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Gemeinderat, 51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll  -  Seite 39 von 89

 

Ein solcher Bahnhof, wie er jetzt geplant wird, schafft sowohl aus betriebswirtschaftlicher Sicht als auch aus verkehrspolitischer Sicht neue Zugänge. Es wird möglich, die Gleiskilometer um 30 Prozent zu senken, aber den Output entsprechend zu erhöhen. Es werden die Weichen um rund 27 Prozent reduziert. Es wird möglich, Rationalisierungen im Bereich Güterverkehr durchzuführen und vor allem den Güterverkehr aus einem sehr nahen Bereich, nämlich rund um den Südbahnhof, herauszubringen und an die Stadtrandbereiche zu verlagern, um dort einen modernen und sehr raschen, logistisch gut abwickelbaren Güterverkehr zu ermöglichen. Insbesondere bringt dieser Durchgangsbahnhof natürlich ein ganz besonders verbessertes Reisezugsangebot, das für alle Österreicherinnen und Österreicher, aber auch für alle anderen Touristen und Geschäftsleute, die Österreich erreichen wollen, nunmehr eine solche Anbindung auch sicherstellt.

 

In welcher Form wir hier mit Steigerungen zu tun haben werden, zeigen Untersuchungen: Alleine aus dem Ostbereich, aus der Richtung Marchegg, können wir damit rechnen, dass wir rund eine Verdoppelung an Nachfrage haben werden. Wir haben das auch in anderen Bereichen - Verdoppelung und teilweise sogar noch etwas mehr, teilweise etwas darunter -, eine Nachfrage von Fahrgästen, die wir zu erzielen haben, wenn der Durchgangsbahnhof kommt. Insgesamt können wir dann mit diesem verstärkten Angebot der ÖBB auf ein erhöhtes Sitzplatzangebot von mehr als 60 Prozent zurückgreifen. Ich glaube, das sind Dimensionen, wie wir vor 15, 20 Jahren eigentlich nicht gedacht haben, dass das möglich wird und das waren auch die Punkte, die unter einem sozialdemokratischen Verkehrsminister abgelehnt worden sind.

 

Wir haben nun eine entsprechende Attraktion mit einem durchgehend 7,5 Minuten-Takt auf der Schnellbahnstammstrecke Floridsdorf-Meidling zu erzielen, einen 15 Minuten-Takt auf der Verbindungsbahn als Tangentialverkehr über den Bahnhof Wien - Europa Mitte von Zügen von und nach Marchegg beziehungsweise Floridsdorf und teilweise bis Purkersdorf-Gablitz, durchgehende Schnellbahnzüge von und nach Bruck an der Leitha über den Bahnhof Wien - Europa Mitte, die Pottendorfer Linie und die Aspangbahn von und nach Traiskirchen in der Hauptverkehrszeit im 30 Minuten-Takt und nach Wiener Neustadt ganztägig im 60 Minuten-Takt, durchgehende Züge in der Hauptverkehrszeit von Wolfsthal bis Korneuburg - unser Lieblingsprojekt S7 - und Verdichtung der Linie S50 auf der Westbahn auf einen ganztägigen 30 Minuten-Takt.

 

Das sind Dinge, die den öffentlichen Verkehr so attraktivieren werden wie das ohne Durchgangsbahnhof nicht möglich sein wird. Es wird in der Hauptverkehrszeit ein stündlicher Eilzug vom Flughafen Wien über den Bahnhof Wien - Europa Mitte bis nach St Pölten geschaffen werden. Das sind Dinge, wo man nicht mehr durch die Stadt fahren muss, wo Leute, die aus dem Westen der Stadt kommen, von St Pölten oder weiter und den Flughafen erreichen müssen, nunmehr mit einem Zug durchgehend bis zum Bahnhof Wien - Europa Mitte beziehungsweise Flughafen fahren können und das ohne Umsteigen auch mit neuen Terminals. Das wird, glaube ich, eine ganz, ganz entscheidende Verbesserung werden.

 

Das Angebot steigert sich damit rund um Wien auf allen Linien im entsprechenden Maße. Ganz besonders aber wird auch die Verbindung zwischen Wien und Bratislava eine Verstärkung erfahren. Wir werden Bratislava nach der Elektrifizierung des Marchegger Astes sowohl nördlich der Donau anfahren können, aber auch südlich der Donau durch einen entsprechenden Ausbau der Ostbahn. Das sind Dinge, die diesen Durchgangsbahnhof verkehrspolitisch so interessant und wichtig machen.

 

Viele Dinge gibt es da auch noch im Detail zu sagen, aber ich glaube, das ist für diese Gemeinderatsdiskussion jetzt nicht mehr das so Entscheidende.

 

Generell ist eben einfach festzuhalten, dass wir damit den ÖPNV entsprechend verstärken können und die Bundesregierung es nunmehr geschafft hat, das so auf die Wege zu bringen, dass der ÖPNV rund um Wien und für die Stadt Wien entsprechend gestärkt werden kann und der Modal-Split sich verbessert. All das sind Dinge, die diesen Bahnhof verkehrspolitisch so bedeutend machen.

 

Aber damit das Ganze auch funktioniert, ist es notwendig, dass eben nicht nur die ÖBB im Eilzugbereich, im Schnellzugbereich, im Güterzugbereich und im S-Bahn-Bereich ihren Ausbau betreiben, sondern es ist auch notwendig, dass wir dabei auf die innerstädtischen höherrangigen öffentlichen Personennahverkehrsverbindungen besonders Rücksicht nehmen und diese auch besonders betrachten. Das sind in Wien auf der einen Seite die U-Bahnen und auf der anderen Seite natürlich auch die Straßenbahnen und die Anbindung in diesem Bereich zum Bahnhof Wien - Europa Mitte oder, wie wir ihn früher auch öfter genannt haben, Zentralbahnhof.

 

Dass im nun vorliegenden Beschlussantrag dem Thema “Verkehr“ auch eine besondere Bedeutung zukommt, freut mich sehr. Ich möchte mich bei dieser Gelegenheit auch dem Dank für die ausgesprochen qualitätsvollen Verhandlungen anschließen, auch für den Zugang, hier sachlich notwendige Dinge mit einzubeziehen und Sachen, die zuvor vielleicht nicht so sehr berücksichtigt wurden, nunmehr durch diesen Beschlussantrag in Zukunft auch noch sicherzustellen.

 

So konnten oder mussten wir feststellen, dass die Variantenuntersuchung für die U2-Südausdehnung und die Untersuchungen für die Auslastung des Bahnhof Wien - Europa Mitte und die Anbindung Südbahnhof am Südtiroler Platz beziehungsweise Bahnhof Wien - Europa Mitte ergeben hat, dass wir dort im Jahr 2025 mit Verstärkungen im Bereich einer Größenordnung zu rechnen haben, die rund viermal so groß sind als das heute der Fall ist. Wir müssen damit rechnen, dass im Bereich des Südbahnhofs viermal so viele Leute in den U-Bahnen der U1 sein werden. Wir haben auch im Bereich der S-Bahn-Stammstrecke mit einer Verdoppelung zu rechnen. Auf der Südbahn werden wir mit einer

 

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