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Gemeinderat, 49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 42 von 88

 

wird, die Debatten mit besonderer Verve über Dinge zu führen, die schon nach wenigen Wochen und Monaten wieder vergessen sind.

 

Wenn Sie also jetzt versuchen, sich auf die Vereinigten Bühnen einzuschießen, gäbe es da sehr viel zu korrigieren und zu berichtigen, auch an falschen Darstellungen, die heute getroffen wurden; aber wir werden ja morgen auch noch Gelegenheit haben, darüber zu sprechen. Weder sind in die Vereinigten Bühnen Gelder geflossen, die mehr wären als in den vergangenen Jahren, noch musste etwas aufgenommen werden, noch sind die Dinge, die wir uns vorgenommen haben, auch Teil des Budgets 2005. Aber es ist bemerkenswert - und da muss man dann doch etwas sagen -, wenn die Diskussion auch in den Bereich der Rufschädigung geht.

 

Wir können uns über Geschmäcker unterhalten, über die lässt sich ja bekanntlich trefflich streiten. Man kann sich darüber streiten, ob man durchschnittlich 650 000 Besuchern - je nachdem, wie das läuft, zwischen 500 000 und 800 000 Besuchern - ein Angebot machen soll oder nicht. Man kann sich darüber streiten, ob auch einmal Produktionen gut gelaufen sind oder nicht. Man kann sich auch darüber streiten, GR STEFAN, ob man über absolute Zahlen etwas sagen soll. Aber selbst dann, wenn ein Musical besonders schlecht läuft, und es kommen 150 000, 250 000 Besucher, so ist das zumindest eine Quantität, über die man sprechen sollte, und nicht etwas, was man sozusagen einfach beiseite tut.

 

Worüber man aber nicht sprechen kann, ist, wenn es dann wirklich in den Bereich der Rufschädigung geht. Herr GR Salcher, einen sozialistischen Kolchosebetrieb bei den Vereinigten Bühnen Wien auszumachen (GR Mag Harald STEFAN: Ist das was Schlechtes?), dafür fehlt mir selbst sozusagen der hintergründigste Humor, dem kann ich nicht nachfolgen. Es ist natürlich auch sachlich völlig unbegründet, auch wenn man, so wie Sie, viereinhalb Jahre zuständig ist und offensichtlich keinerlei Veranlassung spürt, daran etwas zu ändern und Reformen zu machen. (Zwischenruf des GR Dr Andreas Salcher.) Es wurde da und dort darüber gesprochen, es wurden in dieser "Ära", wie Sie das immer nennen, viele Pläne geschmiedet - geschehen ist nichts! Wir versuchen, tatsächlich eine Reform umzusetzen und tatsächlich das zu tun, worüber man lange, lange gesprochen hat.

 

Ich weiß nicht, ob mein Freund Peter Marboe besonders glücklich ist, wenn ich ihm erzähle, dass er Geschäftsführer in einem sozialistischen Kolchosebetrieb ist. Ich glaube, er würde sich zu Recht sehr dagegen verwahren, so wie auch alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Betriebes. Ich würde Sie doch bitten, bei allem Eifer - und ich verstehe die Panik, die Sie angesichts der Umfragedaten der ÖVP ereilt, sodass Sie versuchen müssen, pointierter zu werden (Zwischenruf des GR Dr Andreas Salcher) -: Machen Sie das ruhig, aber verlassen Sie dabei bitte nicht die Debattenkultur, die hier in diesem Hause gemeinhin gepflegt wird.

 

Meine Damen und Herren! Ich möchte, wie gesagt, jetzt nicht all die einzelnen Maßnahmen noch einmal aufzählen, seien sie im Bereich der darstellenden Kunst, der Theater - die großen Reformen, die wir in Angriff genommen haben -, sei es im Bereich der Creative Industries, sei es im Bereich der vielen, vielen Investitionen, die wir vorgenommen haben, sei es auch in den Bereichen, über die viel und lange gesprochen wurde, Kindertheater und vieles andere mehr, was in den letzten drei Jahren umgesetzt wurde. Ich glaube, es kann sich in der Tat sehen lassen, und es ist eine lange, lange Liste.

 

Eines, was mich auch besonders freut, ist, dass viele ausgewiesene Persönlichkeiten, Expertinnen, Experten aus dem Kulturbereich mit mir gemeinsam diesen Weg in den letzten Jahren gegangen sind. Ich erinnere mich hier an heftige Debatten über Besetzungs- und Personalpolitik - was da nicht alles schlecht gewesen wäre, was da nicht alles geschoben gewesen wäre, und so weiter. Wenn Sie sich einmal überlegen, was hier gerade auch im letzten Jahr geschehen ist und wo ich mich freue, dass diese Persönlichkeiten die Kultur in dieser Stadt maßgeblich tragen und mittragen und meiner Einladung gefolgt sind, in wichtigen kulturellen Einrichtungen dieser Stadt tätig zu sein, sei das Michael Schottenberg im Volkstheater, sei das Frau Dr Mattl-Wurm in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek - sie ist heute auch hier -, sei das Peter Marboe als Intendant des Mozartjahres, sei das Thomas Gratzer im Rabenhof.

 

Ich erinnere mich gut an die heftige Debatte hier im Gemeinderat darüber, wie schlecht denn der Rabenhof sei und was für eine furchtbare Politik das sei, dass wir das unterstützen. Selbstverständlich hat der Rabenhof als eine der zentralen Einrichtungen jetzt auch die Empfehlung der Jury bekommen. Der Rabenhof ist knallvoll, es ist ein hervorragendes Konzept, es ist ein hervorragender Leiter, dieses von ihnen so verfluchte und verteufelte Projekt läuft hervorragend, und es zeigt sich, dass man mit einer gewissen Weitsicht und mit einer gewissen Geduld letztendlich hervorragende Ergebnisse für die Wiener Kultur erzielen kann.

 

Sei das weiters Stephan Rabl, wo ich mich freue, dass er jetzt das Kindertheater, den "Dschungel", das Theaterhaus für junges Publikum leitet; seien es auch im eigenen Bereich hervorragende Kräfte wie Monika Keplinger, die als neue Referatsleiterin für das kulturelle Erbe tätig ist, Karin Fischer Ausserer als Stadtarchäologin oder Elisabeth Wiesbauer-Menasse, die als neue Leiterin des ZOOM Kindermuseums tätig ist, aber auch die Intendanten und Intendantinnen, die die großen Bühnen in eine neue Zukunft führen soll: Kathrin Zechner, Roland Geyer oder eben auch Wolfgang Kos.

 

Was war das nicht für einen heftige Debatte, dass man mir vorgeworfen hat, da wäre einer Juryempfehlung nicht nachgekommen worden, es hätte jemand ganz anderer werden sollen und in Wahrheit hätte es am besten überhaupt so bleiben, wie es vorher war! Sehen wir uns das Wien Museum jetzt an: Es ist ein neu gestaltetes, neu positioniertes Haus, das mittlerweile fast so etwas wie einen Kultcharakter hat. Ich bin froh, dass ich auch in dieser Beziehung letztendlich mit einer

 

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