Gemeinderat,
2. Sitzung vom 01.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 19 von 64
Garantie abgegeben, dass man dort hinfahren können
wird. Ich hoffe nicht, dass er am Schluss selber das Schauferl in die Hand
nehmen muss, denn allein wird er es wahrscheinlich nicht schaffen!
Es ist notwendig, dass man bei einer großen
Veranstaltung, wie es die Fußball-Europameisterschaft sein wird, in kürzester
Zeit ganz zielgenau den Hin- und den Abtransport von Tausenden Menschen durch
den öffentlichen Verkehr schafft. Umsteigrelationen bergen bei solchen
Veranstaltungen immer die Gefahr in sich, dass es zu Komplikationen kommt, und genau
das könnte geschehen, wenn die U2 nicht rechtzeitig fertiggestellt wird.
Umsteigen bedeutet auch Zeitverlust, wenn man auf andere Verbindungen warten
muss, und all das wird in Kauf genommen werden müssen, wenn die U2 nicht
rechtzeitig fertiggestellt wird. Und auch wenn die Alternativvariante zwischen
Stadion und Praterstern fertiggestellt sein sollte, wird es zusätzlich noch
Hunderttausende Touristen in Wien geben – denn auch das ist ja Sinn einer
solchen Veranstaltung –, die zu dieser Jahreszeit unter anderem neben
Schönbrunn, dem Stephansdom und anderen Sehenswürdigkeiten natürlich auch den
Prater besuchen wollen.
Das heißt, all diese Leute – unabhängig davon,
ob es sich um Sportbesucher oder Begleitpersonen, die mitgefahren sind, weil
zum Beispiel der Mann oder die Frau das Match anschauen, oder um Touristen
handelt – könnten dann nicht mit der U2 direkt zum Praterstern fahren. Das
heißt, die Station Praterstraße oder Prater muss, wenn die U-Bahn nicht
fertiggestellt wird und die Fristen nicht mehr eingehalten werden können, auf
jeden Fall umgebaut werden. Man wird eine neue Wendeanlage bauen und die
Umsteigperrone neu gestalten müssen, und all das ist ja am Praterstern nicht
vorgesehen. Das heißt, es werden zusätzliche Kosten auf uns zukommen, und die
Frage ist, was nachher, wenn der U-Bahn-Bau fertig ist, mit der Wendeanlage und
mit dem erhöhten Bauvolumen geschieht. Und jetzt komme ich dazu: Wer zahlt die
Zusatzkosten? – Natürlich die Steuerzahler! Die Steuerzahler zahlen für
diese unverständliche – um es milde auszudrücken – Schlamperei bei
der Planung, Herr Vizebürgermeister und Herr Stadtrat!
Ich sage deswegen Schlamperei, weil die
Fehleinschätzungen Ihres Ressorts bei den Verhandlungen in gewissen
Enteignungsverfahren nach hinten losgegangen sind. Ich bin sicherlich der
Letzte, der einer Enteignung das Wort redet. Aber in einem solchen Fall, wenn
man weiß, dass eine solche Veranstaltung stattfinden wird und
700 Verfahren laufen und 700 Servitute eingetragen werden müssen,
wenn man weiß, dass man dort einen Hausherren – unter
Anführungszeichen – hat, der ein Querulant ist, oder wie auch immer man es
bezeichnen will, dann hätte man mit der Situation rechtzeitig richtig umgehen
müssen. Hätten Sie keine Fehleinschätzung vorgenommen, dann hätten Sie bereits
wesentlich früher dem Grunde nach das Enteignungsverfahren gehabt, hätten der
Höhe nach wesentlich früher agieren können und hätten den Beschluss schon in
erster Instanz gehabt.
Sie haben diesen Beschluss noch nicht, und das ist
das Gefährliche: Es könnte nämlich sein, dass der Beschluss erster Instanz in
den nächsten Wochen noch kommt – der Herr Vizebürgermeister hofft das, und
alle hoffen es! –, aber sicher ist gar nichts.
Von Leuten, die im U-Bahn-Bau sehr versiert sind,
jahrelang in diesem Bereich gearbeitet haben und dieses Projekt auch kennen,
höre ich, dass es hier um Tage geht, weil die verfügbare Zeit bis zum
Eröffnungsspiel von Österreich 2008 im Matchplan auf wenige Tage fixiert ist.
Und diese Termine könnten nur dann eingehalten werden, wenn – wie ich
hörte – man bis Ende November weiter arbeiten können hätte. Heute ist der
1. Dezember, Ende November ist vorbei, Herr Vizebürgermeister und Herr
Planungsstadtrat, und das ist die Schlamperei: Ihre Fehleinschätzung der
rechtlichen Situation und Ihrer Gesprächspartner.
Sie haben hier dargelegt, dass rechtlich ohnehin
alles in Ordnung ist. Die Richter werden jetzt natürlich relativ rasch
entscheiden, auch der Richter trägt hier ja mit Verantwortung. Und Sie wissen
genau: Wenn der Höhe nach entschieden ist, kann zwar ein Einspruch erhoben
werden, aber Sie können weiter bauen. Sie haben verabsäumt, dass das schon vor
einem halben Jahr oder vielleicht vor zwei Monaten der Fall gewesen wäre. Jetzt
geht Ihnen die Hose nicht zusammen, was die Termine betrifft, und Sie zittern
sich jetzt in die nächsten Wochen, und ich fürchte, es wird sich nicht mehr
ausgehen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Auch wenn Sie
sagen: Wir können das noch schaffen!, halte ich Ihnen entgegen: Die Technik
kann jeden Tag nur eine gewisse Meteranzahl schaffen. Und Sie sind nicht davor
gefeit, dass es während der Bauphase Probleme gibt. Bei jedem Tunnelbau gibt es
immer wieder – jetzt erst vor kurzem, Sie werden das mitbekommen haben –
Wassereinbrüche und andere Situationen technischer Art, die von einem Tag auf
den anderen Verzögerungen mit sich bringen. Bei diesem Projekt kann sich Wien
jedoch keinen einzigen Tag Verzögerungen leisten, weil wir sowieso schon weit
hinten sind.
Meine Damen und Herren! Ich hoffe es nicht für Wien,
aber wenn dem so wäre, dann muss man es der Öffentlichkeit rechtzeitig sagen,
dass das nicht zeitgerecht fertiggestellt werden kann. Das wäre tatsächlich ein
Schlag ins Gesicht aller Sportbegeisterten, die mit dem öffentlichen Verkehr
dort hinfahren wollen, es wäre ein Schlag gegen den Tourismus, eine Blamage für
Wien und ein Skandal der Planungsabteilung!
Meine Damen und Herren! Wenn diese Situation
eintritt, droht insgesamt ein verkehrspolitisches Fiasko, für das ganz allein
die SPÖ und ihre Regierungsmitglieder verantwortlich sind. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Für
weitere Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren
des Gemeinderats nur einmal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf
Minuten begrenzt ist.
Als nächster Redner hat sich Herr GR
Mag Chorherr gemeldet. Bitte.
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