Gemeinderat,
2. Sitzung vom 01.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 64
die Energieabgabe, die Mineralölsteuer und kann dadurch auch auf wesentliche Mehreinnahmen verweisen und durch die gestiegenen Energiepreise kann der Finanzminister hier zusätzliche Hunderte Millionen Euro an Steuereinnahmen lukrieren.
Also, das wäre der erste wesentliche Grund, Frau
Kollegin Korosec, dass der Bund allen Grund hätte, sich daran zu beteiligen.
Die Wiener Gesundheitsstadträtin, Renate Brauner, hat
ja auch zu Recht vor Wochen bereits die zuständige Sozialministerin Haubner
aufgefordert, noch zusätzlich 75 EUR draufzulegen und dadurch den
Heizkostenzuschuss auf 150 EUR zu erhöhen. Aber, meine sehr geehrten Damen
und Herren, die Sozialministerin hat sich anders entschieden. Sie hat sich
nicht für die Unterstützung der Ärmsten entschieden, sie hat sich - weil auch
heute so viel davon die Rede war - sie hat sich für die soziale Kälte
entschieden. Lange Zeit war der Frau Sozialministerin der Antrag, der Vorschlag
der Wiener Gesundheitsstadträtin nicht einmal ein Antwortschreiben wert und
jetzt teilt sie mit, dass sie sich nicht dafür zuständig fühlt.
Also, ich frage mich, warum sozial Schwache
anscheinend hier nicht in die Kompetenz der Sozialministerin fallen sollen. Das
ist eigentlich unfassbar und gleichzeitig skandalös. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn Herr GR
Strache für die FPÖ einen Heizkostenzuschuss von 110 EUR fordert und
vorhin einen Antrag eingebracht hat, dann kann man dazu nur sagen, sie liegen
mit diesen 110 EUR deutlich hinter unserer Forderung. Unsere Forderung
sind 150 EUR, (GR Heinz-Christian
Strache: Aber als Ihre Kompetenz, es ist Ihre Gemeindekompetenz!) die wir
für die Armen brauchen in dieser Stadt. Mit diesen 110 EUR liegen Sie auch
hinter dem Vorschlag der Landeshauptleutekonferenz, (GR Heinz-Christian Strache: Sie wissen es!) also dazu kann man
Ihnen wirklich nur gratulieren, so einen Antrag einzubringen, das ist nicht
ausreichend. (GR Heinz-Christian Strache:
Sie zahlen 67 EUR, 67 EUR!) Unser Vorschlag ist, hören Sie zu,
dass 150 EUR von Bund und Ländern hier auch entsprechend aufgebracht
werden. (GR Heinz-Christian Strache: Vom
Bund, das ist aber Ihre Verantwortung!)
Aber ich komme ja zu einem weiteren Punkt, auch ein
weiterer Vorwurf. (GR Heinz-Christian
Strache: Ihre Verantwortung ist das!) Mit dem Reinrufen werden Ihre
Argumente auch nicht richtiger. Unser Vorschlag ist, 150 EUR für die
Ärmsten in dieser Stadt, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ – GR Heinz-Christian
Strache: Das ist ein Unsinn!)
Aber auch ein weiteres Argument, das Sie eingebracht
haben, ist falsch, wie so viele andere Punkte, die ich in Ihrer Rede hören
konnte. Sie werden ja nicht davon ausgehen, dass die Zeitung, die Presse, ein
Kampfblatt der Sozialdemokratie ist. Die Frage, gibt es höchste Gebühren in
Wien, wurde eindeutig auch von der Presse mit Nein beantwortet, weil bei Strom,
Gas und Wasser Wien im Vergleich zu anderen Städten auch günstig ist. Und ich
zitiere, wenn es um die Energiepreise beispielsweise geht, die Sie angesprochen
haben, so ist hier zu lesen: „Wahr ist derzeit vielmehr das Gegenteil.",
nämlich auch das Gegenteil, was Herr GR Strache behauptet hat. Denn was Strom
und Gas betrifft, gehört Wien sogar zu den Billiganbietern, das ist in der
Presse auch zu lesen. (GR Heinz-Christian
Strache: Deshalb bieten Sie billiger Strom!) Beim Gas, hören Sie zu, damit
Sie auch den zweiten Teil hören, (GR
Heinz-Christian Strache: Die Kelag ist billiger!) beim Gas ist Wiengas nach aktuellem Stand sogar
österreichweit am billigsten, also diese beiden Argumente von Ihnen haben sich
ebenso in Luft aufgelöst.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist daher nahezu
unverständlich, dass die Bundesregierung trotz wiederholten Ersuchens, auch von
mehreren Seiten, zuletzt von der Landeshauptleutekonferenz, sich weigert,
sozial Schwächeren einen bundeseinheitlich gestalteten Heizkostenzuschuss zu
gewähren und das, obwohl die Frau Sozialministerin Haubner in ihrem Schreiben
sich selbst auch widerspricht, wenn sie sagt, der Hinweis auf ein
bundeseinheitliches Niveau der Heizkostenzuschüsse ist eine Auswirkung der
Kritik der Volksanwaltschaft in ihrem Sonderbericht. Das heißt, der Bund wäre
ja damit nochmals auch zum Handeln aufgefordert, auch den Vorschlag der
Landeshauptleute umzusetzen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ein weiterer
Grund, weil Frau Kollegin Korosec nach den Gründen gefragt hat, warum sich der Bund
beteiligen sollte: Ein weiterer Grund für den Bund wäre, dass der Bund ja
gerade auch auf Grund der verfehlten Arbeitsmarktpolitik dafür verantwortlich
ist, dass so viele Menschen sozial benachteiligt sind. Dies wird ja auch
offiziell bestätigt. Und Herr GR Strache, der sich hier herstellt und
kritisiert, war ja daran auch nicht unbeteiligt in seiner Funktion als
stellvertretender Bundesparteiobmann der Regierungspartei FPÖ. Er will zwar
heute nichts mehr davon wissen, will seine Hände in Unschuld waschen, ist aber
dafür mitverantwortlich und Ihnen wird es nicht gelingen, sich davon
wegzudifferenzieren. (GR Kurt-Bodo Blind:
Differenzieren, ja!) Gerade der Sozialbericht der Bundesregierung - und ich
erwähne keinen anderen Bericht, sondern den Sozialbericht der Bundesregierung
aus den Jahren 2003 bis 2004 - gibt konkret Auskunft, nämlich dass es erstmals
in Österreich mehr als eine Million Arme und Armutsgefährdete gibt und die
Armutsrate in Ihrer Zeit der Regierung auf 13,2 Prozent der Bevölkerung gestiegen
ist. Das ist, Frau Kollegin, die Bilanz Ihrer Bundesregierung, Ihr eigener
Bericht bestätigt ja eigentlich auch das Versagen dieser Bundesregierung, weil
Arbeitslosigkeit das Armutsgefährdungs-Risiko eines Haushaltes natürlich
deutlich erhöht und verstärkt und mit zunehmender Dauer natürlich auch das
Risiko zunimmt.
Und seit diese schwarz-blaue oder
-orange Bundesregierung im Amt ist, seit diesem Zeitpunkt hat sich die Zahl der
Sozialhilfeempfängerinnen und -empfänger nahezu verdoppelt. Auch das ist eine
Folge Ihrer Politik. Im Jahr 2000 bekamen in Wien rund
41 700 Personen Sozialhilfe, nunmehr sind es rund 80 000. Auch
im
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