Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 105
Zustimmung, Herr Vorsitzender, aus den “Salzburger Nachrichten“ vom 5. Dezember eine Glosse zitieren, der ich eigentlich nichts hinzuzufügen habe. In einem Artikel wird dieser Vorgang geschildert, und dann heißt es: „Dies nur zur Erinnerung, sollte der Finanzminister demnächst wieder einmal in aller ihm gebotener Bescheidenheit darauf hinweisen, er habe 30 Jahre rote Schuldenpolitik beendet und den Österreichern das Nulldefizit geschenkt." Das ist richtig, dem kann man nichts hinzufügen. Dazu ist eigentlich nichts anderes mehr zu sagen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wien hat auf Grund
des Stabilitätspaktes das Maastricht-Ergebnis 2004 hergestellt, es hat das
Maastricht-Ergebnis überhaupt über die gesamte Periode 2001 bis 2004
sichergestellt und wird auch 2006 einen Überschuss von letztlich
306 Millionen aufbringen. Wir haben jetzt schon im Voranschlag
243 Millionen ausgewiesen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Voranschlag
2006 ist, wie Sie wissen, kein Budget auf Pump. Wir sehen keine wie immer
geartete Neuverschuldung vor. Bekanntlich haben wir in den letzten Jahren den Schuldenstand
radikal reduziert. Er liegt mit 31.12.2005 bei 1,5 Milliarden, das
bedeutet für die Wiener Bevölkerung eine Pro-Kopf-Verschuldung von
985 EUR. Das ist die niedrigste Pro-Kopf-Verschuldung in Österreich, weil
man ja berücksichtigen muss, dass Wien nicht nur die Ausgaben und Aufgaben
eines Bundeslandes hat, sondern auch die Ausgaben und Aufgaben einer Gemeinde.
Daher ist, wenn man diese Zahl mit den Ziffern der anderen Bundesländer
vergleicht, dort jeweils auch die Gemeindeverschuldung mit hinzuzurechnen.
Auch im internationalen Vergleich ist dieser
Schuldenstand extrem beachtlich. Ich erwähne nur ein paar Beispiele: Bremen hat
eine Pro-Kopf-Verschuldung von 17 013 EUR, Berlin von
15 907 EUR, Hamburg von 11 721 EUR und Bayern, das uns oft
als Vorbild serviert wird und wo die CSU regiert, hat einen Schuldenstand pro
Kopf von 3 012 EUR. So gesehen ist unser Schuldenstand extrem
niedrig.
Man muss noch hinzufügen, dass wir unseren
Schuldenstand nicht dadurch reduziert haben, dass wir unsere Wohnbaudarlehen
verkauft und das Geld dazu verwendet haben, um den Schuldenstand zu reduzieren,
weil man draufgekommen ist, dass jede andere Investition nicht möglich ist. Das
haben andere Bundesländer getan, und zwar um den Preis, meine sehr geehrten
Damen und Herren, dass dadurch mittelfristig die Mittel, die für einen sozialen
geförderten Wohnbau zur Verfügung stehen, immer weniger werden. Wir sind dieses
Risiko nicht eingegangen. Wir sind diesen Weg nicht gegangen, weil wir glauben,
dass der soziale Wohnbau eine wichtige Voraussetzung zur Lösung sozialer
Probleme ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Es ist natürlich nicht einfach, diese
Überschussgebarung und die Stabilisierung des Haushaltes zu halten, wenn, wie
das leider Methode geworden ist, die Bundesregierung – und das ist jetzt
keine Polemik, sondern das ist Realität – sich einfach dadurch von
schwierigen, personalintensiven und aufwändigen Ausgaben befreit, dass sie die
entsprechenden Aufgaben anderen Gebietskörperschaften überträgt. Die Palette
reicht vom Meldewesen, Passwesen und Fundwesen über das Fremdenrechtspaket bis
hin zur Nachmittagsbetreuung. Allein in den Jahren 2001 bis 2005 macht der
Mehraufwand, der für die Stadt Wien entstanden ist, rund 432 Millionen
aus.
Wir haben natürlich in vielen Fällen den
Konsultationsmechanismus geltend gemacht, es wurde uns aber jeweils eine glatte
Abfuhr erteilt. Man ist nicht in Verhandlungen eingetreten, und wir müssen
daher klar feststellen: In diesen Jahren ist unser Bemühen um Reduktion des
Aktivitätsaufwandes durch Mehrausgaben von 432 Millionen konterkariert
worden. Trotzdem, meine sehr geehrten Damen und Herren, haben wir uns
vorgenommen, bis zum Jahr 2010 den wachsenden Aktivitätsaufwand, der ohne jede
Gegenmaßnahme um etwa 20 Prozent steigen würde, auf eine Steigerung von
12 Prozent herunterzuführen und damit eine Einsparung von
400 Millionen zu erreichen. Das ist jetzt auch eingeflossen in die
gemeinsame Darstellung des Bundes und der Länder beim Verwaltungsreform II-Paket.
Herr Kollege Tschirf! Ich verstehe nicht ganz, wieso
Sie gemeinsam mit Dr Hahn in Ihrer Pressekonferenz zum Budget eigentlich
die für 2006 prognostizierte Reduktion des Personalstandes um 1 Prozent
weniger Vollbeschäftigungsäquivalente so locker und eher abfällig kommentiert
haben und sich eigentlich darüber lustig gemacht haben, dass man nur
1 Prozent erzielt. Im Hinblick darauf habe ich den Eindruck, dass an Ihnen
das Problem in den Schulen und im Gesundheitsbereich völlig vorübergegangen
ist.
Wir wissen, dass es sehr schwierig ist, den hohen
Standard in unseren Gesundheitseinrichtungen aufrechtzuerhalten, ohne mit
zusätzlichem Personal zu reagieren. Wir wissen, welch große Probleme nicht nur
im Zusammenhang mit den Begleitlehrern und Stützlehrern in den Schulen dadurch
entstehen, dass in diesem Bereich außerordentlich wenig Lehrer, gemessen an den
Problemen, die zu bewältigen sind, zur Verfügung stehen. Unter diesem
Gesichtspunkt und unter dem Gesichtspunkt der großen Lehraufgaben, die uns
übertragen worden sind, 1 Prozent an Vollbeschäftigungsäquivalenten zu
reduzieren, ist durchaus eine respektable Leistung und nicht etwas, das man
einfach so wegwischen sollte.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Am vergangenen
Dienstag hat die Oesterreichische Nationalbank ihre Konjunkturprognose
präsentiert: Ein Wachstum von 2,3 Prozent für 2006 ist immerhin eine
vorsichtig optimistische Prognose. Es wurde auch gesagt, dass auch aus der
Sicht der jüngsten Prognosen mit keiner Entspannung auf dem Arbeitsmarkt zu rechnen
ist.
Außerdem hat Direktor Christl von
einem Sorgenkind gesprochen. Gemeint hat er damit etwas, was ich viel
dramatischer sehen würde, nämlich die österreichische Rekordarbeitslosigkeit
mit einem Novemberwert, der seit 1945 noch nie so hoch war. Das ist mehr als
ein Sorgenkind! Das ist eine ernst zu nehmende Krise. Und niemand kann sich der
Illusion hingeben, dass diese Entwicklung nicht auch auf den Wiener
Arbeitsmarkt durch
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