Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 105
schlägt. Dass in Wien die Arbeitslosigkeit mit
3,1 Prozent deutlich weniger stark ausgefallen ist als in sechs anderen Bundesländern
und dass wir seit August 2004 einen günstigeren Trend in der Entwicklung der
Arbeitslosigkeit haben, ist somit nur ein wirklich schwacher Trost. (GR
Heinz-Christian Strache: Was ist das, bitte?)
Wir reagieren auf diese Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt
und stellen – ich habe es schon angedeutet – für 2006
56 Millionen EUR für Maßnahmen des Wiener ArbeitnehmerInnen
Förderungsfonds zur Mitfinanzierung der Jugendausbildungsprogramme und die
Förderungsprogramme zur Verfügung, wobei wir das zum Teil im Budget, im
Wirtschaftsplan des WAFF enthalten haben. Die Damen und Herren, die Mitglieder
des Kuratoriums des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds sind, wissen das
ja. Zum Teil sind das Sonderfinanzierungen, wobei wir uns dabei im Budget der
Stadt auf die Budgetpost 7880 stützen können. 56 Millionen EUR sind mehr
als heuer, und es zeigt sich – ich möchte es noch einmal sagen – in
der laufenden kurvigen Entwicklung eine deutliche Steigerung von Jahr zu Jahr. (Beifall bei der SPÖ.)
Die Arbeitslosigkeit in Wien, aber nicht nur in Wien,
trifft Frauen mehr als Männer, Jugendliche mehr als Erwachsene und ältere
Menschen, sie trifft vor allem Ausländer, und sie trifft insbesondere –
und das ist sozusagen der große gemeinsame Nenner – Personen ohne Pflichtschulabschluss.
Hingegen ist die Arbeitslosigkeit in Wien – nicht überall so, aber in
Wien – im November bei jenen Personen gesunken, die über eine
abgeschlossene Lehre oder über den Abschluss einer berufsbildenden mittleren
oder höheren Schule verfügen.
Am vergangenen Mittwoch wurde das Arbeitsprogramm des
Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds 2006 im Kuratorium mit einer Stimme
Enthaltung im Vorstand einstimmig beschlossen. Ein Schwerpunkt ist die
Vermittlung von Lehrstellen. Das ist eine zentrale Herausforderung, wenn man
weiß, dass genau die Tatsache, dass jemand nicht einmal einen
Pflichtschulabschluss oder einen Lehrabschluss hat, das Risiko, arbeitslos zu
werden, in die Höhe katapultiert. Weitere Schwerpunkte sind die Schaffung
weiterer Lehrlingsstiftungsplätze, die Förderung von Personen, die den
Pflichtschulabschluss oder den Lehrabschluss nachholen wollen, das mittlerweile
auch über unsere Landesgrenzen hinaus als Vorbild akzeptierte
PISA Plus-Programm und die Förderungsprogramme für Frauen. Wenn die
Arbeitslosigkeit vor allem Frauen trifft, dann ist es notwendig, in diesem
Bereich verstärkt geschlechtsspezifische Maßnahmen zu setzen. (Beifall bei der SPÖ.) Ich erinnere an
die vielen maßgeschneiderten – und das ist ja ein Gütesiegel des
WAFF – Programme wie “FRECH“, “FRECH NOVA“, “NOVA-Karenz“, “AMANDAS MATZ“
und “Matadita“.
Ich möchte in diesem Zusammenhang darauf hinweisen:
Die eigentliche Geburtsstunde des mittlerweile auch bereits vorbildhaften
Gender Budgeting schlug im Rahmen des WAFF, und ich bedanke mich auch bei der
Personalstadträtin für unser gemeinsames Engagement in dieser Frage. GRin Vana
hat das in einem Artikel im “Standard“ – wenn ich mich recht
erinnere – deutlich gemacht. Es ist richtig: Wir haben im WAFF mit dem Gender
Budgeting begonnen, also uns über die Frage Gedanken zu machen, wie sich
Ausgaben geschlechtsspezifisch auswirken, ob sie Frauen oder Männern zugute
kommen und wie umgekehrt verhindert werden kann, dass Frauen oder Männer beim
Einsatz von Mitteln automatisch, ohne dass es von der Sache gerechtfertigt
wäre, zu kurz kommen.
In diesem Budget haben wir jetzt das Gender Budgeting
übernommen. Sie haben gesagt: Das ist ein erster Schritt. Das meine ich auch!
Ich würde aber sagen, dass das ein wichtiger erster Schritt ist, weil er zeigt,
dass wir für Österreich, aber auch international, eine Vorreiterrolle in dieser
Frage einnehmen. Ich glaube, dass dieser Weg auch inhaltlich richtig und nicht
nur irgendein Modell ist, das man einfach herzeigt. (Beifall bei der SPÖ.)
Wir finanzieren die Aufstockung der
Lehrstellenakquisiteure. Wien wird 2006 zwölf Lehrstellenakquisiteure haben,
die zum Teil bei der Wirtschaftskammer positioniert sind und deren Finanzierung
hauptsächlich wir tragen. Letztere sind sehr erfolgreich. Weiters finanzieren
wir den Wien-weiten Einsatz der Personalfinder, und die Tatsache, dass die Zahl
der offenen Stellen, die jetzt dem AMS gemeldet werden und damit in erster
Linie Arbeitslosen zugute kommen, gestiegen ist, ist auf dieses Modell der
Personalfinder in Verbindung mit dem Cluster Support Programm zurückzuführen.
Es sind das überhaupt Programme, die gleichermaßen auch den Klein- und
Mittelunternehmungen nützen, und wir schaffen auch ein Spezialprogramm
PISA-Innovation.
Ich habe darauf hingewiesen, dass das Problem der
Arbeitslosigkeit oft auch mit der Immigration verbunden ist und dass sich
daraus natürlich eine Notwendigkeit ergibt, spezifische Programme, die in
diesem Bereich Sinn geben, zielführend und auch tatsächlich zu finanzieren
sind, einzusetzen. Es geht hier um einen Personenkreis, der von vornherein
hinsichtlich der Möglichkeit, zu einem Arbeitsplatz zu kommen, extrem
benachteiligt ist, und wir weiten die offene Arbeitsstiftung aus.
Alles in allem ist das eine beachtliche Entwicklung,
bei der es nicht nur darum geht, dass wir mehr Geld nehmen und das zur
Verfügung stellen. Vielmehr wollen wir punktgenau und zielgerichtet auf die
jeweils besonderen Schwerpunkte der dramatischen Entwicklung auf dem
Arbeitsmarkt und Lehrstellenmarkt reagieren. Wie attraktiv die Arbeitsprogramme
des Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds sind, sieht man daran, dass so
etwas wie ein Förderungstourismus eingerissen ist, und wir haben bei der
letzten Sitzung, Kuratorium und Vorstand, auch eine Änderung der Richtlinien
beschlossen, indem wir jetzt auf den Hauptwohnsitz abstellen, um
sicherzustellen, dass auch tatsächlich diejenigen, für die die Mittel zur
Verfügung gestellt wurden, diese auch in Anspruch nehmen können.
Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Die andere Seite ist die positive Entwicklung des Wiener
Lehrstellenmarkts im November. Auch da ist nicht alles
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular