Gemeinderat,
50. Sitzung vom 24.11.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 87
deswegen können wir es lesen. Dieses Buch gibt viel
Auskunft über ihn, es verschweigt ein Kapitel, dieses Buch verschweigt ...
(GR Heinz Hufnagl: Kennen Sie es überhaupt?) Ich habe es gekauft. (GR
Heinz Hufnagl: Das war gescheit!) Ich habe es gekauft um 24,90 EUR. (GR Heinz Hufnagl: Gratuliere!)
24,90 EUR sind okay für dieses Werk, wenn es dazu beiträgt, alle,
einschließlich mich selbst, zu erheitern.
Dieses Buch verschweigt uns ein Kapitel, und ich
werde darauf zu sprechen kommen. Es verschweigt uns die Jahre 1968 bis 1975,
die viel Antwort geben könnten auf die Frage: Wie ist der Michael Häupl, und
warum beantwortet er Anfragen so, wie er sie beantwortet hat? Ich werde Ihnen
von einem seiner Zeitgenossen ein wenig zitieren aus diesem Buch. Sie
verzeihen, wenn ich mich verlese. Das nicht deshalb, weil ich es nicht so gut
kann, sondern weil es so klein geschrieben ist und wir schon beim Licht sparen.
Ich sehe eh schon so schlecht, und jetzt wird auch noch das Licht abgedreht,
damit ich es nicht lesen kann. Sie müssen verzeihen. (Zwischenruf bei der
SPÖ.) Nein, das ist eine neue Brille. Ich kann sie mir leisten, auch wenn
der Beitrag weg ist, ich kann sie mir leisten. Ich kaufe sie bei Giovanni
Maurer, einem Grünen auf der Josefstädter Straße, weil er mein Freund ist und
klasse Brillen macht. Und trotzdem kann ich nicht gut lesen, weil es da
herinnen leider so dunkel ist und weil beim Licht gespart wird.
Aber ich werde Ihnen dieses Kapitel vorlesen. (Zwischenrufe
bei der SPÖ.) Schauen Sie, wenn Sie nicht wollen, dass ich was über Ihren
Bürgermeister sage, den ich da jetzt vor meinem Herzen hertrage, dann verstehe
ich das, aber ich will was über ihn sagen. Ich will über ihn sagen, was er für
ein Mensch ist und warum er diese Fragen so beantwortet.
Da schreibt über ihn der Herr Dr Herbert Lackner, ein
Zeitgenosse, in diesem bedeutenden Werk: „Michael Häupl ist ein Machthaber, und
zwar einer, der sich nicht scheut, das auch zu zeigen. Keine schlechte
Eigenschaft. Hans Mayr, Häupls Vorgänger als Obmann der Wiener SPÖ, meinte
einmal sinngemäß, das Schlechteste, was ein Politiker tun könnte, sei Macht zu
haben, sie aber nicht zu gebrauchen. Michael Häupl hat diese Maxime etwas
variiert. Er tut so, als rühre er ständig um, als dampfe er aus jeder seiner
Poren" – Wasser, nicht Spritzer –, "als setze er ständig jemanden ab
und unablässig einen anderen ein, als fahre er ständig jemandem in die Parade".
Und das ist besonders witzig, denn das Kapitel 1968
bis 1975 wegzulassen, das ist das Zorro-Kapitel des Michael Häupl – im
Zusammenhang mit Parade, für alle, die wissen, was ich meine –, ist natürlich
besonders schmackhaft. Das Zorro-Kapitel 1968 bis 1975 des Michael Häupl fehlt.
Seine bekannten Paraden auf Prim, Terz, Quart und Second, die unterschlagen uns
Michael LUDWIG und Harry Kopietz. Vielleicht können wir bei einer Zweitauflage
ein solches Kapitel nachbringen. Ich biete mich an, die Jahre 1968 bis 1975 und
seine Paraden aufzuarbeiten.
„Und doch nützt er seine Macht äußerst moderat."
– Wir wissen das. – „Bevor der Bürgermeister einen patscherten Stadtrat
austauscht, rinnt viel Wasser den Donaukanal hinab" – wir haben das
gesehen –, „und die ersten, die auf dieses Doppelspiel hereinfallen, sind
natürlich wir Journalisten. Beeindruckt von Mimik, Gestik und Körpersprache,
die vorpreschende Entschlossenheit signalisieren, wundern wir uns nach den
Interviews beim Abhören des Tonbandes über die Vorsicht und Besonnenheit, mit
der da einer seiner Worte gewogen hat, die vor Ort so unbesonnen geklungen
haben."
Und das Problem bei diesen Worten ist nämlich – damit
bin ich bei der Anfragebeantwortung –: Er hat uns heute das eine oder andere
unterschlagen, er hat uns heute das eine oder andere anders dargestellt, als es
war.
Ein Beispiel: Er hat auf die Fragen 23 und folgende,
nämlich den Zusammenhang zwischen Grundversorgungsvereinbarung, Asylwesen und
der Vollziehung durch diese Stadt sinngemäß gesagt. Erstens: Quasi ihr kennt
euch nicht aus, denn das ist nämlich Privatwirtschaftsverwaltung, da gibt es
keine Behörde. Zweitens: Das war alles gar nicht so. Die waren überhaupt nicht
zuständig.
Das stimmt einfach nicht. Das stimmt aus mehreren
Gründen nicht, und ich werde es darlegen.
Erstens: Er dürfte bei seiner unbesonnenen Äußerung,
die von Journalisten aufgenommen und dargelegt wurde, und zwar von ihm
unwidersprochen, vergessen haben, dass er selbst im September, und zwar am
20. September, auf die Frage, wie es denn das vielleicht gäbe, dass in die
Grundversorgungsvereinbarung Menschen hineinkommen, die keinen Anspruch hätten,
und die Darstellung, dass dies vielleicht jemand unrechtmäßig entschieden
hätte, gesagt – und das lese ich jetzt vor: „Kommentar des Wiener
Bürgermeisters" – wir können uns wieder vorstellen, wie er da wieder war,
grummelnd, brummelnd, schnoddrig, weil ihm das nicht gepasst hat – „dazu vor
Sitzungsbeginn: Das ist Unsinn. Die erwähnte NGO sei die Caritas gewesen. Das
war aber nur eine gewisse Zeit, das ist jetzt vorbei, betonte Häupl. Nun sei
die Behörde mit der Aufgabe betraut. Außerdem sei die Intention der
Vereinbarung gewesen, dass alle Flüchtlinge" und so weiter.
Also was ist jetzt? Behördenzuständigkeit oder nicht
Behördenzuständigkeit? Hoheitlicher Akt, nicht hoheitlicher Akt?
Landeskompetenz, nicht Landeskompetenz? Caritas, ja oder nein? Was sagt er uns
am 20. September, unwidersprochen, die Journalisten beeindruckend? Ich
habe den Lackner vorgelesen. Natürlich sagt er, es war eine Behörde, und er
sagt, statt der Behörde hat es eben die Caritas gemacht. Und was sagt er uns
heute in der Anfragebeantwortung? Da brauchen wir keine Behörde, denn das ist
nämlich Privatwirtschaftsverwaltung. Und: Das stimmt gar nicht, das habe ich nicht
gesagt. – Jetzt muss er sich bitte entscheiden.
Und warum ist das doch
Behördenzuständigkeit, selbst wenn man meinen könnte, es wäre die
Privatwirtschaftsverwaltung? Jeder, der sich ein bisschen im Verfassungs- und
Verwaltungsrecht auskennt – und ich
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