«  1  »

 

Gemeinderat, 51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 11 von 89

 

Persönlichkeitsentwicklung auch nutzbar sind? - Das sind die Kriterien, die aus meiner Sicht notwendig wären und vermittelt werden sollten.

 

Unter einem solchen Bildungsansatz kann ich mir das, was Sie vorschlagen, sehr gut vorstellen, denn hier ist die Kooperation erstens einmal in vernetzten Formen und in neuen organisatorischen Formen auch mit der außerschulischen Jugendarbeit durchaus zu sehen. Hier kann man im projektartigen Unterricht und auch im projektartigen Erarbeiten von Inhalten selbstverständlich auch mit diesen Einrichtungen kooperieren - was sehr, sehr gut wäre und genau dem entspräche, was wir auch aus jenen Ländern lernen, die in PISA sehr gut abgeschnitten haben.

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: 2. Zusatzfrage: Frau GRin Jerusalem.

 

GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im Rathaus): Frau Stadträtin! Es gab in Wien einmal das interkulturelle Lernprojekt, das am Nachmittag ein Angebot für Kinder der Pflichtschule war. Dieses Projekt war international geachtet. Es gab dort muttersprachliche BetreuerInnen, die auf den Gebieten Kultur, Sport, Spaß, Freude mit den Kindern aus MigrantInnen-Familien, aber auch aus österreichischen Familien gearbeitet haben und auch mit den Kindern die Hausübung gemacht haben. Ich habe dieses Projekt immer sehr geschätzt und mich damals sehr gewundert, warum Sie es eingestellt haben - übrigens gegen den Protest der Fachwelt.

 

Deswegen frage ich Sie jetzt: Wie sieht das für Sie rückblickend aus? Sind Sie nach wie vor der Meinung, dass es sinnvoll war, dieses Projekt einzustellen? Oder könnte man es nicht vielleicht wieder aufleben lassen?

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Bitte, Frau Stadträtin.

 

VBgmin Grete Laska: Sehr geehrte Frau Gemeinderätin! Historisch gesehen sage ich, die Entscheidung war eine richtige, weil es ja keine Einstellung gegeben hat, sondern eine Weiterentwicklung. Wir haben in diesen 10°Jahren etwas geschafft, was wir wollten, nämlich eine flächendeckende ganztägige Betreuung in Wien. Wir haben das geschafft, was meinem pädagogischen Ansatz entspricht und auch dem der Integration und des Miteinanders, dass nämlich nicht unterschieden wird, wo Förderung ansetzen soll, dass sie also nicht nur dort erfolgen soll, wo ein Migrations-Hintergrund gegeben ist. Wir wissen haargenau, dass Förderung in allen Bereichen notwendig ist, dass ganztägige Betreuung für alle notwendig ist. Das grundsätzlich beste Modell wäre aus meiner Sicht eines der vernetzten Angebote zwischen schulischen und außerschulischen. Und wir wissen, dass der Ansatz zum Zeitpunkt der Einführung des interkulturellen Lernens, nämlich vor 15 Jahren, ein komplett anderer war als jener, der den Erfordernissen, wie sie sich jetzt darstellen, entspricht.

 

Das, was jetzt notwendig ist - das wissen Sie haargenau, so wie ich -, ist eine Verdichtung dessen, was man an Personenvoraussetzung braucht zur Intensivierung und zur tatsächlichen Umsetzung. Wir brauchen eine organisatorische Reform, und wir brauchen das klare Bekenntnis dazu, dass Bildung eines der wichtigsten Themen ist - vor allem die Bildung junger Menschen -, und wir brauchen eine Veränderung des Ansatzes - ich sage es noch einmal: Weg von einer selektiven Schule, die auf Individualleistung aufgebaut ist, hin zu einer Schule, die von ihrer Organisation Projektunterricht zulässt, die das gemeinsame Erarbeiten zulässt, die die Basis für lebenslanges Lernen ist und die die individuelle Förderung so versteht, dass sie nicht selektiv, sondern eben fördernd ist dort, wo jeder einzelne Schüler und jede einzelne Schülerin gefördert werden sollen.

 

Es tut mir Leid, dass Sie immer wieder dazu neigen, einem Projekt, das historisch gesehen einmal ein wichtiger Schritt war, das sich aber Veränderungsprozessen unterworfen hat beziehungsweise zu Veränderungsprozessen geführt hat, sozusagen historisch nachzuhängen. Wir haben das ja auch in einer anderen Diskussion, da erleben wir haargenau dasselbe: Dass man sagt, ein Projekt ist sozusagen ein Vorzeigeprojekt, und an dem krallen wir uns jetzt fest, und das darf sich nicht verändern, nur weil es einmal in der Entwicklung durchaus Sinn gemacht hat. Das stimmt hier auch, und die Entwicklung ist weitergegangen, und ich wünsche mir, dass sie noch weiter geht, nämlich im Sinne dessen, was uns ja allen durch die Erkenntnisse der PISA-Studie bestätigt worden ist, was wir aber vorher auch schon gewusst haben.

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: 3. Zusatzfrage: Herr GR Walter Strobl, bitte.

 

GR Walter Strobl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin!

 

PISA hat ja eindrucksvoll bewiesen - und du hast es ja auch ausgeführt -, dass die Wirkungen, die Bildungswirkungen nicht nur im schulischen Bereich sozusagen konzentriert sind, sondern durchaus auch im außerschulischen Bereich, eben im vorschulischen Bereich eine ganz wesentliche Rolle spielen. Es stellt sich daher die Frage, ob Wien an einer Auswertung der PISA-Studie, der österreichweiten PISA-Studie speziell für Wien interessiert ist und das unterstützen würde beziehungsweise sich gegebenenfalls auch selbst in dieser Frage engagieren würde.

 

Daher meine Frage: Würdest du so eine Überlegung unterstützen, gegebenenfalls auch zusätzliche Untersuchungen speziell für Wien, damit das, was bei PISA hier abgefragt wurde und gegebenenfalls als Sample zu klein sein sollte, auch tatsächlich ausgewertet werden kann?

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau Stadträtin, bitte.

 

VBgmin Grete Laska: Ich habe den Medien entnommen, dass es solche Überlegungen gibt, und ich gehe davon aus, dass das Bildungsministerium auf die Bundesländer zukommen wird und hier einmal ein Angebot unterbreiten wird. Ich kenne keines. Spannend ist es jedenfalls. Man muss sicherlich prüfen, was hier in einem erweiterten Untersuchungsfeld angeboten wird, welche Inhalte, welche Zielgruppen und letztendlich was es kostet.

 

Ich würde meinen, dass es durchaus Sinn machen

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular