Gemeinderat,
1. Sitzung vom 18.11.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 56
eines großen Staatsmannes und Politikers, auch zitieren, nämlich des Atheners Perikles, der gesagt hat: „Wir Athener betrachten Beratungen nicht als Hindernisse auf dem Weg des Handelns, sondern halten sie für notwendige Voraussetzungen weisen Handelns.“ Und ich gehe davon aus, dass Perikles mit diesem Zitat, mit dem Inhalt hier zum Ausdruck bringen wollte und letztlich auch gemeint hat, dass man, wenn man in Beratungen geht, diese auch ernsthaft und glaubwürdig in Angriff nehmen muss, um ein konstruktives Miteinander - was wir auch heute gehört haben in Ihrer Rede – sicherzustellen.
Und ich glaube, dass man schon eines festmachen muss:
Diese ernsthaften Gespräche, wie sie in der Öffentlichkeit vielleicht auch
großherzig dargestellt worden sind, waren nicht unbedingt ganz so großherzig
und ernst gemeint. Es war eher so eine Art von Gesprächen, etwas
hinauszuzögern, in die Länge zu ziehen, bis dann ohnedies Entscheidungen
gefällt werden, die man schon lange zuvor beschlossen und festgelegt hat.
Und das ist nicht gut, und ich glaube auch, das hat
Perikles nicht gemeint, wenn er davon gesprochen hat, dass Beratungen die
Voraussetzungen für weises Handeln darstellen, wenn man schon vor den
Beratungen eine Entscheidung getroffen hat. Und ich glaube, dass man sich, oder
Sie sich, auch den Vorwurf gefallen lassen müssen, dass mit den Weichen, die
Sie für die Zukunft gestellt haben, man alles andere als unbedingt weise
gehandelt hat. Das gilt nicht nur für den Umgang mit uns Freiheitlichen,
sondern auch wie man das Programm dieser Stadt für die Zukunft gestaltet hat
und eben viele Probleme, die wir auch im Zuge des Wahlkampfes aufgezeigt haben,
wiederum negiert und nicht in Angriff nimmt, sondern wieder versucht,
diejenigen, die Missstände aufgezeigt haben, als die Bösen darzustellen,
anstatt dass man hergeht und erkennt, dass das, was es an Problemen gibt, wenn
man es weiter ignoriert, in Wirklichkeit zu bösen Zuständen führen kann.
Und das ist genau das, was diese Selbstverliebtheit
auch leider darstellt, die wir auch kritisieren. Diese Mischung aus
Selbstverliebtheit und auch teilweise - entschuldigen Sie, so macht es den
Eindruck - einer beleidigten Leberwurst in Richtung einer anderen politischen
Mitbewerberpartei. Ich sage politische Mitbewerberpartei und ich glaube, dass
das auch wichtig ist. (VBgmin Grete Laska: Wie war das mit dem
Porzellanladen?) Ich glaube, dass das auch wichtig ist. Und das ist nicht
gut. Gerade dann, wenn man politische Verantwortung hat und auch politische
Macht hat, so ist es, glaube ich, auch wichtig, damit verantwortungsvoll
umzugehen, wie Sie richtig gesagt haben. (VBgmin
Grete Laska: Da gibt es auch etwas von Perikles, aber mit dem Porzellanladen
gibt es was!) Manchmal ist es auch wichtig, gerade in einer
machtpolitischen Situation Größe zu zeigen und nicht Kleinlichkeit. Das macht
nämlich dann auch wirklich große Persönlichkeiten aus. Und das Wohl der Stadt
ist ja das Entscheidende. Und darum wird es ja auch gehen, denn wir müssen für
die Nachwelt eine gute Zukunft bauen. Und deshalb sollten wir auch - was ja
auch angesprochen worden ist heute - nicht das Trennende sozusagen in den
Vordergrund stellen, sondern das Gemeinsame. Aber man sollte auch festmachen,
dass man bitte nicht diese Stadt als Eigentum einer Partei betrachten soll.
Diese Stadt ist nicht Eigentum einer Partei, sondern sie gehört allen
Wienerinnen und Wienern. (Beifall bei der FPÖ.)
Und ich glaube, dass die Art und Weise, wie man jetzt
auch mit den 15 Prozent einer Wählergruppe in Wien umgegangen ist, die ja
nicht ohne Grund die Freiheitliche Partei gewählt hat, nicht gut ist und dass
es auch nicht gut ist, diese Gruppe auszugrenzen, wie man das heute auch
beginnend, bereits getan hat. Eine Ausgrenzung von 15 Prozent der Wiener
Wähler ist kein guter Beginn, sondern ist letztlich der falsche Weg. Und da
kann ich nur für mich festmachen, es macht den Eindruck, dass man nichts
gelernt hat und dass sich Dinge, die in der Vergangenheit schon einmal gelebt
worden sind, wiederholen. Und das erleben wir ja auch politisch inhaltlich,
wenn es um die Belastungslawinen geht, die in den letzten Jahren über die
Wienerinnen und Wiener gerade von Ihrer Verantwortlichkeit da rein geprasselt
sind, die sich jetzt fortsetzen werden, bei Erhöhungen im Gas- und
Strombereich, wo ein Leben auf Pump, Belastungen im Rekordausmaß hier in Wien
das auch sicherstellen sollen. Und wenn man von Zukunft der Menschen spricht,
so werden wir auch die selbsternannte Arbeitnehmerpartei kritisch betrachten
und ihre Fehler dort aufzeigen, wo vielleicht Sie selbst ein Großprojekt der
Realitätsverweigerung leben und in vielen Bereichen einen Justamentstandpunkt
einnehmen.
Oder auch gerade die Frage der neuen Jobs, die
angesprochen worden sind, die natürlich gerade in Ihrem Verantwortungsbereich
liegen, aber wir schon sehen müssen, dass wenn man von neuen Jobs in dieser
Stadt redet, eigentlich auch anmerken muss, dass es nicht einmal die alten Jobs
in dieser Stadt heute gibt, die es vor zehn Jahren gegeben hat. Vor zehn Jahren
hatten wir mehr Jobs als heute. Und wenn man von neuen Jobs redet, muss man
wissen, dass in den letzten zehn Jahren 30 000 Jobs dieser Stadt
verlustig gegangen sind. (Bgm Dr Michael
Häupl: Das ist falsch!) Sie sagen, es sei falsch. Wir haben in allen Statistiken
genau das herausgelesen und diese Debatte führen wir, das stimmt, diese Debatte
führen wir. (Beifall bei der FPÖ.)
Die Armut explodiert in dieser Stadt, die Gebühren
explodieren in dieser Stadt, und es wird für immer mehr Menschen in dieser
Stadt wirklich ein Kampf von Monat zu Monat, wie man über die Runden kommt, wie
man sich die Mietkosten, die Stromkosten, die Gaskosten leisten kann, wie man
dann vielleicht noch das Essen bewerkstelligen kann für die Familie, das ist
ein Kampf. Und wenn man dann von sozialer Wärme spricht, dann ist das schön,
aber viele Menschen erleben in dieser Stadt soziale Kälte. Soziale Kälte, was
die Heizkostenzuschüsse betrifft, die nicht unbedingt die höchsten sind im
Bundesländervergleich, und in vielen anderen Bereichen, soziale Kälte.
Und ich glaube nicht an die
Seelenwanderung, ich glaube nicht daran an die Seelenwanderung, an ein
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