Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 90 von 123
sei Dank eher am richtigen Weg. Ihre erste Maßnahme im Drogenbereich war eine richtige, nämlich eben im Primärpräventionsbereich.
Also, meine sehr geehrten Damen und Herren: Eine weitere Ausweitung,
wiederum nur in die gleiche Richtung Mittel hineinzugeben - Mittel, die dann in
der Primärprävention fehlen -, immer neue Einrichtungen, deren Evaluation ja
bis heute nicht einmal noch richtig angedacht ist, bevor man sich fragt, ja,
bringen denn die Einrichtungen, die es gibt, überhaupt etwas?, schon wieder die
nächste und die übernächste und so weiter zu erfinden. Nein, das ist nicht in
unserem Sinn!
Und eines sage ich Ihnen auch noch: Jawohl, wir sind für Normen, für
klare Wegweiser für die Jugendlichen, für eine selbstbestimmte und eine
selbstbewusste Gesellschaft. Jawohl, das muss man ihnen ja sagen: Wie schaut
die aus? - Dazu gibt es Gesetze und
Normen!
Da verstehe
ich Sie wirklich nicht: Ständig unerwünschten Entwicklungen nachzulaufen - ist
das das Richtige? Und die Schaffung unselbstständiger Dauerklienten für
städtische Einrichtungen - das kann es ja wohl wirklich nicht sein!
Wer die
gestrige Diskussion in "Offen gesagt" gesehen hat, die
interessanterweise wirklich auf einem sehr hohen Niveau geführt wurde, der hat
gesehen, dass unsere Positionen, die Positionen der Volkspartei, vollkommen auf
der Höhe der Zeit sind. Wir liegen genau richtig mit ihnen. Es wurden die
unterschiedlichsten Standpunkte vertreten, aber fast alle sind zu den gleichen
Schlüssen gekommen, zu denen auch wir kommen, nämlich: Die selbstbestimmte
Persönlichkeit zu fördern, die Verantwortlichkeit der Eltern einzufordern, dem
zügellosen Liberalisierungsdrang entgegenzutreten - dem zügellosen: Denn Sie
wollen ja das Cannabis zu Hause anbauen. Haben Sie dann noch irgendwelche
Möglichkeiten zu kontrollieren, was damit geschieht? – Nein!
Sinnlose
Zeitgeistigkeit, die Sie in den Vordergrund stellen wollen - oder besser:
"Zeit-Ungeistigkeit", so muss man da ja eigentlich sagen -, nach
vorangegangenen Liberalisierungsschritten dann betuliche Reparaturmaßnahmen zu
machen, das lehnen wir ab, meine sehr geehrten Damen und Herren! Deshalb können
wir leider auch Ihren weiteren betulichen Reparaturmaßnahmen in Form der
Anträge nicht zustimmen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Frau amtsf StRin Mag Brauner. Ich erteile es ihr.
Amtsf StRin Mag Renate Brauner: Sehr geehrte Damen und
Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herzlichen Dank für die zum Teil sehr
lebhafte Debatte! Das Ressort, das ich hier übernehmen durfte, ist ein unglaublich
tolles, ein unglaublich spannendes und, so denke ich, auch ein unglaublich
wichtiges Ressort. Und das Schönste, was mir in diesem Ressort begegnet ist,
sind die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Das möchte ich gleich zu Beginn
sagen, denn ich bin sowohl im Sozialbereich als auch im Gesundheitsbereich, in
den Akutspitälern, in der geriatrischen Versorgung dieser Stadt in den
vergangenen Wochen und Monaten so vielen unglaublich hoch qualifizierten und
engagierten Menschen begegnet, die vor Ort wunderbare Arbeit leisten, dass alle
Probleme und Schwierigkeiten und großen Aufgaben, die vor uns allen liegen,
allein durch das Kennenlernen dieser Menschen wettgemacht werden und dass sie
mir auch den Mut geben, all die vielen Themen und Probleme, von denen ja in der
Diskussion heute viele angeschnitten wurden, auch mit sehr viel Schwung und
Elan anzugehen. Deswegen tue ich gerade in meiner ersten Budgetdebatte zu
Beginn das, was mir das Allerwichtigste ist, nämlich mich bei all diesen
Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen wirklich sehr, sehr herzlich und aus vollem
Herzen zu bedanken. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich stehe
nicht an zuzugeben, dass ich in diesem Ressort auch sehr viel zu lernen habe.
Es ist ein sehr komplexes Ressort, es gibt viele Dinge. Ich lerne allerdings
auch - und das stelle ich heute wieder fest - in der politischen Debatte, denn
dieses Ressort hat offensichtlich eine ganz besondere Spezifität: Ich merke,
wenn wir in kleinen Runden beisammensitzen, wenn wir in Arbeitsgruppen, in
Beiräten oder anderen Gremien beisammensitzen, dass es eigentlich mit allen
Parteien und allen Kollegen und Kolleginnen recht konstruktive Diskussionen
gibt, dass wir uns alle einig sind, sehr oft auch in der Problemsicht, nicht
immer in den Lösungsvorschlägen – logischerweise, sonst wären wir nicht in
unterschiedlichen Parteien -, aber dass es eigentlich in vielen Bereichen eine
sehr gemeinsame Analyse gibt. Und ich bin dann immer ein wenig überrascht - und
ich stehe nicht an zu sagen, auch ein bisschen negativ überrascht -, dass in
der öffentlichen Debatte dann oft - und auch da will ich nicht verallgemeinern,
aber doch oft - so getan wird, als ob all die Dinge, über die wir hier
diskutieren, und all die Fragen, die sich uns stellen, und all die Themen, die
wir zu lösen haben, eigentlich nur auf individuelles Verschulden Einzelner
zurückzuführen wären und dass das eigentlich alles Probleme wären, die mit
einem Handstreich zu lösen wären - wo wir doch alle miteinander wissen, dass
das nicht so ist, dass es sich eben um sehr komplexe Fragen handelt.
Aber das ist
offensichtlich in diesem Bereich nicht nur politikimmanent, sondern auch
ressortimmanent, wenn ich nur etwa daran zurückdenke, dass ich mit großen,
staunenden Augen vor einigen Tagen im Fernsehen Vertreter von Raiffeisen
beobachten konnte, die gemeint hatten, sie übernehmen sofort 5°Spitäler und
sparen 1,6 Milliarden EUR ein. Und auf die ebenfalls sehr erstaunte
Frage des Reporters, wie sie denn das machen wollen, wurde gesagt, das sei ganz
einfach: Man lagert die Küchen aus und vereinheitlicht das EDV-System.
Wir, sehr
geehrte Damen und Herren, wissen, dass es nicht so einfach ist, und deswegen
wünsche ich mir - und ich werde auch versuchen, meinen Teil dazu beizutragen -,
dass wir diese differenzierte Ebene, die wir eigentlich im kleinen Kreis in den
vergangenen Wochen und Monaten, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren,
getroffen haben, auch in der öffentlichen Diskussion finden.
Ich
darf nur auf einige Punkte eingehen, die Frau Kollegin Pilz angesprochen hat.
In vielen Themen, die Sie,
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