Gemeinderat,
49. Sitzung vom 23.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 70 von 88
eingependelt. Was wir kritisieren und schon bei dem ersten Konzept, das im Jahr 2001 ursprünglich vorgelegt wurde, auch als Stellungnahme abgegeben haben ist: Es fehlen diesen Grundüberlegungen privatwirtschaftliche Ansätze. Aber bitte mich richtig zu verstehen: Nicht die Privatisierung ist das Hauptziel, sondern privatwirtschaftliche Führung, das heißt eine Leitung, die sich an Modellen der Wirtschaft orientiert und die natürlich auch ein bisschen mehr auf Effizienzsteigerung, mehr Synergien und Kosteneinsparungspotenziale achtet. Der Kostendeckungsgrad - das ist ja ganz interessant - liegt in Wien bei nicht ganz 20 Prozent! Jetzt wissen wir, dass Bäder eine soziale Einrichtung sind und sein sollen und daher nie kostendeckend sein können, aber die 20 Prozent sind sicherlich verbesserbar. Ich würde sagen, so auf die 40 bis 45 Prozent sollte man kommen.
Aber es gibt ja noch etwas Interessantes in diesem
Kapitel. Wir haben vor drei Jahren das erste Mal einen eigenen Antrag zum
Bädershuttledienst im Ausschuss gehabt. Damals war das die probeweise
Einführung einer Linie, die mehrere Bäder zusammenfassen sollte und durchaus
sinnvoll wegen der Parkplatzsituation die Leute besser zu den Bädern zubringen
sollte. Ich kann mich noch gut erinnern und es ist auch dokumentiert. Ich habe
damals nachgefragt, ob das die klassische Aufgabe einer Bäderabteilung ist,
hier einen Shuttledienst einzurichten oder ob man wirklich besser mit den
WIENER LINIEN verhandeln sollte. Es wurde mir zugesagt, dass es, wenn sich das
bewähren sollte, mit den WIENER LINIEN Gespräche geben wird und man schauen
wird, dass es dann zu einem Vertragsabschluss kommen wird. Nun wenn Sie sich
das Budget anschauen, so sind aus 80 000 EUR vor 3 Jahren
mittlerweile 95 000 EUR geworden - wieder ein Potential, das man
viel, viel besser in die Bäderstruktur, in die Erneuerung, in das, was Bäder
alles derzeit brauchen, hineinstecken könnte. Also wieder eine Sache, die nicht
Fisch, nicht Fleisch ist, man kann sich nicht entscheiden, es fehlt an einem
Konzept.
Wenn Sie sich die Situation insgesamt anschauen, dann
fragt man sich überhaupt: Voriges Jahr sind durch die Tariferhöhung rund
1,2 Millionen EUR mehr eingenommen worden und es ist nicht
nachvollziehbar, wo die hingekommen sind! Heuer müsste das Gleiche passiert
sein, etwa in der gleichen Höhe. Weil das ja auch ein bisschen wetterabhängig
ist, kann ich nicht genau sagen, wie der Rechnungsabschluss 2004
tatsächlich ausschauen wird, nachdem es im Juli nicht so wirklich ganz schön
war. Aber grundsätzlich gibt es hier Gelder, die durch die Tariferhöhung
vorhanden sind. Wo kommen die hin? Wir haben jeden falls errechnet, dass auf
Grund dieser extremen Defizitpolitik, die hier bei den Bädern betrieben wird,
die Wiener derzeit einen Badbesucher mit zusätzlich 12,5 EUR finanzieren.
Das heißt, das ist schon eine wilde Frage, wenn man sich das bei 4 Millionen
Besuchern vorstellt, ob das so wirklich eine vernünftige Überlegung ist, dass
man hier nicht besser wirtschaften kann. Wir vermissen eine Analyse
beziehungsweise eine Übersicht über Maßnahmen bei den Einzelstandorten, auch in
dem neu vorgelegten Konzept. Es gibt kein Konzept für die Attraktivierung der
einzelnen Standorte und Bäder und es fehlt eine konkrete Umsetzungsstrategie.
Es ist alles das nicht vorhanden.
Was mich überhaupt wunder, ist ja eine ganze Passage
im neuen Bäderkonzept, wo Sie ja überhaupt eine sehr eigenartige Position
vertreten. Eigenartig, wo ich nur eines sagen kann: Sie verwechseln offenbar
das Bad als soziale Einrichtung mit dem AMS, mit dem Arbeitsmarktservice, denn
sonst könnte eine Passage im Bäderkonzept wohl nicht folgendermaßen lauten:
„Auch der sozialen Kompetenz als Arbeitgeber werden die Wiener Bäder gerecht.“
No na, das ist ja auch wünschenswert. „Während der Sommermonate finden mehr als
500 ArbeitnehmerInnen einen Arbeitsplatz in einem der Sommerbäder. Viele
dieser Mitarbeiter finden am freien Arbeitsmarkt keine Stelle. Daher ist die
Frage nach Arbeitskrafteffizienz nicht immer zulässig.“
Ja also wer mit so einer Überlegung an ein Projekt
herangeht, von dem er meint, er könnte da sozusagen einfach mit Steuergeldern
wie immer alles ausgleichen, der wird dort nie was zuwege bringen! Das kann nie
funktionieren, das kann nicht gescheit werden, das kann keine Effizienz haben.
Da fehlt wirklich wirtschaftliches Denken und ich muss ja sagen, wenn das der
Ausdruck Ihres sozialen Anliegens ist, dann wundert es mich nicht, dass wir in
dieser Frage einfach noch in den Zeiten der Schuldenpolitik leben, wo man sagt:
Es ist eh alles ganz egal, das Geld kommt vom Bürger und wir geben es aus. (Beifall
bei der ÖVP.)
Zu einem weit sensibleren Bereich, weil es hier
wirklich in den Grenzbereich der Existenzfragen geht, komme ich jetzt beim
Sport. Seit Jahren gibt es hier ein Dahinwursteln. Es ist nicht so richtig, was
da jeweils passiert. Es ist etwas verändert worden, von dem die einen in der
Politik behaupten, es ist für die Sportorganisation besser geworden. Die
Betroffenen klagen, dass es schlechter geworden ist, was die
Geldmittelverteilung betrifft. Der Sportamtsleiter verhehlt überhaupt gar
nicht, dass es kein Geld gibt und hat auch lautstark gesagt, es interessieren
ihn auch nicht wirklich die Dachverbände. Also die braucht er eigentlich nicht,
das war ein wortwörtlicher Satz von ihm.
Jetzt ist das Gesprächsklima, das eine Zeitlang
zwischen den Verbänden und der zuständigen Stadträtin angespannt war, seit
Jänner/Februar doch deutlich entspannter geworden. Wir haben gehofft, dass es
damit auch konkretere Maßnahmen geben wird, die - und dort geht es ja um
existenzielle Fragen - sich natürlich auch in finanziellen Zusagen oder
Sicherheiten niederschlagen müssen.
Wir beschließen heute oder besser
gesagt Sie beschließen heute das Budget 2005. Wenn Sie einen Blick hinein
machen, dann gibt es dort zwar einen Erhöhung des Sportbudgets, aber wenn Sie
das genau analysieren-, Kollege Reindl wird mir in dieser Frage sicher Recht
geben, was er sonst nicht ganz gerne tut , dann geht es darum, dass dort
5 Millionen EUR zweckgebunden für das Stadion geparkt sind. Das ist
eine Vereinbarung zwischen Bund und Land, jeweils 50 Prozent. Der
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