Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 88
und am heutigen Tag niemanden gehört, der gesagt hat,
die Arbeitsmarktzahlen, insbesondere auch die Arbeitsmarktdaten, die Frauen
betreffen, sind erfreulich, das ist an mir offensichtlich vorübergegangen,
wichtig ist aber schon eines, und das vergessen die Grünen sehr gerne, weil es nicht in die Argumentationslinie
passt: dass Arbeitsmarktpolitik grundsätzlich Bundespolitik ist, dass Wien mit
dem Instrumentarium des ArbeitnehmerInnen-Förderungsfonds das einzige
Bundesland ist, das aktive Arbeitsmarktpolitik macht, dass der WAFF heuer ein
Budget hat, das 2 Millionen EUR höher ist, dass 21 Millionen
dieser 42 Millionen Frauen zugute kommen und dass – und dafür habe ich
mich gleich nach meinen Amtsantritt massiv eingesetzt – die Maßnahmen, die ganz
konkret und spezifisch nur für Frauen
sind – neben den vielen Maßnahmen, die auch
für Frauen sind –, ins Regelbudget übergegangen sind. Und darauf, glaube ich,
können wir sehr stolz sein und das ist ein großer Erfolg. (Beifall bei der SPÖ.)
Etwas überrascht war ich über Ihre Verquickung der
Frage der Frauenförderung mit Gender Mainstreaming, da ich als Frauenstadträtin
der festen Überzeugung bin, dass Gender Mainstreaming nicht Frauensache ist,
sondern dass Gender Mainstreaming eine Frage des gesamten Unternehmens, der
gesamten Stadt Wien ist und dass Gender Mainstreaming auch nicht geholfen ist,
wenn es in die Frauenecke gestellt wird und sich die Frauenpolitikerinnen neben
aktiver Frauenpolitik und aktiver Frauenförderung dann auch noch alleine um Gender
Mainstreaming kümmern müssen. Gender Mainstreaming ist eine Querschnittmaterie.
Gender Mainstreaming ist daher meines Erachtens nach auch nicht in der
MA 57 anzusiedeln, sondern in der Magistratsdirektion. Wir haben jetzt
auch einen Gender-Mainstreaming-Verantwortlichen, um Gender Mainstreaming
flächendeckend zu implementieren. Das ist der richtige Weg.
Und wenn Sie meine persönliche Meinung wissen wollen:
Es wird schon niemand mehr wissen, wie man Gender Mainstreaming schreibt, und
Frauenförderung wird noch immer notwendig sein. (Beifall bei der SPÖ.)
Zur Frage der Gewaltschutzeinrichtungen möchte ich
nur darauf verweisen, dass wir vor wenigen Wochen die Wave-Konferenz in Wien gehabt haben, bei der sehr klar
herausgekommen ist, dass wir mit unseren Gewaltschutzeinrichtungen in der Stadt
nicht nur österreichweit führend sind, sondern auch europaweit an der Spitze
sind. Das ist traurig und erfreulich zugleich. Traurig deshalb, weil es
notwendig ist, Frauen vor Gewalt zu schützen, aber erfreulich, dass wir diese
Maßnahmen in der Stadt und diese Einrichtungen in der Stadt haben und, wie auch
dem Budgetvoranschlag zu entnehmen ist, weiterhin finanzieren werden und auch
finanzieren können.
Frauenförderung im Magistrat haben Sie angesprochen.
Frau Kollegin Vana, wenn Sie mir hier sagen, es ist in den letzten Jahren ein
bisschen was weitergegangen, dann sehe ich das als ein großes Lob von Seiten
der Opposition, weil wir naturgemäß unterschiedliche Rollen haben. Ich hatte
die Ehre, in meiner kurzen Zeit als Stadträtin schon einigen Amtseinführungen
beizuwohnen, wo in ganz unterschiedlichen Bereichen Frauen zu
Abteilungsleiterinnen ernannt worden sind, sei es die Frau Kollegin Spieß von
der MA 11A, die heute auch anwesend ist, weil gleich die nächste Geschäftsgruppe
drankommt, sei es aber auch die Verwaltungsakademie, wo es um die Fortbildung
unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen geht. Aber auch die MA 33, eine
klassische männerdominierte Abteilung, wurde mit einer Abteilungsleiterin
besetzt.
Ich denke, dass wir hier auf einem richtigen Weg
sind, auch wenn wir noch viel zu tun haben (GRin
Dr Monika Vana: Das dauert noch die nächsten Jahre!), und ich freue mich
sehr, dass gerade im Bereich der Frauenpolitik ein sehr gutes Klima herrscht,
eine sehr gute Gesprächsbasis mit allen Parteien da ist. Wir haben das ja auch
in einem Antrag zum Ausdruck gebracht in unserem gemeinsamen Kampf für ein
Anti-Stalking-Gesetz, und ich werde alles daransetzen, dass dieses gute Klima
hier auf jeden Fall weiterhin gegeben ist.
Herr Kollege Ulm, zunächst einmal zur Frage der
Sicherheit und zu der Rechnung mit den 290 zusätzlichen Polizisten. Du weißt es
ja, dass es so ist, daher ist es fast ein bisschen überflüssig, das zu sagen,
aber ich sage es alleine schon fürs Protokoll. Wir wissen, dass wir fast
1 000 Polizisten in den letzten Jahren in Wien verloren haben. 290 kommen
jetzt dazu. Du weißt und ich weiß, dass die jetzt alle ausgebildet werden
müssen, also sich einmal ad hoc überhaupt nichts ändert. Ich gehe von deiner
Zahl aus, das 100 in Pension gehen. Also der Saldo ist mäßig, und es fehlen
weiterhin Polizistinnen und Polizisten.
Ich freue mich über dieses klare Bekenntnis, das
Kriminalitätsbekämpfung Bundesangelegenheit ist. So ist es, und so wissen wir
es, wenn wir in die Bundesverfassung schauen. Es scheint das nur hier in der
Argumentation manchmal nicht so klar getrennt zu werden. Denn wenn du von
kommunaler Kriminalitätsprävention sprichst, dann ist das ein nettes Wort,
darunter dann die Sauberkeit in der Stadt zu verstehen, ist auch interessant,
darüber kann man sozusagen mit der MA 48 diskutieren. Wichtig ist mir hier
aber schon die Feststellung, dass wir offensichtlich unterschiedliche
Verständnisse zu der Frage haben: Was ist Sicherheit und wie kommt man zur Sicherheit?
Denn Sicherheit ist für mich etwa auch – und die
Debatte wurde auch in diesem Haus vor vielen, vielen Jahren geführt –, ob wir
in den Parks Parksheriffs einsetzen oder ob wir Parkbetreuung machen. Wir haben
uns damals dafür entschieden, Parkbetreuung zu machen, die es jetzt
flächendeckend in Wien gibt. Und meines Erachtens nach ist Sicherheitspolitik
mehr als nur, so wie du gesagt hast, einen symbolischen Akt zu setzen.
Sicherheitspolitik ist aktive Arbeitsmarktpolitik, ist soziale Absicherung, ist
konkrete Jugendarbeit, und das findet statt. Das kann man alles noch
verbessern, aber nur Law and order führt meines Erachtens nicht zu mehr
Sicherheit in der Stadt.
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