Gemeinderat,
49. Sitzung vom 22.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 94 von 123
Wertschätzung des Berufes auch
den Individuen gegenüber entsprechend zum Ausdruck zu bringen. Ich glaube, dass
wir da wirklich ein bisschen vorsichtiger sein müssen und dass wir Dinge, die
zu kritisieren sind, auch kritisieren sollen, aber generell - und davon
überzeuge ich mich wirklich intensivst - ist gerade die Arbeit, die auch im
Geriatriezentrum Wienerwald von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemacht
wird - ich weiß, dass du das in Wirklichkeit ja auch so siehst -, eine sehr,
sehr gute. Ich glaube, dass wir das auch in der öffentlichen Diskussion
entsprechend sagen sollten, gerade weil wir wollen, dass wir mehr Menschen
finden, die in diesem Bereich tätig sind und die in diesem Bereich arbeiten.
Da
zur Frage der Finanzierung der Ordensspitäler gesagt wurde, das kann doch nicht
sein, dass die seitens des WIKRAF nur 40 Prozent an Zuschuss bekommen -
nun, das sind unsere Regeln! Es bekommen alle entsprechend diesen Zahlen, die
wir uns gemeinsam ausgemacht haben und die festgelegt wurden, einen Zuschuss.
Ein
bisschen muss ich schon sagen: Leicht macht ihr es der Gemeinde nicht! Denn man
sagt, wenn die Gemeinde selbst Trägerin ist, gibt es den 40-prozentigen
Zuschuss, den Rest soll die Gemeinde zahlen. Wenn sie nicht Trägerin ist -
wurscht: 40 Prozent Zuschuss, den Rest soll sie trotzdem zahlen. Es endet
immer damit, dass sämtliche finanziellen Belastungen bei der Gemeinde Wien
landen und dass wir dann auf der anderen Seite kritisiert werden, wenn unsere
Gesundheitskosten steigen und zum Teil sehr stark steigen. Ich denke, das ist
keine faire Umgangsweise.
Gerade
die Ordensspitäler - und ich bitte wirklich, einmal auch mit den Damen und
Herren dort zu sprechen - sind welche, die immer betonen, wie gut die
Zusammenarbeit mit der Stadt Wien ist und wie froh sie über diese
Zusammenarbeit sind. Es gibt andere Bundesländer - und ich möchte jetzt nicht
polemisch werden, deswegen sage ich nicht, welche, aber es sind nicht
sozialdemokratisch geführte Bundesländer -, dort wird den Ordensspitälern
gesagt: Ihr bekommt von uns gar nichts, weil ich euch, wenn ich euch Geld geben
müsste, nicht mehr brauche, da kann ich es ja gleich selbst machen! Fragen Sie
bitte die Damen und Herren von den Ordensspitälern danach, sie sagen es jedem:
In Wien ist die Zusammenarbeit sehr gut, und da gibt es viel mehr Unterstützung
als in anderen - ich sage noch einmal, nicht sozialdemokratisch geführten -
Bundesländern.
Zum
Abschluss zu dem, was Kollegin Landauer gesagt hat - auch das hat mit
Finanzierungsfragen zu tun. Zum einen ist über zusätzliches Personal diskutiert
worden, das es geben soll und das es auch gibt. Wir haben ja gerade im
Geriatriebereich zusätzlich Menschen aufgenommen, und zu dem bekennen wir uns
auch. Ich erlaube mir nur, darauf aufmerksam zu machen, dass das einer jener
Gründe ist, warum wir in einem der nächsten Ausschüsse wahrscheinlich wieder
darüber diskutieren werden, warum denn der Budgetplan des
Krankenanstaltenverbundes nicht eingehalten wird. Jede Maßnahme in diese
Richtung führt natürlich dazu, dass zwischen Budget und Vollzug eine noch
größere Unterschiedlichkeit ist, weil aufgrund der Qualitätsverbesserungen die
Einnahmen sinken, weil ohnehin optimistisch mit steigenden Einnahmen budgetiert
wurde und weil wir entsprechend zusätzliche Kosten durch zusätzliches Personal
haben - was politische Entscheidungen waren, was aber der Krankenanstaltenverbund
so weder vorhersehen konnte noch hätte machen dürfen, weil er ja nicht in der
Annahme budgetieren kann, dass politische Entscheidungen fallen werden, die zu
diesem Zeitpunkt noch nicht da waren.
Wo
ich Ihnen völlig zustimme, Frau Kollegin Landauer - und das sage ich deswegen
zum Schluss, weil ich glaube, dass das auch die Diskussion ist, wie wir sie
weiter fortführen müssen: Wie werden wir unser Gesundheitssystem in Zukunft
weiter finanzieren? Denn machen wir uns - und auch das möchte ich hier ganz
deutlich sagen - keine Illusionen! Die zusätzlichen Einnahmen, die es jetzt
gibt - im Zuge des Finanzausgleiches, im Zuge der zusätzlichen Vereinbarungen
für die Gesundheitsfinanzierung -, lösen, längerfristig gesehen, weder das
Problem der Spitäler noch das Problem der Sozialversicherungen. Wir sind froh,
dass wir sie haben, wir haben mit allen Mitteln darum gekämpft, aber sie sind
nicht die Lösung unser aller Probleme.
Hier
muss wirklich versucht werden, neue Wege zu gehen, und ich kann das, was Sie gesagt
haben, in vielen Bereichen unterstreichen. Auch ich glaube, dass wir hier
unsere Einnahmenbasis verbreitern müssen. Wir arbeiten mit Instrumenten des
vorigen Jahrtausends, um die Zukunft des jetzigen Jahrtausends zu lösen, denn
unsere Finanzierung geht von lauter Vollzeit- und zu 100°Prozent Beschäftigten
aus, und nur das ist die Basis der Sozialversicherungsfinanzierung. Das ist in
dieser Form weder Realität und - das erlaube ich mir anzumerken - auch nicht
gerecht. Denn ich sehe nicht ein, dass da jemand, der von seinem
Arbeitnehmereinkommen lebt, zahlen muss, dagegen jemand, der zum Beispiel von
Mieteinnahmen lebt, nicht entsprechend zahlt. (GR Mag Rüdiger Maresch: Aber
ihr habt nicht zugestimmt ...!) Ich denke, hier ist noch sehr viel an
Diskussion, auch an gesellschaftlicher Wertediskussion, zu führen. Ich bin sehr
gerne dazu bereit, auch wenn in meinen Augen die heutige Debatte nicht in allen
Bereichen so differenziert war, wie ich es mir gewünscht hätte.
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich lasse mich jedenfalls in
meinen Bemühungen um eine konstruktive Gesundheits- und Sozialpolitik auch
gemeinsam mit den Damen und Herren von der Opposition nicht abschütteln. Meine
Hand bleibt sozusagen ausgestreckt, und ich werde Sie weiter einladen, aber
auch fordern, diese Diskussion und dieses Miteinander entsprechend umzusetzen.
Ich glaube, die Basis, die wir mit dem heutigen Budget legen, ist eine sehr
gute: Es gibt mehr Geld für den Sozial- und Gesundheitsbereich, es gibt neue
Strukturen, es gibt einen Geriatrieplan, es wird sehr bald einen Spitalsplan
geben, es gibt eine permanente Evaluierung aller Bereiche und aller
Sozialleistungen, und dies alles unter Selbstbestimmtheit unserer Kunden und
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