Gemeinderat,
2. Sitzung vom 01.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 64
verschulten letzten
Kindergartenjahr, das dann als Pflicht anzusehen ist. Der Unterschied ist in
pädagogisch-inhaltlicher Hinsicht zu sehen, das ist völlig fraglos, der
Unterschied ist aber auch klar in der Frage der Finanzierung zu sehen.
Kindergartenfinanzierungen sind Aufgabe der Länder und Gemeinden, und die
Schule zu bezahlen, ist Aufgabe des Bundes. Das ist mit Sicherheit die
Vorstellung, die hier dahinter steckt.
Somit darf ich zusammenfassend Folgendes sagen: Diese
168 Lehrer, die kolportiert wurden, stimmen. Sie sind nicht willkürlich
aus der Luft gegriffen, sondern das Ergebnis bisheriger Aktivitäten und
ergänzender Aktivitäten in Umsetzung von entsprechenden Beschlüssen, aber auch
unabhängig davon, was an zusätzlicher Diskussion noch ansteht aufgrund des
Beschlusses der Landeshauptleutekonferenz in Kärnten, worin 700 Begleitlehrer
für ganz Österreich gefordert wurden anstelle der 300, die aus den
Finanzausgleichsverhandlungen vom letzten Mal resultierten. Ich gehe einmal
davon aus, dass dieser Beschluss, da Landeshauptleutekonferenz-Beschlüsse ja
nur einstimmig gefasst werden können, zumindest ein bisschen die
österreichische Bundesregierung und insbesondere den Herrn der Himmelpforte
beeindruckt.
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Danke. – 1. Zusatzfrage: Frau GRin
Jerusalem.
GRin Susanne Jerusalem (Grüner Klub im
Rathaus): Herr Bürgermeister!
Wir beide setzen
offensichtlich auf häufige Wiederholungen aus pädagogischen Gründen. Ich mache
das auch seit vielen Jahren und erinnere daran, dass ich seit dem Jahr 2000
darauf hinweise, dass die Sparmaßnahmen zu sehr kritischen Zuständen an Wiens
Pflichtschulen führen werden.
Ich
möchte jetzt noch einmal zusammenfassen, was alles Sie selbst bisher in der
Öffentlichkeit an zusätzlich notwendigen Lehrern gefordert haben; ich mache das
ganz schnell. Die Landesregierung hat einen diesbezüglichen Beschluss schon im
Juni dieses Jahres gefasst. Damals haben Sie 70 Planstellen gefordert für
diejenigen, die erst nach dem September in die Schule kommen. Sie haben 493
zusätzliche Planstellen gefordert für den sozialpädagogischen Förderbedarf für Kinder
mit Behinderungen und Auffälligkeiten. Sie haben 229 zusätzliche Planstellen
gefordert zur Abdeckung des ganztägigen Angebotes und fordern jetzt zusätzliche
168 für die Kinder, die nicht gut Deutsch sprechen können. Sie fordern also
eigentlich seit Juni 2005 knapp 1 000 zusätzliche Lehrer. Damit sind wir
fast schon dort, wo ich bin, nämlich bei diesen 1 400 Lehrern, die
weggekürzt wurden.
Jetzt meine Frage an Sie,
damit ich das auch an die SchulpartnerInnen weitergeben kann: Sind Sie immer
noch der Meinung, dass Sie um zumindest 1 000 Lehrer mehr brauchen,
als Sie derzeit haben?
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Bitte.
Bgm Dr Michael Häupl: Sie haben einige meiner
Forderungen doppelt gerechnet. Ich bleibe bei dem, was der Beschluss der
Landesregierung ist und was auch vom Stadtschulrat und vom Kollegium
entsprechend vorgegeben wurde: Dass der Bedarf etwas über 700 Lehrer beträgt,
sozusagen alles in allem. Das kann man daher meiner Ansicht nach auch nicht
doppelt rechnen; dies habe ich, seit mir diese Zahlen vorgelegt wurden, immer
gleich vertreten.
Ich finde allerdings, dass
wir, was die Frage der Einschätzung der Notwendigkeit dieser Begleitlehrer -
und zwar sowohl für die Frage der Stärkung der Sprachkompetenz, unabhängig
davon, ob jemand hier geboren ist oder nicht, aber natürlich auch den
sonderpädagogischen Förderungsbedarf betreffend -, im Grundsätzlichen durchaus
einer Meinung sind, was auch die inhaltlichen Fragen dazu betrifft.
Was uns mit Sicherheit
trennt, ist die Frage der Finanzierung. Hier kann ich vom Grundsatz her nicht
davon abgehen, dass dies von jenen finanziert wird, die durch die
entsprechenden Gesetze auch dafür vorgesehen sind. Die haben dies zu
finanzieren! Ich weiß allerdings genauso gut, dass dies eine Diskussion ist, die
sozusagen eigentlich in der Societa politica geführt wird. Die Schüler, die
Eltern, die Schulpartner insgesamt interessiert das wenig, die erwarten, dass
die Probleme, die vor Ort entstehen, auch entsprechend gelöst werden.
Darum sind wir bemüht, denn
ich denke, wir sind heute, am Ende dieses Jahres 2005, um vieles weiter als
noch im Frühjahr, und um noch viel mehr weiter als etwa vor einem Jahr.
Natürlich, im Vergleich zu den etwas über 700 Lehrern, die wir, wie auch
der Stadtschulrat belegt hat, notwendigerweise brauchen, kann man sagen, 164
ist ein Quantité négligeable; aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Deswegen haben wir das auch begrüßt, und ich bin überzeugt davon, dass wir die
168 Lehrer, die wir unmittelbar für den Sprachbereich, den
Sprachförderungsbereich brauchen, auch jetzt schon bekommen werden.
Zum Dritten sind wir
natürlich nach wie vor in Verhandlungen über das Gesamtpaket. Auch der
Landeshauptleute-Beschluss dazu ist, von der Quantität her gesehen, noch nicht
unbedingt befriedigend, wiewohl ich auch wieder weiß, dass man diese
700 Lehrer, die die Landeshauptleute mit ihrem Beschluss gefordert haben,
nicht identisch sind mit jenen 700, die wir brauchen. Denn im
Landeshauptleute-Beschluss ist lediglich die Sprachförderung angesprochen, was
das Ganze auch für mich begründet hat, dass ich hier zugestimmt habe und gesagt
habe: Ja, das ist gut, das befürworte ich; das entspricht zwar zahlenmäßig
nicht ganz dem, was wir vorgeschlagen haben und was wir brauchen, aber es ist jedenfalls
ein weiterer, noch viel positiverer Schritt in die richtige Richtung, besser
als in der Vergangenheit das relativ sture Njet, mit dem wir immer wieder
konfrontiert gewesen sind.
Daher ist zu sagen, dass
ich immer die gleiche Zahl genannt habe. Denn ich habe die Zahl nicht erfunden,
sondern sie ist mir von Fachleuten dazu vorgelegt worden, und ich trete auch in
ungebrochener Weise dafür ein, wiewohl ich weiß, dass wir uns dem nur
schrittweise nähern können. Es schaut nicht so schlecht aus.
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