Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 88
den Zeitungsartikeln und auch aus diesen attraktiven Auftritten auf Plakatwänden mit unserem Herrn Bürgermeister und auch mit den anderen weiblichen Mitgliedern der Stadtregierung. Das ist ein angenehmer Anblick, dass muss ich ja sagen. Aber von der Seite einer reformfreudigen Umweltpolitik dieser Stadt kennen wir Sie leider bisher noch nicht.
Das einzige, was ich erkennen kann, ist eine
Hinwendung zu übergeordneten Themen, wie zum Beispiel der Gentechnik oder der
Atomenergie.
Meine Damen und Herren! Die Aufgaben einer Wiener
Umweltstadträtin kann es nicht sein, der EU und der Bundesregierung und wem
sonst noch alles Ratschläge zu geben in Umweltbereichen, die gar nicht in der
Landeskompetenz liegen. Und ich verstehe das auch gar nicht. Gerade Sie als
Wiener Stadtregierung, Sie pochen doch immer auf Landeskompetenz und verweisen
immer auf Bundeskompetenz negativ hin. Und Sie, Frau Stadträtin, möchten sich
unbedingt mit Gentechnikproblemen und mit der Atompolitik beschäftigen, oder
haben Sie in Ihrem Ressort eigentlich sonst nichts zu tun? Das kann ich bei der
Fülle dieser offenen Umweltfragen eigentlich gar nicht glauben.
Ich meine, die
Aufgabe der Wiener Umweltstadträtin ist es in erster Linie, die Sicherung der
Umweltqualität für die Wienerinnen und Wiener zu garantieren, und dies ist
angesichts der Umweltpolitik und der bisher fragilen personellen Besetzung des
Ressorts bei weitem nicht gesichert.
Meine Damen und Herren! Ich spreche weder den Grünen noch der SPÖ-Stadträtin eine
fachliche Kompetenz und auch nicht das nötige Engagement in dieser Frage ab, aber
glauben Sie mir, diese Frage ist bei der Bundesregierung nicht nur besser,
sondern auch wirksamer aufgehoben. Wir sind hier gewählt worden, um den
Umweltschutz in Wien zu garantieren. Wenn Sie jetzt aber wirklich glauben, dass
Sie diese Themen besser angehen, dann kandidieren Sie das nächste Mal fürs
EU-Parlament oder auf Bundesebene. Denn mit dieser derzeitigen Umweltpolitik
verkommt das Umweltressort immer mehr in die Richtung, vor der wir immer
gewarnt haben, nämlich einer PR-Agentur der gerade amtierenden
Umweltstadträtin, die ihre Aufgabe darin sieht, möglichst oft und möglichst
natürlich positiv in den Zeitungen zu stehen. Für diese Funktionen sind uns
aber die Anliegen einer lebenswerten Umwelt viel zu wichtig, und wir rufen
daher dazu auf, dass die neue Umweltstadträtin endlich die Linie ihrer
Vorgängerin aufgibt und sich nicht nur auf PR-Präsentationen beschränkt,
sondern ein umfassendes Konzept für die Sanierung und Verbesserung der
Lebensqualität in dieser Stadt erarbeitet und es endlich auch umsetzt. (Beifall
bei der ÖVP.)
Und, Frau Stadträtin, die Neubesetzung war ja
wirklich schon notwendig, denn eigentlich waren zwei Stadträte nur damit
beschäftigt, zwei Perioden lang das Umweltressort in den Stillstand und in das
Chaos zu führen. Und es ist eigentlich nur der Beamtenschaft zu danken, dass
die Umweltpolitik dieser Stadt nicht ein Totalschaden ist, und daher bedanken
wir uns im Namen der Wiener Bürger und auch in unserem Namen für die tolle
Leistung der Beamtenschaft in unserem Umweltressort. (Beifall bei der ÖVP und von Bgm Dr Michael Häupl.) Herr
Bürgermeister, ich danke.
Aber eines ist klar: Wenn die Müllabfuhr
funktioniert und wenn klares Wasser aus den Wasserhähnen kommt und wenn die
Umwelt dieser Stadt entsprechend verwaltet ist, so geschieht dies ja trotz
dieser SPÖ-Stadtregierung und ihrer Umweltstadträte und nicht wegen ihnen. (GR
Harry Kopietz: Sehr politisch!) Und das ist ja leider, meine Damen und
Herren, seit Jahren politische Realität in dieser Stadt.
Und, Frau Stadträtin, so wie Sie an diese Sache
herangehen, wird dies auch in Zukunft leider so bleiben. Der beste Beweis ist
ja nicht nur Ihre bisherige Politik der ersten 100°Tage, sondern auch das
vorliegende Budget, das sich einfach umschreiben lässt: Es ist einfallslos, es
ist akzentlos und ohne innovative Kraft. Aber leider Gottes schaut nun einmal
die Umweltpolitik dieser Stadtregierung seit Jahren so aus, und das ist schade.
Gerade eine innovative Umweltpolitik könnte dafür
sorgen, dass nicht immer mehr Wiener der Stadt den Rücken kehren und sich im
Grüngürtel außerhalb dieser Stadt ansiedeln. Aber das tun sie leider Gottes,
und nicht zuletzt deshalb, weil sie dort diese Lebensqualität finden, die sie
sich eigentlich hier erwarten können. Diese Abwanderung einer wichtigen und
auch einkommensstarken Bevölkerungsgruppe schadet dieser Stadt. Und diese
Stadtflucht ist nichts anderes als eine Bürgerabstimmung mit den Füßen, die
ihrer Umweltpolitik damit auf folgenschwere Weise ein ganz schlechtes Zeugnis
ausstellt. (Beifall bei der ÖVP. – GR
Harry Kopietz: Wer hat die Rede geschrieben?) Ich. Ich habe sie geschrieben.
Wir haben nun mit Ihrer Amtsübernahme eigentlich
einen Neustart erwartet, als Sie dieses Amt übernommen haben. Doch gekommen
sind ein paar alte Vorschläge und Maßnahmen, die offensichtlich schon längere
Zeit in Vorbereitung waren und halt wegen der kommenden Umbesetzung des
Ressorts nicht durchgeführt wurden. Dass die Umweltpolitik tatsächlich schon
seit langem reparaturbedürftig ist, ist auch sogar aus den Aussagen des
Umweltberichtes der Wiener Umweltstadträtin zu entnehmen. Dort wird ja der
SPÖ-Stadtregierung unter dem ausdrücklichen Hinweis auf das Umweltressort
attestiert, dass diese Stadtregierung etwa bei der Frage der Handymasten nicht
auf die Sorgen der Bürger eingeht. Das sagt die Wiener Umweltanwältin.
Aber das ist nur ein Beispiel, dass in dieser Stadt
die Umweltanliegen fast keine Rolle mehr spielen, und das dokumentieren die
vorliegenden Zahlen dieses Budgets auch deutlich. Und wohl der Aussage folgend,
dass Wien von Haus aus über genügend Grün verfügt, kürzen Sie in diesem
Voranschlag einfach die Ausgaben für die Grünförderung, die so dringend
notwendig wäre.
Die
Investitionen des Stadtgartenamtes sinken. Und, Herr Hofrat Schiller, ich habe
Sie irgendwo gesehen, danke, dass Sie Wien so schön machen. Aber das kostet
natürlich, und da können die Investitionen nicht ganz
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