Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 88
Der Herr Bgm Häupl lässt sich zwar bei Weinernten und Weinlesefesten gerne ablichten und er wurde sogar zum Ökonomierat ernannt. Aber das muss ja für die Wiener Gärtner eigentlich einem Hohn gleichkommen, denn sie kämpfen gegen die Konkurrenz aus den Nachbarländern; von dort kommt halt der billigere Salat und von dort kommen die billigeren Paradeiser.
Der Herr Bürgermeister hat sich vor einigen Jahren
geweigert, über einen Antrag der Freiheitlichen die Wiener Gärtner stärker zu
unterstützen, sei es werbemäßig, aber auch durch verstärkten Einkauf durch
kommunale Einrichtungen, durch Krankenhäuser, Kindertagesheime, Schulen,
Pensionistenheime und so weiter.
Wir sind dennoch der Meinung, dass wir unter Bezug
auf "Frisch auf den Tisch" sicher keinen Verstoß gegen die
EU-Vorschriften begangen hätten, wenn man bevorzugt bei Wiener Gärtnern kaufen
würde. So transportieren wir halt den Wiener Salat, die Wiener Paradeiser oft
aus biologischem, nämlich aus integriertem Gemüsebau, aber sicher
gentechnikfrei über Hunderte Kilometer irgend woandershin und importieren Salat
und Paradeiser zum Teil aus dem Ausland, ohne zu wissen, wie sie produziert
wurden.
Die Wiener Glashausgärtner haben es auch schwerer als
die Gärtner in unseren südlichen Nachbarländern, denn sie müssen in den vielen
Monaten, in denen es wenig Sonne gibt, hohe Energiekosten aufwenden, um
produzieren zu können und die Glashäuser auch heizen zu können. Die massiven
Erhöhungen bei Strom – immerhin 8 Prozent in letzter Zeit – und den
Gaspreisen – 11,5 Prozent in eineinhalb Jahren – sind für sie nahezu
ruinös. So sieht nämlich die Unterstützung von Bgm Häupl und der Wiener
Stadtregierung für die Wiener Landwirtschaft wirklich aus.
Zur Gentechnik möchte ich jetzt nichts Kritisches
äußern. Ich sehe ein echtes Bemühen der StRin Sima, und ich bin auch neugierig
auf die konstruktiven Vorschläge und ihre Verhandlungsergebnisse mit dem
Nachbarland Niederösterreich.
Wien ist sauber, ist gelobt worden in den letzten Wochen.
Ja, für eine Großstadt im Großen und Ganzen sehr sauber. Das verdanken die
Wienerinnen und Wiener der MA 48, die für die Reinigung dieser Stadt
Großes leistet, und natürlich auch dem Stadtgartenamt, der MA 42, die uns
mit schöngestalteten Grünflächen erfreut. Für den Bürgermeister wirkt sich die
optische Sauberkeit der Stadt auch auf sein Image aus.
Frau Weissenberger hat in der "Presse" vom
5.11. darauf hingewiesen, dass in Wien jedes Jahr mehr Verbrechen angezeigt,
aber jedes Jahr weniger aufgeklärt werden, und trotzdem, sagen die
Kriminalsoziologen, fühlen sich die Wiener und Wienerinnen subjektiv sicherer
als früher. Nur jeder Fünfte hat Angst, Opfer von Kriminellen zu werden. In
Hamburg ist dies etwa die halbe Stadt, die sich fürchtet. Die Geheimwaffe
Wiens, so Weissenberger, ist, zugespitzt, die Müllabfuhr. Schaut es in einem
Grätzel ordentlich aus, liegt kein Mist auf der Straße, fühlen sich die
Bewohner gut aufgehoben. In Wien werden marode Viertel saniert, durch U-Bahnen
erschlossen, dann kommen neue Einkaufspassagen. Sie ziehen zwar Taschendiebe
und Dealer an, trotzdem erleben die Menschen die aufpolierte Umgebung als
sicherer. Weissenberger schließt daraus, dass Bgm Häupl die Wiener damit auch
noch locker bei den nächsten Wahlen einkochen kann. Eben, wie gesagt, dank der
MA 48.
Nun, wie sieht die Dankbarkeit dieser Stadt für die
Bediensteten der MA 48 aus? Sie hält sich in Grenzen. Ich erinnere daran,
dass wir vor einigen Jahren unter Hinweis auf die äußerst beengten und
unzumutbaren Arbeitsbedingungen in der Einsiedlergasse um horrendes Geld die
Waagner-Biró-Gründe in der Donaustadt angekauft haben. Die Kollegin Trammer hat
schon öfter darüber gesprochen. Aber ein für die Mitarbeiter
zufriedenstellendes Ergebnis, nämlich endlich in die neuen Quartiere einziehen
zu können, ist in weiter Zukunft oder überhaupt nicht vorhanden, denn es wird
geplant, getüftelt, es gibt Gerüchte, dass alles Mögliche hinkommen soll, nur
nicht die Arbeitsräumlichkeiten der MA 48.
Möglicherweise liegt die Schuld auch daran, dass der
Boden ebenso verseucht ist, dass man dort auch gar nichts bauen kann. Also ein
echter roter Murks, der die Steuerzahler viel Geld und die
MA 48-Mitarbeiter noch viel Geduld kosten wird.
Nicht nur das, auch die verfehlte Abfallwirtschaftspolitik
der SPÖ wird die Steuerzahler in Wien noch auf Jahre hinaus massiv belasten.
Zwar hat Bgm Häupl in diese Horrorpläne von StRin Kossina mit einer riesigen
Müllverbrennungsanlage in Simmering eingegriffen, aber nur soweit, als er die
Kapazität der Müllverbrennungsanlage Pfaffenau reduzierte. Und ob die derzeit
durchgeführten Änderungen bei der Müllsammelstrategie die Restmüllmengen
tatsächlich reduzieren werden oder ob die an sich fleißig Müll trennende
Bevölkerung nur verunsichert wird, dass wird sich erst weisen müssen.
In jenem Bereich der Verschmutzung der öffentlichen
Flächen, der wirklich viele Wienerinnen und Wiener verärgert, nämlich die
Verschmutzung mit dem Hundekot – also nicht nur die Bevölkerung, sondern auch
die Mitarbeiter der Straßenreinigung natürlich und des Stadtgartenamtes, die ja
ihre Arbeit auch erschwert sehen –, da hat auch der noch so umtriebige
Bürgermeister und frühere Umweltstadtrat nichts erreichen können und keine
Lösung gefunden. Hier wird seit Jahren die Schuld der Polizei zugeschoben, und
zwar auch schon zu einem Zeitpunkt, als es noch rote Innenminister gab.
Den Fiakern, einer vergleichsweise kleinen Gruppe von
so genannten Umweltverschmutzern, hat man da schon eher den Kampf angesagt und
den armen Pferden eben Pooh-Bags aufgezwungen, gleichgültig, wie unangenehm
oder vielleicht sogar schmerzhaft dies für die Pferde sein mag, auch
gleichgültig, wie wirkungsvoll sie sind. Denn, wir haben das schon öfter
diskutiert, es stinkt der Urin, nicht der Kot, und nicht alles landet immer in
diesen Pooh-Bags. Alternativen wurden ganz einfach nicht akzeptiert. Danke an
den Biologen Häupl.
Nochmals zum Gefühl der
Sicherheit. Die Wiener und Wienerinnen fühlen sich auch nach dem
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