Gemeinderat,
50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 87
Was die Kultur in diesem Strategieplan betrifft, würde ich meinen, dass es im Großen und Ganzen nur eine Aufzählung von Dingen ist, die eigentlich schon zum Teil der Verwirklichung zugeführt wurden oder projektiert sind. Was das Mozartjahr des Jahres 2006 im Strategieplan zu suchen hat, weiß ich nicht. Es ist völlig verfehlt. Es kann, genauso wie das bereits am Vormittag diskutierte Projekt Ronacher, wahrscheinlich nur als abschreckendes Beispiel einer Geldvernichtungsmaschine drinnen stehen, die hier wirklich Millionen verschlingt. Es wurde heute genügend darüber gesprochen, ich brauche das nicht zu wiederholen.
Ich weiß nicht, ob erwähnt wurde, was Peter Weck –
ich nehme aber an, dass es schon gesagt wurde – zum Thema „Musical“ gesagt hat,
das möchte ich doch noch erwähnen, und zwar dass der Musicalboom vorbei ist.
Des Weiteren auch, dass am vorigen Sonntag Louise Martini im ORF Nämliches
gesagt hat, dass die innovative Zeit des Musicals vorbei und vorüber sei. Womit
sich die Frage stellt, ob wir ein zweites Musiktheater fürs Musical brauchen
werden und ob es letzten Endes nicht so ausschaut, dass Wien hier am
zukünftigen Bedarf vorbeiplant.
Dann weiters: Ein wesentlicher Punkt ist natürlich
auf Seite 155 der Hinweis aufs Wahlrecht. Da wird gesagt, das Wahlrecht
für Nicht-EU-Bürger kommt auf der kommunalen Ebene bei den Bezirksvertretungen
nicht zustande und die Gemeinde Wien und die Stadt werden sich bemühen, das
weiterhin entsprechend durchzusetzen. Wir sind froh, dass wir hier gemeinsam
mit der Volkspartei letzten Endes ein Urteil des Verfassungsgerichtshofs
erreicht haben, wo dieser Vorstoß gescheitert ist und dass das ein wesentlicher
Beitrag in unserem Sinne für die Bedeutung und Erhaltung des Wertes der
österreichischen Staatsbürgerschaft darstellt. (Beifall bei der FPÖ.)
Ein Hinweis sei mir gestattet: Über die
Demokratisierung des Wiener Wahlrechtes ist im Strategieplan nichts zu lesen.
Mehr Gleichgewichtung der Stimmen und keine absolute Mehrheit ohne Mehrheit der
Stimmen wäre etwas Wertvolles, ist aber leider im Strategieplan nicht
vorgesehen. Des Weiteren muss ich halt leider auch feststellen, dass natürlich
in der früheren Periode unter der Vizebürgermeisterschaft von Herrn Görg die
ÖVP bei der Durchsetzung eines gerechten Wahlrechts schlicht versagt hat. Der
Versuch oder die Möglichkeit, hier gemeinsam mit den Oppositionsparteien gegen
die Sozialistische Partei ein neues gerechtes Wahlrecht durchzusetzen, ist in
der Zeit des VBgm Görg leider gescheitert und wird wahrscheinlich auf lange
Zeit auch nicht mehr zustande kommen. Das möchte ich immerhin andeuten und
anmerken.
Zum Punkt Integration sind aber eine Fülle von
Fallstricken, würde ich meinen, in diesem Strategieplan enthalten. Die
Seite 14 mit der Formulierung, dass die Zuwanderung die Bereitschaft der
Aufnahmegesellschaft erfordert, neue Einflüsse und Veränderungen zu
akzeptieren, und so weiter, wurde schon öfter genannt. Was eben heißt, dass
nicht der Zuwanderer sich anzupassen hat, sondern dass die entsprechend hier
anwesende Mehrheitsbevölkerung sich anpassen sollte, das heißt also ein
Anpassungserfordernis der Mehrheitsbevölkerung an die Zuwanderer und ich glaube
nicht, dass das in irgendeiner Form vertretbar und der Bevölkerung auch nur
zumutbar sein wird.
Auf Seite 152 gibt es dann das Thema
"Entwicklung einer nachhaltigen Diversitätspolitik". Da wird kurz
gesagt, die meisten ZuwanderInnen leben mindestens 10 oder 20 Jahre in
Wien, oft schon in der zweiten und dritten Generation, und es wird
festgestellt, Diversitätspolitik ist eine konsequente Weiterentwicklung der
erfolgreichen Wiener Integrationspolitik. Diversitätspolitik sieht
ZuwanderInnen nicht mehr primär als eine Zielgruppe von sozialpolitischen
Maßnahmen, sondern als Bürgerinnen und Bürger, als Steuerzahlerinnen und
Steuerzahler der Stadt. Die Formulierung, die hier mit der Diversitätspolitik
verbunden wird, würde ich meinen, hat dann in dieser Veranstaltung am 16.11.
die Frau Prof Hanappi deutlicher und klarer ausgesprochen. Sie hat nämlich
gesagt: „Integration orientiert sich an Werten, die Diversität nicht.“ Das
heißt, die Werte des Aufnahmestaates sind also kein Thema einer Verwirklichung.
Da heißt es dann überhaupt weiter: „Die
Empfangsgesellschaft soll verändert werden, Mittel ist das
Diversitätsmanagement." Klare Worte, die unterstreichen, dass es
offensichtlich nicht mehr um die Integration geht in dem Sinne, dass Anpassung
von Einwanderern an die Sprache, Kultur, den Rechtsbestand und die Gebräuche des
Landes, in das sie kommen, eingefordert wird.
Meine Damen und Herren! Das ist ein unglaublicher
Wechsel der Politik der Integration, von der wir bisher immer ausgegangen sind
und bedeutet eine Postulierung der Parallelgesellschaften, wie wir es ja heute
zum Teil schon haben. Wo aber bitte, das möchte ich doch feststellen, gerade in
den letzten Wochen ein dramatisches Scheitern genau dieser Politik in Holland
erfolgt ist und wo heute die bundesdeutschen Blätter mit massiven inhaltlichen
und guten Diskussionen zu diesem Thema voll sind, interessanterweise aber nicht
die österreichischen Zeitungen. Trotz dem ziemlich eindeutigen Scheitern dieser
Multikulti-Gesellschaft und der bisherigen Entwicklung in Holland, wo die
Toleranz als Prinzip gegolten hat und die Parallelgesellschaften total
verwirklicht waren, wird in Wien an diesem falschen Weg weiter festgehalten und
ihm das Wort geredet.
Darum ist eben auch, weil das auf
Seite 153 drinnen steht, eine neue eigene Magistratsabteilung als
Unterstützungsinstrument für Diversitätsmanagement eingerichtet worden. Damit
wird hier einer Verwirklichung zugeführt, was ich als neue, veränderte
Ausländerpolitik und Integrationspolitik der Sozialdemokraten bezeichnen
möchte. Das deckt sich mit den Äußerungen der Frau StRin Wehsely bei dieser
Diskussion im Stadtsenatssitzungssaal vom 16. November, wo sie also
erstens einmal den Erfolg der Integration hochgelobt hat, aber dann
festgestellt hat, Zitat: „Gleichstellungspolitik und Partizipation für
verschiedene Lebensformen, auch von Zuwanderern wird gefordert.“ Das heißt also
– in der
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