Gemeinderat,
2. Sitzung vom 01.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 64
worden, diese Hürde ist längst weg, daher, Herr Bgm Häupl, wie sieht die Zukunftsprognose für die Sozialhilfe in Wien aus?
Nach wie vor, ja, nach wie vor, hat Wien wirklich die
rote Laterne. In Wien gibt es für Alleinunterstützer monatlich 405 EUR.
405 EUR, das ist wirklich eine Schande, wenn man davon ausgeht, dass
andere Bundesländer weit mehr bezahlen. Ich will sie jetzt nicht alle
aufzählen, Sie wissen es alle. Ich denke nur an Oberösterreich zum Beispiel und
das ist wirklich eine Schande für die Weltstadt Wien und da muss ich wirklich
sagen: Das ist mir unverständlich. (Beifall
bei der ÖVP.)
Aus diesem Grund bringen wir auch einen
Entschließungsantrag, Beschlussantrag, ein. Hoffentlich habe ich ihn, offenbar
nicht. Dann bringe ich den Beschluss- und Resolutionsantrag nach, ich bitte um
Verzeihung. (Ein Angestellter des
ÖVP-Klubs geht zum Rednerpult und übergibt der Rednerin ein Schriftstück.)
„Der Gemeinderat der Stadt Wien spricht sich dafür
aus, dass die Sozialhilferichtsätze auf hohem Niveau vereinheitlicht werden und
eine bundesweite Harmonisierung der Richtlinien für den Bezug dieser Leistung
erfolgt. Darüber hinaus befürwortet der Wiener Gemeinderat eine administrative
Bündelung, die es betroffenen Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht, mehrere
soziale Unterstützungen und Zuwendungen an einer Stelle beantragen und beziehen
zu können.
In formeller Hinsicht beantragen wir die Zuweisung an
den Gemeinderatsausschuss für Gesundheit und Soziales.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, im Zusammenhang
mit dem Heizkostenzuschuss hat auch der Herr Bürgermeister, auch in einer
Fragestunde, die 50 EUR verteidigt und hat gemeint, ja, er orientiere sich
da auch an den Nachbarn, und auch in Niederösterreich waren es im Vorjahr
50 EUR. Das hat durchaus etwas für sich. Nur, wenn man sich orientiert,
dann muss man sich bei allem orientieren, dann muss man sich auch daran
orientieren, dass zum Beispiel Niederösterreich bei der Sozialhilfe um
20 Prozent mehr zahlt und dass Niederösterreich einen Heizkostenzuschuss
für Sozialhilfebezieher, wo Wien 67,24 EUR von Oktober bis März bezahlt,
102 EUR von November bis März bezahlt.
Also, wenn man sich orientiert, dann, bitte, muss man
das schon generell sehen, aber nicht einen Betrag, der sehr nieder ist,
herausnehmen und dann sagen, ja, ja, wir orientieren uns. Das ist nicht seriös
und das ist im Sinne der Menschen, die notwendig, ja, die notwendig eine
Hilfestellung brauchen, mehr als ungerecht.
Meine Damen und Herren, die Diskussion
Heizkostenzuschuss ist ja jetzt seit Wochen im Gange. Von 150 EUR war die
Rede infolge Verdoppelung durch den Bund. Also alle, die die Bundesverfassung
kennen, wissen, dass der Bund hier überhaupt keinen Grund hat mitzuzahlen, aber
auf das können wir noch eingehen.
Aber es ist schon beachtlich, dass die Bundesländer,
abgesehen von Wien, hier wirklich zeigen, dass sie soziale Kompetenz haben. Ich
denke auch wieder an Oberösterreich
oder Vorarlberg mit 175 EUR, Salzburg ist schon genannt worden. Also
durchaus Beträge, wo man sagen kann, da kann der Einzelne, die Einzelne, etwas
damit anfangen.
Warum gerade Wien? Dass das reiche Wien und die
Weltstadt Wien hier zu den Letzten gehören muss, die am wenigsten zahlen, ist
mir wirklich nicht verständlich. Und da muss ich Ihnen schon sagen, weil Sie
sich immer so sozial darstellen, also mit diesen Maßnahmen zeigen Sie, dass Sie
eben nicht sozial sind. (Beifall bei der
ÖVP.)
Und weil da immer dieser Ruf nach dem Bund kommt und
er ist gerade von Ihnen jetzt auch wieder, Herr Schuster, gekommen. (GR
Godwin Schuster: Er erwartet sich ja Einnahmen aus den Erhöhungen der
Treibstoffpreise, oder nicht?) Also, erstens einmal die Mineralölsteuer,
wenn ich immer höre, die Mineralölsteuer, da bekommt der Bund etwas. Sie wissen
ganz genau, davon bin ich überzeugt und wenn Sie es nicht wissen, dann wäre es
traurig, Sie wissen ganz genau, dass die Mineralölsteuer mengenmäßig,
mengenmäßig ist und nicht wertmäßig. Also daher ist überhaupt, ja überhaupt,
kein Erlös da. Es gibt einen Erlös bei der Umsatzsteuer, aber da wissen Sie
auch, Herr Kollege Schuster, dass die Länder hier partizipieren. Also bitte
nicht immer solche Unwahrheiten hier bringen. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, Bund und
Länder, hier gibt es eine ganz genau vorgegebene Aufgabenteilung, zu der ich
mich auch sehr gerne bekenne. (GR Christian Oxonitsch: Warum, hat es das
nicht schon einmal gegeben?)
Bitte, wenn ich einmal etwas mache (GR Christian
Oxonitsch: Warum denn nicht, wenn man sehr viel einnimmt!) Ja bitte, ich
darf ja, ich darf ja großzügig sein. Warum kann der Bund nicht einmal (GR Christian Oxonitsch: Wir machen ja den
Heizkostenzuschuss, nicht der Bund, der mehr einnimmt!) Bitte
Entschuldigung, nun, und von der Umsatzsteuer nehmen Sie nichts ein? Schauen
Sie, aber Sie machen nur 75 EUR. Warum? Warum, Herr Klubobmann, machen Sie
nicht 150 EUR wie die anderen Bundesländer? (GR Christian Oxonitsch:
Der Bund nimmt das Geld, aber übernimmt keine Verantwortung!) Ja, warum,
die reiche Stadt Wien. Wenn Ihnen wirklich die Ärmsten der Armen am Herzen
liegen, dann beschließen Sie heute, dass Wien 150 EUR zahlt. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, Aufgabe, Herr Kollege
Oxonitsch, Aufgabe der Länder ist es, Hilfe vor Ort zu leisten. Und da gibt es
den § 8 des Sozialhilfegesetzes, das Sie ja kennen und ich sehe das auch
als Subsidiaritätsprinzip. Diesem Prinzip folgend ist es völlig richtig, die
Kompetenz bei den Ländern zu lassen, sonst dürfte es ja den § 8 des
Sozialhilfegesetzes gar nicht geben. Und dann wäre auch der § 8
verfassungswidrig, dann müsste der Verfassungsgerichtshof angerufen werden, um
festzustellen, dass es keine Landeskompetenz ist.
Auf der anderen Seite gibt es
selbstverständlich die Bundeskompetenz und Aufgabe des Bundes ist es, die
notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, nämlich die richtige Einkommens- und
die richtige
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