Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 123
die ist es sehr still
geworden. Ich habe noch keine Einladung gekriegt zu einer Eröffnung von
Dialyseplätzen im Wilhelminenspital. Die sind vielleicht so virtuell wie die
Pflegemilliarde, und wir wissen nicht, was daraus geworden ist und ob noch was
daraus wird. Aber das tägliche Elend der vierten Schicht in den Krankenhäusern,
diese Notmaßnahme ist geblieben, man hat sie nicht abgeschafft.
Wir reden im
Zusammenhang um die Neuorientierung und Neukonzeptionierung der Pflegeheime
auch darüber, Sonderkrankenhäuser für Geriatrie zu errichten, Frau Stadträtin.
Und die GRÜNEN können so einem Sonderkrankenhaus viel abgewinnen, wenn es ein
Krankenhaus ist, in das man hineingeht und dann wieder hinausgeht. Das ist
nämlich das Wesen des Krankenhauses, dass es ein vorübergehender Aufenthalt ist
und nicht eine Pflegelangzeitstation. Aber diese Sonderkrankenhäuser für
Geriatrie – und da hat der Herr Prof Giesinger einen guten Vorschlag gemacht –
könnten ergänzt werden durch Dialyseabteilungen. Denn die Zahl der über
75-Jährigen, die dialysebedürftig sind, hat sich in den letzten 10°Jahren mehr
als verdoppelt, und ein weiterer Zuwachs ist zu erwarten. Warum also nicht,
wenn man über ein Pflegekrankenhaus in Lainz nachdenkt, dort eine eigene
Dialysestation einzurichten, damit die Menschen nicht transportiert werden
müssen, um diese wichtige gesundheitserhaltende und lebensverlängernde
Behandlung zu bekommen?
Noch eine
Baustelle, Frau Stadträtin: Das Donauspital. Der Rechnungshofbericht, der
vorliegt und den Sie sicher auch studiert haben – ich hoffe es zumindest, Sie
haben ihn eingehend studiert –, zeigt, wie viel Geld verschwendet wird durch
simples Nichtsteuern, Nichthandeln im Bereich des Krankenanstaltenverbundes.
Was am Donauspital erhoben wurde, ist – und das ist in Bezug auf die Bezüge der
Spitalsärzte ja evident, auch für die anderen Häuser gültig –
Geldverschwendung, nämlich man hat damals bei der durchaus anerkennenswerten
und begrüßenswerten Anpassung oder Erhöhung der Bezüge der Spitalsärzte
junktimiert, dass die Dienstzeiten flexibilisiert werden sollen, und zwar
zugunsten der Spitäler, nicht etwa zugunsten der Führung von
Privatordinationen, sondern zugunsten der Spitäler, dass der Betrieb besser
ausgelastet werden kann. Die Gehaltserhöhungen, die die Ärzte und Ärztinnen des
Krankenanstaltenverbundes zwischen 2001 und 2004 nämlich bekommen haben, haben
einen Zuwachs von 34 Prozent bedeutet. 34 Prozent, da kann man sagen:
Gut verhandelt. Das sind so im Schnitt je 800 EUR, hat der Rechnungshof zu
Tage gebracht. Wer so viel zusätzliches Gehalt bekommt, sollte den anderen Teil
seiner Vereinbarung auch wahrmachen und die Flexibilisierung zugunsten des
Spitals nicht behindern und aus eigenem in Angriff nehmen, und damit meine ich
den Krankenanstaltenverbund. Stattdessen, meine werten Kollegen und Kolleginnen
und Frau Stadträtin, wurde nicht nur nicht die Normalarbeitszeit erbracht,
sondern Überstunden verrechnet. Obwohl die Normalarbeitszeit noch nicht
ausgeschöpft war im Donauspital, hat man 6 500 Überstunden veranschlagt
und abgerechnet. Das, Frau Stadträtin, ist Geldvernichtung in einem
Unternehmen, dem das Wasser bis zum Hals steht.
Und dann hat
der Rechnungshof festgestellt, dass der Bettenmangel im SMZ-Ost
selbstverschuldet ist durch Fehlbelegungen, dass nämlich in Akutbetten Menschen
liegen, die dort weder hingehören noch denen es zumutbar ist, und schon gar
nicht auf die Dauer, dass sie im Spital bleiben. Das sind so schweigende Fälle
von Verachtung, von Missachtung menschlichen Leids. Beispiel, und das hat der
Rechnungshof ausgeführt, ist ein Patient, ein psychiatrischer Patient, der seit
1996 nicht mehr im Akutbereich verbleiben sollte, weil dort für ihn keine
weitere Heilbehandlung möglich wäre und eine Überstellung in eine betreute
Wohngemeinschaft Sinn gemacht hätte. Seit 1996 liegt dieser psychiatrische
Patient im SMZ-Ost in einem Akutbett. Das heißt, Bett und Nachtkastel, keine
Tagesstruktur, wo relativ wenig Förderungsmaßnahmen sind, abwarten – abwarten
und nicht seine Lebensgestaltung mit dieser Krankheit in einem positiven Sinn
in Angriff nehmen.
Es ist
menschenverachtend, und es ist teuer. 1,1 Millionen EUR, hat der
Rechnungshof errechnet, sind dadurch an zusätzlichen Kosten für diesen einen
Patienten entstanden. 1,1 Millionen EUR! Da hätte man viele
Wohngemeinschaften einrichten können um das Geld, wenn man gleichzeitig weiß,
dass der PSD im selben Zeitraum in seinen Wohnungen, die für psychisch Kranke
vorgesehen und eingerichtet sind, nur 60 Prozent Auslastung hat. Dann
fragt man sich, ob in der Gemeinde Wien zwei Institutionen, nämlich die
Krankenhäuser und der PSD, die hoch dotiert sind, überhaupt wissen, was der
eine und der andere tut. Der eine nimmt keinen auf, und die anderen verlegen
Akutbetten. Das ist unmenschlich und Geldvernichtung.
Dann hat der
Rechnungshof festgestellt, dass die Wartezeiten auf OPs lang und länger werden,
und zwar nicht etwa, weil es zu wenig OP-Tische gibt oder weil es zu wenig
Personal gibt oder weil die Intensivstation überlastet wäre oder sonstige
Gründe, nein, die Wartezeiten sind deshalb am Steigen, weil die OP-Zeiten nicht
eingehalten werden. Und wissen Sie, warum nicht? Weil die Chirurgen zu spät
kommen. Die Chirurgen kommen zu spät, waren vielleicht noch in der
Privatpraxis, hatten noch einen Privatpatienten. Sie kommen zu spät an den Ort
ihres primären Wirkens. Dort steht die Partie, dort können die Leute nicht
behandelt werden. Dort liegen Patienten, denen man schon die so genannte
Wurschtigkeitsspritze verpasst hat. Und dann kommen sie nicht dran, weil der
Herr Chirurg oder die Frau Chirurgin – meistens sind es die Männer – nicht
erschienen ist. Und das bleibt folgenlos. Das kann der Rechnungshof
konstatieren und offensichtlich zuckt man im Krankenanstaltenverbund nur die
Achseln.
Dazu
kommt noch, dass die Dienste der verschiedenen Berufsgruppen rund um den
OP-Bereich nicht aufeinander abgestimmt sind. Da haben die einen gerade
Dienstschluss, während die anderen schon länger da sind, da sind
Dienstbesprechungen, die nicht
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