Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 88
174 auf 194 Millionen EUR steigt. Wien investiert in seine Stärke als Musik- und Kulturstadt. Und dies ist einzigartig in Europa und auch in Österreich. Ich treffe immer wieder ausländische Delegationen, die nach Wien kommen und nach Wien schauen, die fragen, wie es möglich ist, dass angesichts der Tatsache, dass fast in allen europäischen Städten die Kulturbudgets reduziert werden, in Wien das Kulturbudget nicht nur hoch ist, sondern auch von Jahr zu Jahr steigt. Sie blicken verwundert nach Wien, kommen zu uns und reden mit uns über unsere Kulturpolitik. Darauf können wir schon sehr stolz sein!
Wenn man aber den Vergleich mit Österreich anstellt,
dann ist das auch einzigartig. Am vergangenen Donnerstag hat das Institut für
Kulturmanagement und Kulturwissenschaften, also nicht irgendein
SPÖ-Pressedienst oder so ähnlich, sondern ein unabhängiges Institut der
Universität, eine Studie veröffentlicht, nach der der Bund im Jahr 2003
für Kunst und Kultur insgesamt um 18 Millionen EUR weniger als im
Jahr davor ausgegeben hat und in den letzten sieben Jahren die Mittel für
Kultur auf Bundesebene um 17 Prozent gesunken sind. Noch dramatischer ist
es, wenn man sich anschaut, wie sich die Budgetentwicklung an und für sich
darstellt. Ich habe zuerst erwähnt, dass der Anteil des Kulturbudgets in Wien
am Gesamtbudget von 1,9 Prozent auf 2,1 Prozent steigt. In den
letzten sieben Jahren ist der Anteil des Kulturbudgets am Gesamtbudget auf
Bundesebene von 1,06 Prozent im Jahr 1996 auf 0,65 Prozent
gesunken. Das heißt, mehr als ein Drittel weniger Anteil am Gesamtbudget der
Republik hat das Kulturbudget. Der Bund kann seine wichtigsten Aufgaben, die
noch dazu im Verfassungsrang festgeschrieben sind, nicht mehr wahrnehmen,
nämlich die Bundestheater ausreichend zu dotieren. Obwohl eine eigene Studie
des Kunststaatssekretärs sagt, die Staatsoper, das Burgtheater und die
Volksoper bräuchten jährlich 10,9 Millionen EUR mehr, hat die
Bundesregierung diese Mittel nicht erhöht. Dieses beschämend niedrige Niveau
der Kulturförderung des Bundes steht im völligen Widerspruch zum Anspruch und
zum Selbstbild der österreichischen Republik, nämlich Kulturnation zu sein. Da
zeigt Wien tatsächlich, dass Wien es grundsätzlich anders macht als diese
Bundesregierung, dass die sozialdemokratische Politik grundsätzlich anders als
die ÖVP- und FPÖ-Politik ist.
Ähnlich schaut es auch in den österreichischen
Landeshauptstädten aus. Graz hat nach dem Kulturhauptstadtjahr 2003
allergrößte Probleme, die Kulturaktivitäten überhaupt noch zu finanzieren. Graz
kürzt die Kulturmittel seither. Leider auch Salzburg. In Linz machen die Kulturinstitutionen
gegen den ÖVP-Kulturstadtrat mobil, weil er Budgetkürzungen vornimmt.
Wie immer schießt den Vogel natürlich Kärnten ab, und
zwar in Klagenfurt. Der Intendant Dietmar Pflegerl hat für das Stadttheater
Klagenfurt, eine künstlerisch überaus erfolgreiche Bühne einen Bedarf an
14,5 Millionen EUR und wurde jetzt vom Landeshauptmann und
Kulturreferenten des Landes Kärnten gemeinsam mit dem ÖVP-Bürgermeister von
Klagenfurt, Scheucher, um 4 Millionen EUR reduziert, von
14,5 Millionen EUR auf 10,5 Millionen EUR reduziert. Das
sind die Kosten des halben Personals oder des gesamten Orchesters. Das muss man
sich einmal vorstellen. Da kürzt man und weiß, was große Theater hauptsächlich
haben, nämlich Personalkosten. Da kürzen die Landesregierung in Kärnten und der
Bürgermeister in Klagenfurt die halben Personalkosten. Dietmar Pflegerl hat es
als den ersten Schritt zur gewaltsamen Schließung des Stadttheaters bezeichnet.
So schaut es in Kärnten aus (GRin Mag
Heidemarie Unterreiner: Das ist ja gerade erst umgebaut worden!)
Sogar dem Lieblingsprojekt von Lhptm Haider, nämlich
der Seebühne am Wörthersee, droht das völlige Fiasko, heuer ein finanzielles
Fiasko mit der Lucio-Dalla-Produktion Toska. Derzeit droht ein völliges
künstlerisches Fiasko schon für nächstes Jahr, weil ein halbes Jahr vor Beginn
des Seefestivals die künstlerische Leiterin, also die Regisseurin, ihre Regie
zurückgelegt hat, weil es einfach keine Verträge und keine finanzielle
Sicherheit gibt, aber nicht irgendwann, sondern im kommenden Jahr.
Dieser Blick in die österreichischen
Landeshauptstädte und zum Bund macht uns ganz sicher, dass die Entwicklung der
Stadt Wien mit einer Steigerung von einem hohen Budget, das es immer schon
gegeben hat, um weitere 12 Prozent einfach einzigartig und geradezu
sensationell ist. Darauf können wir wirklich stolz sein! (Beifall bei der
SPÖ. – GRin Mag Heidemarie Unterreiner: Was ist mit den Vereinigten Bühnen
Wien? Was ist mit den Schulden der Vereinigten Bühnen Wien?)
Die zusätzlichen Mittel im Kulturbudget 2005
dienen vor allem in einem Ausmaß von 11,1 Millionen EUR der
Vorbereitung des Mozartjahrs 2006. Es ist erfreulich, dass die Stadt Wien,
und da sind wir auch wieder einzigartig in Europa und natürlich auch in
Österreich, 30 Millionen EUR für dieses Mozartjahr 2006
verwenden wird. Das ist eine gute Investition in unsere Stärke, nämlich in die
Stärke als Musik- und Kulturstadt, die weltweit große Anerkennung findet.
Es soll auch nicht so abfällig hier gesprochen
werden, dieses Geld ist ja leider nur für das Mozartjahr.
Also, das ist ja wirklich unglaublich, diese Aussage,
denn es geht hier nicht nur um Geld für das Mozartjahr, sondern es geht um eine
Vielzahl wichtiger künstlerischer Projekte. Und diese
30 Millionen EUR kommen der Kulturstadt Wien zugute, die kommen den
Kunstinstitutionen der Stadt zugute und die kommen insbesondere den Künstlern
und Künstlerinnen, nämlich den Kreativen zugute, und darauf können wir stolz
sein. (Beifall bei der SPÖ.)
Diese zusätzlichen Mittel der Stadt Wien für das
Mozartjahr 2006 verfolgen drei Ziele:
Nachhaltigkeit, das heißt, wir
wollen primär Projekte fördern, die von Dauer sind, die dauerhafte Bedeutung
haben. Wir wollen einen Brückenschlag zum Zeitgenössischen, nämlich zu
zeitgenössischen neuen Produktionen, das heißt, wir wollen nicht nur das
Vorhandene, nämlich das Mozartrepertoire, zeigen, sondern auch
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