Gemeinderat,
51. Sitzung vom 17.12.2004, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 89
einzunehmen, sind der Wahrheit verpflichtet und haben sich in dieser Funktion nicht nach ihren Gefühlen und ihren sonstigen emotionalen Bindungen gegenüber einer Partei zu verhalten.
Das haben wir mehrfach verurteilt, auch von dieser
Position hier, und es wird daher ganz sicher, solange das nicht geklärt ist –
und wir werden alle Eltern unterstützen, die hier Klarheit wollen, wir werden
die Eltern auch weiterhin in die Richtung informieren, was hier abläuft –, von
unserer Seite keine Zustimmung zu solchen Akten geben. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag Schmalenberg.
GRin Mag Heidrun Schmalenberg (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen
und Herren!
In dem vorliegenden Poststück geht es um
Elternvereine, genau genommen geht es um die Subventionierung für den
Landesverband der Elternvereine, und wir Freiheitlichen lehnen diesen Tagesordnungspunkt
ab. Und zwar nicht nur aus den Gründen, die der Kollege Strobl, mein Vorredner,
schon genannt hat, sondern auch aus dem Grund, dass wir denken, dass wir in der
Elternarbeit in dieser Stadt neue Wege gehen müssen. Wir glauben nämlich, dass
es wichtig ist, auch die Eltern zu erreichen, die nicht in irgendeiner Form in
Elternvereinen organisiert sind, denn die Eltern, die sich ohnehin um die
Kinder kümmern, die sich in den Elternvereinen engagieren, die kriegen genug
Information und Elternschulung und haben Kontakt mit Lehrern, Pädagogen und
Fachleuten, sondern uns geht es darum, dass wir auch die Eltern von den Kinder
erreichen, die quasi Probleme haben.
Es gibt Lehrer, die sagen, die Eltern, mit denen sie
gerne sprechen würden, weil es Probleme gibt, die kommen eigentlich nie in die
Schule, und es ist schwer, einen Zugang zu denen zu finden. Es gibt auch die
Tendenz der Eltern, die Erziehung immer mehr an die Schule zu delegieren. Die
Lehrer sind überfordert, denn sie stellen fest, dass manche Kinder nicht
Erziehung brauchen, sondern Therapie. Es gibt allgemein die Phänomene, dass die
Gewaltbereitschaft steigt, dass immer mehr Kinder Verhaltensauffälligkeiten
zeigen, dass in manchen Schulen eine hohe Anzahl von Migranten ist, dass die
Armut wächst. Das sind lauter Indikatoren dafür, dass wir in der Stadt Wien bei
der Elternarbeit neue Wege gehen müssen.
Ich war vor einigen Monaten mit einigen Kolleginnen
aus dem Gemeinderat bei einer Konferenz in Dublin, bei der Europäischen
Konferenz für soziale Netzwerke, und dort wurde von der Stadt Hamm ein Projekt
präsentiert, die Elternschule der Stadt Hamm. Dieses Projekt ist etwas, wo ich
mir denke, es ist eine sehr interessante Sache, und ich kann mir gut
vorstellen, dass wir versuchen, dieses Projekt vielleicht einmal auch in einem
Wiener Gemeindebezirk als Pilotprojekt umzusetzen.
Ich will es nur kurz skizzieren. Man hat sich zuerst
einmal hingesetzt und einen Erziehungskonsens gesucht, und zwar Politiker aller
Couleurs und Menschen, die mit Kindern arbeiten, also Lehrer, Kindergärtner,
aber auch von verschiedenen privaten Trägern, Kirchen, Pfadfinder und so
weiter. Es ist nach einer langen Zeit gelungen, sich auf einen Mindestkonsens
zu einigen, nach dem Motto: Gehen wir eine Erziehungspartnerschaft ein. Die
Elternschule ist ein niederschwelliges Angebot für Eltern für Erziehungsfragen.
Sie ist kein Gebäude, sondern sie ist ein Konzept, ein Netzwerk von
verschiedenen Instituten, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Ich denke,
dass wir uns diese Erfahrungen, die die Stadt Hamm gemacht hat, in Wien ansehen
sollten. Das Konzept hat sich bewährt, es hat auch geholfen, die Jugendhilfe,
die Schule zu entlasten und Kosten einzusparen.
Ich möchte daher einen Antrag einbringen, dieses
Projekt auch in Wien auszuprobieren. In formeller Hinsicht verlange ich die
Zuweisung an den Ausschuss für Jugend, Bildung und Sport, und ich wünsche mir,
dass wir im Ausschuss über dieses Projekt eine sachliche und konstruktive
Diskussion abführen können. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Vettermann. – Bitte.
GR Heinz Vettermann
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich wollte doch zu den beiden, zur Vorrednerin, zum
Vorredner, einiges sagen, dann vielleicht auch noch zum diskutierten
Aktenstück. Ich meine, es ist ja typisch, dass nach der ÖH-Mundtot-, Maulkorb-
und Umfärbungsaktion jetzt sogar bei so einem kleinen Betrag, bei eigentlich
einer kleinen Unterstützung, bei einer bescheidenen Unterstützung nicht
zugestimmt wird. Kaum gibt es irgendwo eine Organisation, und sei sie noch so
überparteilich, wenn sie Kritik an der schwarz-blauen Bundesregierung übt, wird
nicht zugestimmt, wird abgelehnt, wird versucht drüberzufahren. Es gelingt
natürlich nicht, weil wir Wienerinnen und Wiener, die Mehrheit und die
Sozialdemokraten dafür sorgen werden, dass es diese, wie ich glaube, durchaus bescheidene
Unterstützung weiter geben kann. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf von GR
Walter Strobl.) Ja, ja.
Und weil man da auch ein, zwei Personen namentlich
genannt hat, muss ich sagen, dass der Kollege Nekula tatsächlich einer der
Mitbegründer einer Bürgerinitiative war, die sich gegen den schwarz-blauen
Bildungskahlschlag gewehrt hat. Aber wer war da noch dabei? Ich meine, das
sollte man doch auch wissen. Es war die Bundessektion der Pflichtschullehrer
dabei, die bekannterweise FCG-dominiert sind, es sind alle Elternvereine dabei,
also auch jene der AHS, die ja bekanntlich dem Katholischen Familienverband
nahe stehen und dort die Mehrheit haben. Das war die Bürgerinitiative, und dann
haben die Pflichtschullehrer auch mitgemacht und der Kollege Nekula von dorther
kommend. Okay, er sitzt für die Sozialdemokraten im Stadtschulrat, aber man
sieht, dass es eigentlich einen breiten Konsens gegeben hat.
Darum habe ich mir gedacht, es
wäre schon wichtig,
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