Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 15 von 88
verringerte Budget. Ich darf das vielleicht aufklären, womit das zusammen hängt. Der Grund ist relativ einfach: Wir sind mit der Sanierung von zwei Altlasten heuer fertig. Es ist nur noch eine letzte Tranche fällig, nämlich beim Tanklager Lobau. Das war eine Gesamtsumme von 47 Millionen EUR, heuer zahlen wir noch 2 Millionen dafür und Mobil Breitenleerstraße, wo die Gesamtprojektsumme 14,5 Millionen war, im nächsten Budget noch 200 000 EUR. Das ist der Hauptgrund, warum das Budget der MA 45 in diesem Bereich reduziert ist, weil für uns noch eine Altlast, die sozusagen der Stadt Wien anheim fällt, in Wien zu sanieren bleibt. Das ist Shell Pilzgasse im 21. Bezirk und ist auch eingereicht, bereits genehmigt und da wird im Frühjahr 2005 der Baubeginn sein.
Die von Ihnen angesprochene Altlast TEERAG-ASDAG ist
nicht von der Stadt zu sanieren, sondern von der TEERAG-ASDAG selbst. (GR
Mag Rüdiger Maresch: Sie gehört ja der Stadt!) Da ist bereits das
Variantenstudium zur Sicherung der Altlast abgeschlossen, wie Sie
wahrscheinlich wissen und derzeit wird an der Erstellung eines
wasserrechtlichen Einreichprojekts gearbeitet. Also das ist im Laufen.
Es gibt da noch zwei weitere Altlasten, die in Wien
saniert werden aber nicht von der Stadt, sondern nur unter Aufsicht der
MA 45. Das ist das Gaswerk Leopoldau und das Gaswerk Simmering, wo
ebenfalls im Jahr 2005 die Bauausführung beziehungsweise der Beginn der
Bauausführung geplant ist. Aber ich glaube, dass man damit sehr leicht erklären
kann, warum es zu Minderausgaben bei den Altlasten kommt, nämlich einfach aus
dem Grund, dass wir mit zwei großen Projekten fertig geworden sind oder im
nächsten Jahr fertig werden, das heißt zwei Brocken abhaken können und dann mit
der Shell Pilzgasse die letzte sogenannte Kriegsaltlast, die es in Wien noch
gibt, angehen können.
Bezüglich der Wiener Umweltanwaltschaft möchte ich
das ein bissel ins rechte Licht rücken. Also die Umweltanwaltschaft hat mit
Sachaufwand, Personal- und Pensionskosten ein bisschen über 1 Million EUR
Budget. Es sind nicht nur die 160 000, die dort aufgelistet sind, damit
das ein bissel eine richtige Perspektive bekommt.
Sie haben kurz auch über Renaturierungsprojekte
gesprochen. Wir werden mit dem ersten Teilabschnitt der Renaturierung der
Liesing im nächsten Jahr fertig werden und ich möchte dann im Jahr 2006 die
Renaturierung des Liesingbachs mit dem begleitenden Kanalbau fortsetzten,
sodass wir dann letztendlich den ganzen Liesingfluss renaturiert haben.
Zum Thema Hochwasserschutz kann ich Ihre Bedenken
nicht ganz teilen, weil Sie gesagt haben, wir investieren zu wenig. Ich glaube,
das letzte sogenannte Jahrhunderthochwasser hat ja gezeigt, dass Wien an sich
im Hochwasserschutzbereich gut aufgestellt ist, nicht zuletzt – (GR Mag
Rüdiger Maresch: Das war nicht Wien!) ich komme schon noch dazu - durch den
Bau der Donauinsel. Was wir jetzt im nächsten Jahr machen werden ist eine
Dammverstärkung beim Hafeneinschließungsdamm Lobau, also beim Alberner Hafen,
weil das ein Teilstück ist, wo das noch fehlt gemeinsam mit der
Donauhochwasserkonferenz.
Bei den Wienerwaldbächen gibt es ja sehr wohl ein
Retentionsbecken. es gibt das Mauerbach-Retentionsbecken, es gibt die
Auhof-Becken und Sie wissen es ja noch aus dem Ausschuss, wir werden jetzt auch
den Wienerwaldstausee in ein Hochwasserretentionsbecken umwidmen. Das heißt in
diesem Bereich, dass es hier durchaus Aktivität gibt und ich glaube, dass wir
uns in Wien vor Hochwässern nicht fürchten müssen.
Herr GR Klucsarits, ich habe manchmal bei Ihnen ein
bissel das Gefühl, Sie leben in einem anderen Paralleluniversum. Anders kann
ich mir Ihre Rede nicht ganz erklären. (Aufregung bei der ÖVP.) Ihre
Wahrnehmung unterscheidet sich zu 100 Prozent von meiner und auch, glaube
ich, von vielen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt.
Aber ein Thema möchte ich wirklich ganz konkret ansprechen,
weil Sie gesagt haben, ich kümmere mich nur um sogenannte übergeordnete Themen
wie Gentechnik und Antiatom. Jetzt werde ich Ihnen einmal etwas sagen: Für die
Menschen in dieser Stadt gibt es zwischen übergeordneten Themen und Themen, die
Sie als Stadtthemen identifizieren, keinen Unterschied. Die fühlen sich von
Bohunice genauso bedroht und wenn ich als Umweltstadträtin Ihnen sage: „Ah
Bohunice, das ist es aber ein Bundesthema, um das kümmere ich mich nicht“, -
das schaue ich mir aber an! Oder Gentechnik: „Nein, das ist ein Bundesthema,
das geht die Umweltstadträtin nichts an!“ Das ist eine wirkliche
Aufgabenverfehlung und dass Sie sie kritisieren - das sind Kernpunkte meiner
Aufgabe und die werde ich auch wahrnehmen, auch wenn es der ÖVP nicht passt! (Beifall
bei der SPÖ.)
Außerdem möchte ich Ihnen auch inhaltlich
widersprechen. Für mich sind das nicht nur Bundesthemen. Ich glaube zum
Beispiel - und das werden wir auch im nächsten Jahr machen -, dass in einer
Kooperation mit Bratislava - so wie das auch bisher schon gelaufen ist über
Schulprojekte, über konkrete Projekte zur erneuerbaren Energie - wir da sehr
wohl mithelfen können, dort einen Bewusstseinsänderung in der Bevölkerung
hervorzurufen, dass es eben ein Umdenken gibt und man nicht zu 100 Prozent
auf Atomenergie setzt, sondern sieht, es gibt Alternativen. Und ich glaube,
dazu können Städtekooperationen gut sein, dass man eben Nachbarn anbietet, mit
ihnen gemeinsam auch in der Bewusstseinsbildung etwas zu tun. Auch das ist für
mich Antiatompolitik und genau das haben wir auch vor, zu machen und dazu stehe
ich auch und das halte ich auch für eine gute Sache.
Gleiches Thema Gentechnik. Die Kooperation mit den
Wiener Landwirten, die wir angegangen sind, wo wir hoffen, bis zum Frühling ein
gutes Ergebnis zu Stande zu bringen, wo man sagt, in Wien wird nur noch
Gentechnik freies Saatgut angebaut, dadurch haben wir auch bei den Konsumenten
einen Vorteil - ich meine, das ist für mich ein ureigenstes Stadtthema wie es
kein anderes gibt! Dass Sie das kritisieren ist mir völlig rätselhaft. Also das
kann ich überhaupt nicht verstehen.
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