Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 123
Punkten falsch ist, weil Sie Äpfel mit Birnen vergleichen und weil Sie nicht Vergleichbares in den Jahren 2004 und 2005 einander gegenüberstellen. Erstens einmal gilt das beim Personalaufwand, der 2004 bei manchen Ansätzen, etwa bei der Behindertenhilfe, nicht enthalten war, aber 2005 schon enthalten ist. Da wird aus einem formalen Grund ein Anstieg aufgewiesen, der inhaltlich keiner ist.
Genauso ist es
bei der Umsatzsteuer, meine Damen und Herren: Da war auf manchen Ansätzen, zum
Beispiel bei den Pensionistenwohnhäusern, heuer noch netto veranschlagt, also
ohne Umsatzsteuer; im nächsten Jahr, 2005, wird vom Fonds aber brutto
veranschlagt, sodass die USt jetzt einfach eine Mehrausgabe ist und in der
Sache selbst keine Steigerung vorhanden ist, sondern die Steigerung nur durch
die Umsatzsteuer bedingt ist. Es zeigt daher eine erste Analyse dieser Daten,
die geliefert werden, dass in wesentlichen Dingen Äpfel mit Birnen verglichen
werden. Ich meine, dass man das Informationsbedürfnis, das legitime
Informationsbedürfnis aller im Gemeinderat vertretenen Parteien einfach nicht
so abhandeln kann.
Herr Vizebürgermeister!
Meine Damen und Herren! Wir haben uns daher entschlossen, in dieser Sache eine
Dringliche Anfrage an den Herrn Bürgermeister zu richten. Wir werden deshalb am
Mittwoch ausführlich die Möglichkeit haben, die Budgethoheit in diesem Haus beim
Fonds Soziales Wien zu diskutieren. Wir lassen uns diesen Umgang nicht mehr
länger gefallen, und wir werden mit dieser Dringlichen die Budgethoheit des
Wiener Gemeinderates wieder durchsetzen! (Beifall bei der FPÖ.)
Meine Damen
und Herren! Es gibt auch im Bereich der Gesundheit diese Flucht aus der
Verantwortung. Es ist ja heute bereits analysiert worden, dass 2005 auf Kosten
der Gesundheit gespart wird. Das laufende Defizit explodiert, und aufgrund des
Finanzierungsübereinkommens muss der KAV bei den Investitionen die Mittel
einsparen. Unsere Spitäler müssen im nächsten Jahr ihre Investitionen um
37 Millionen EUR kürzen.
Wenn man nun
die Abschreibungen - also jene Position, die die Abnützung der Anlagen aufzeigt
- mit dieser Investitionssumme vergleicht, dann zeigt sich, meine Damen und
Herren, dass in den Spitälern im nächsten Jahr nur 40 Prozent der
notwendigen Investitionen getätigt werden können. Das heißt, dass altes Gerät
gegen modernes Gerät nicht einmal mehr zur Hälfte, nämlich nur im Ausmaß von
40 Prozent, ausgetauscht werden kann. Das heißt nichts anderes, als dass
mit diesem Budget die Versorgung auf dem letzten Stand der medizinischen
Wissenschaft nicht mehr garantiert werden kann. (Zwischenruf des GR Kurt
Wagner.)
Dieses Budget zeigt
auch, dass von der Pflegemilliarde nichts im Budget zu finden ist. Es gibt
nicht, wie versprochen, mehr Geld für die Pflege, sondern es wird auch bei den
Investitionen in den Pflegeheimen gekürzt. Es gibt auch da Kürzungen, und auch
da gibt es den Versuch der Verschleierung, der Vernebelung, der Verdunkelung,
Herr Vizebürgermeister. Es sind im Wirtschaftsplan des KAV private Mittel
ausgewiesen, 27 Millionen EUR aus privaten Quellen, aus Public
Private Partnership-Modellen. Aber wenn man nachfragt, was für Projekte das
konkret sind, dann gibt es keine Antwort. Dann muss man erkennen, dass diese
Mittel aus privaten Quellen einfach potemkinsche Dörfer sind, um die
Mittelknappheit in den Spitälern zu verschleiern.
Meine Damen
und Herren! Ich meine daher, wir sollten uns diese Flucht aus der
Verantwortung, diese Verschleierung, diese Vernebelung der Zahlen nicht
gefallen lassen. Wir sollten uns die Ausschaltung der Budgethoheit in diesem
Haus nicht mehr länger gefallen lassen. Herr Finanzstadtrat, ich fordere Sie
daher auf: Sorgen Sie dafür, dass diesem Gemeinderat in Zukunft rechtzeitig vor
der Beschlussfassung alle notwendigen Zahlen zur Verfügung gestellt werden, und
respektieren Sie in Zukunft die Budgethoheit dieses Wiener Gemeinderates! (Beifall
bei der FPÖ.)
Meine Damen
und Herren! Die freiheitliche Fraktion wird diesen Voranschlag ablehnen. Es
soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass, so wie jedes Ding, auch dieses Budget
seine guten Seiten hat. Positiv ist zweifellos, dass Wien im nächsten Jahr einen
Maastricht-Überschuss ausweisen kann. Positiv ist, dass Wien im neuen
Finanzausgleich sehr gut abschneidet. Positiv ist, dass wir sehr viele
Mehreinnahmen aus diesem Finanzausgleich lukrieren werden, insgesamt
56 Millionen EUR zusätzlich pro Jahr.
Meine Damen
und Herren! Es war dieses positive Ergebnis für Wien natürlich nur möglich,
weil der abgestufte Bevölkerungsschlüssel weiterhin gilt. Dieser abgestufte
Schlüssel, der ja das finanzielle Rückgrat der Stadt ist, ist bei den letzten
Finanzausgleichen, weil man den kleinen Gemeinden entgegenkommen wollte, immer
mehr ausgehöhlt worden. Meine Damen und Herren, es ist bei diesem
Finanzausgleich etwas passiert, was eigentlich niemand für möglich gehalten
hatte: Dass nämlich die Wirkung des abgestuften Schlüssels für Wien sogar
verbessert wurde. Es wurde die Wirkung für Wien, wie gesagt, um insgesamt
56 Millionen EUR pro Jahr verbessert.
Meine Damen
und Herren! Wir haben in der Bundesregierung eine Neuaufschnürung des
Gesundheitspaketes durchgesetzt. Aus diesem Gesundheitspaket wird die Stadt
Wien 30 Millionen EUR lukrieren, auch nach der Neuverhandlung, auch
nach dieser Neuaufschnürung. Aber wir haben diesem Gesundheitspaket - es hat ja
lange Diskussionen in diesem Haus gegeben - die sozialen Giftzähne, wie es der
Vorsitzende Gusenbauer einmal formuliert hat, gezogen. Wir haben nämlich
verhindert, dass der Spitalskostenbeitrag erhöht wird, wir haben die Erhöhung
der Rezeptgebühr verhindert, und wir haben das repariert, was andere bei diesen
Verhandlungen verbockt haben. Wir sind stolz darauf, dass durch unser Veto im
Ministerrat noch dieses positives Ergebnis erzielt werden konnte. (Beifall
bei der FPÖ.)
Meine Damen und Herren! Wir
sollten aber jetzt, nach diesem Kompromiss, nach dem sozial ausgewogenen neuen
Kompromiss, wieder zu einer neuen
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