Gemeinderat,
1. Sitzung vom 18.11.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 45 von 56
immer ÖVP-regiert, da hat es keine Initiativen gegeben, hier tatsächlich etwas zu ändern -, sondern die es auch auf der Bundesebene bis heute nicht gibt. Dort vermisse ich immer wieder den lauten Aufschrei danach, und seien es nur die viel kritisierten "geringen" Kontrollmöglichkeiten, die man uns immer wieder vorwirft. Diese "geringen" Kontrollmöglichkeiten, wie Sie sagen, sind Vorbild für ganz Österreich und finden sich auf der bundespolitischen Ebene bis heute nicht. Ich glaube, es zeigt dies, dass hier einfach eine zwiespältige Politik gemacht wird.
Ich habe den Spruch nicht deshalb verwendet, um
darauf hinzuweisen - es hat sich nur gerade ergeben, und ich glaube, es passt
gerade in diesem Bereich dazu -, sondern um auch auf einen durchaus sehr
ernsten Punkt aufmerksam zu machen. Es sagt ja dieser Spruch letztendlich
durchaus auch aus, dass die Städte seit vielen Jahrhunderten immer wieder
Vorreiter und Brennpunkte von Entwicklungen gewesen sind. Ich sage das auch
deshalb, weil die Vorkommnisse in Frankreich, die Unruhen in vielen
französischen Städten, ebenfalls erwähnt wurden. Vor diesem Hintergrund möchte
ich es einfach auch erwähnt haben und darauf hingewiesen haben.
Wir sehen dort eines sehr, sehr deutlich: Wer
zukunfts- und hoffnungslos ist, wer ausgegrenzt wird, wer an den Rand gedrängt
wird, für den braucht es nicht sehr viel, bis er seine Hoffnungslosigkeit
tatsächlich in Gewalt ausdrückt. Daher sind wir als Wiener Sozialdemokratie in
den vergangenen Jahren immer wieder auch bemüht gewesen - wir werden hier nicht
nachlassen und uns mit vollem Engagement auch weiterhin dafür einsetzen -, dass
es eine Perspektive für junge Menschen gibt. Wir haben das durch unsere
Maßnahmen deutlich gezeigt, zum Beispiel im Bereich der
Ausbildungsmöglichkeiten für junge Menschen, wo gerade auch viele Maßnahmen
seitens des Bundes gekürzt werden. Ich glaube, es ist hoch an der Zeit, dass es
hier noch weitere gemeinsame Initiativen gibt. Wien hat ja immer für gemeinsame
Initiativen die Hand ausgestreckt, und ich glaube, auch die Bundesregierung
wäre gut beraten, diese Angebote Wiens für eine Kooperation, die es immer
wieder gibt, auch anzunehmen.
Es ist diese Entwicklung - und da ist gesagt worden,
wir sollen nicht immer darauf hinweisen, wer für was verantwortlich ist -, es
ist letztendlich diese Entwicklung, mit der man in europäischen Städten
konfrontiert gewesen ist und interessanterweise in Wien, auch aufgrund
engagierter Sozialpolitik, eben nicht konfrontiert ist, ein Ergebnis und ein
Ausdruck einer neoliberalen Politik, die tatsächlich auf Ausgrenzung und nicht
auf Einbindung setzt. Wir in Wien haben - und wir werden auch in Zukunft
weiterhin darauf setzen, darauf ist ja auch in der Regierungserklärung sehr
klar hingewiesen worden - eine hervorragende Integrationspolitik, die auf einem
Mix von unterschiedlichen, hervorragenden Instrumenten beruht, die wir in
dieser Stadt haben: Aus dem Bereich der Beschäftigungspolitik, der
Wohnungspolitik, der Sozialpolitik, der Gesundheitspolitik, der Planungs- und
der Bildungspolitik. Wir werden dies mit einer Vielzahl von Instrumenten weiter
ausbauen. Aber für uns ist eines klar: Es gibt in Wien nur den Weg des
Miteinanders und nicht den Weg des Gegeneinanders, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Es ist schon klar: So vielfältig die Probleme sind,
so vielfältig müssen letztendlich auch die Antworten darauf sein. Es ist hier
für mich auch völlig klar, dass all jene, die einfache Antworten auf die Fragen
haben, entweder Scharlatane sind oder die Ängste der Menschen ganz bewusst für
ihre eigenen Zwecke ausnutzen. Es hat gerade die vergangene
Wahlauseinandersetzung gezeigt, dass wir hier alle zusammen sehr wachsam sein
müssen gegenüber Kräften, die tatsächlich mit übelsten Methoden versuchen,
Menschen gegeneinander aufzuhetzen, dass wir sehr wachsam sein müssen und dass
wir einfach alles dazu tun müssen, dass verbale Brandstifter, die es durchaus
auch in unserer Stadt immer wieder zu hören gibt, keinen Platz bekommen und
keine wirklichen Feuer entfachen können. Fremdenfeindlichkeit und Rassismus
haben bei uns in der Stadt keinen Platz, und wir werden auch weiterhin darauf
achten, dass sie keinen Platz in dieser Stadt finden, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Wir werden deshalb diesen Weg des Miteinanders
tatsächlich weiter gemeinsam gehen und damit auch den Weg der sozialen
Verantwortung weiter beschreiten, auch mit neuen Instrumenten, wenn sie
tauglich sind. Wir verschließen uns hier nicht den Erfahrungen anderer Städte.
Ganz im Gegenteil, so wie wir in den vergangenen Jahren gerade in Wien immer
versucht haben, ein Best-Practice-Modell zu sein, werden wir uns auch in
Zukunft darum bemühen. Unsere Prämisse ist, dass einfach niemand aus dem Sozialsystem
hinausfallen darf. Denn Tatsache ist: Wir fühlen uns allen Bewohnerinnen und
Bewohnern dieser Stadt verantwortlich! So war das in der Vergangenheit, und so
wird das auch in der Zukunft sein, meine Damen und Herren. (Beifall bei der
SPÖ.)
Arbeit, Bildung, Gesundheit und Sicherheit sind laut
Umfragen immer die Hauptsorgen der Österreicherinnen und Österreicher und
selbstverständlich auch der Wienerinnen und Wiener, und dies durchaus zu Recht.
Schließlich sind wir derzeit in Österreich mit der höchsten Zahl von
arbeitslosen Menschen konfrontiert, die Zahl ist so hoch wie noch nie. In den
Schulen und bei den Universitäten - ich habe schon darauf hingewiesen - wird
gespart, an Lehrern wird gespart, an Lehrenden, bei den Instrumenten, es wird
auf Kosten unserer Kinder gespart. Im Bereich der Gesundheit wurde in den
vergangenen Jahren eine Vielzahl neuer Belastungen auf die Österreicherinnen
und Österreicher überwälzt, etwa im Bereich der Selbstbehalte und der
Rezeptgebühren; das ist für viele kranke Menschen bereits ein massives Problem
geworden. Die Bundesregierung hat letztendlich auch in Wien Hunderte
Polizeiplanstellen gestrichen.
Wir halten in Wien gegen diesen
Kurs auch weiterhin dagegen. Wir werden weiterhin Missstände und die
Verantwortlichen für Missstände und Probleme klar
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