit,
die Sie leider vergessen haben in Ihrer Leseübung hier vorne. Es ist nur ein
Punkt, den ich jetzt erwähne, den Sie so halbwahr hier dargestellt haben. Sie
haben nämlich den wichtigsten Punkt dieser Reform vergessen.
Ihnen geht es ja angeblich immer so um den kleinen
Mann, um die kleine Frau, das haben wir ja heute ohnedies noch nicht gehört,
und gerade für die haben wir hier einiges zustande gebracht. Und wie sich aber
die soziale Situation in diesem Land verschärft, sehen wir auch daran, dass
immer mehr Menschen genau diese Einkommensgrenze in Anspruch nehmen müssen,
weil sie eben weniger verdienen. Wir in Wien haben Gott sei Dank diese
Möglichkeit geschaffen und ich bin stolz
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