Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 105
Betrag sind auch 65 Millionen EUR enthalten, die eine Zuweisung nach dem Finanzausgleichsgesetz sind, sodass niemand sagen kann, dass darin auch irgendwelche Bundesmittel stecken. Vielmehr stehen eben 609 Millionen EUR aus dem eigenen Budget für den öffentlichen Personennahverkehr zur Verfügung.
Damit, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist Wien
nicht nur die einzige Großstadt in der Europäischen Union, bei der die Anteile
des öffentlichen Verkehrs zu Lasten des privaten Individualverkehrs wachsen,
sondern Wien ist auch das einzige Bundesland, das für den öffentlichen
Personennahverkehr mehr Geld aus eigener Tasche einsetzt, als uns vom Bund
zugewiesen wird. – Das ist der Hintergrund, vor dem ich sage, es kann
nicht sein, dass sich der Bund aus der Mitfinanzierung, aus der
50 zu 50-Beteiligung am U-Bahn-Bau einfach verabschieden will!
Ich habe den Eindruck, dass hier eine konzertierte
Aktion von Grasser und Kukacka stattfindet. Während der Finanzminister den
Beginn der Verhandlungen über eine weitere Finanzierung des U-Bahn-Baus
hinausschieben will, betreibt Kukacka immer eifriger das Zustandekommen einer
Neuordnung des Personennahverkehrs mit dem Ziel, die Finanzierung des
Personennahverkehrs praktisch vom Bund weg auf die Länder zu schieben. Was
dahinter steht, ist völlig klar: Damit wird sozusagen in einem Schwupp auch die
Mitfinanzierung des U-Bahn-Baus beseitigt. Und ich bin überzeugt: Wenn diese
Rechnung aufgeht, dann ist es sicherlich keine Rechnung zugunsten der Stadt,
sondern eine Rechnung, die zugunsten des Finanzministers ausgeht. Das werden
wir aber sicherlich nicht zulassen! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Wiener
Wirtschaft ist in den letzten fünf Jahren moderner, innovativer und
internationaler geworden. Wien hat als High-Tech-Standort deutlich zugelegt und
ist mittlerweile Platz einer wirtschaftlich ernst zu nehmenden Kreativszene
geworden, die auch internationale Anerkennung findet. Wir haben diese
Entwicklung unterstützt und dafür in den letzten fünf Jahren, beginnend 2001,
713 Millionen EUR eingesetzt. Das ist eine gewaltige Summe! Allein
für den klassischen monetären Bereich der Förderung der Klein- und
Mittelunternehmungen macht das 95 Millionen EUR aus. Im Voranschlag
2006 sind für Wirtschaftsförderung im weiteren Sinn 136 Millionen EUR
vorgesehen. Das ist vom Ansatz her auf den ersten Blick weniger als im Vorjahr.
Ich möchte das etwas erläutern.
Einerseits mussten wir vor dem Hintergrund der
dramatischen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt umschichten. Wir haben die Mittel
für die Arbeitsmarktmaßnahmen auf 65 Millionen EUR erhöht, und zwar
auch deswegen, weil ein Teil der Programme genau genommen auch Klein- und
Mittelunternehmungen zugute kommen. Das betrifft den Personalfinder, das
Cluster Support Programm, das regionale Wirtschaftsservice oder den
Innovationsassistenten.
Andererseits haben wir innerhalb der
Förderungsinstrumente des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds von der rein
monetären Förderung in Richtung nicht monetärer Förderung umgeschichtet, und
das zuletzt auch vor dem Hintergrund der europäischen Judikatur zum
Beihilfenrecht.
Konkret gibt es drei Gründe, die das rechtfertigen.
Erstens haben wir mit den neuen Richtlinien für die Förderungsmaßnahmen höhere
Beschäftigungseffekte und auch höhere Investitionen ausgelöst. Das Call-System
hat sich im Technologiebereich einfach bewährt und wird jetzt zum Teil in die
Wirtschaftsförderung übertragen. Das Prinzip des Wettbewerbs ist eben
zielführender als ein Gießkannenprinzip. Wir haben mehr Effekte, ohne dass wir
deswegen mehr Steuermittel einsetzen müssen.
Zweitens: Bei der Errichtung der Gründerzentren und
bei den High-Tech-Immobilien hat sich die Partnerschaft mit privaten Investoren
eindeutig bewährt. Wir haben von der Stadt dem Wirtschaftsförderungsfonds ab
2000 etwa 44 Millionen EUR an Darlehen zur Verfügung gestellt, und
diese Mittel sind vor allem auch in die Finanzierung dieser High-Tech-Immobilien
und Gründerzentren geflossen. Für 2006 ergibt sich daraus ein Investvolumen von
etwa 61 Millionen EUR.
Beispiele für diese Entwicklung sind nicht nur das bekannte
Vienna Biocenter, sondern auch das Business & Research-Center
Höchstädtplatz, die Fachhochschule Technikum, die Handelsschule, die dort
entsteht, und die Kreativzentren. Weiters nenne ich das Tech Gate Vienna im
jetzt neu errichteten Tower der Donau City. Schließlich erwähne ich auch das
Tech Base, das direkt neben dem Klima-Wind-Kanal im Umfeld der jetzt
entwickelten Siemens City entsteht. Ein weiteres Beispiel dafür ist etwa das
neue Betriebsgelände für das Unternehmen Bombardier. Damit werden wir eine
längerfristige Bindung dieses internationalen Konzerns an den Standort Wien
erreichen, und ich erinnere nur daran, dass es da vor etwa einem Jahr eine
ziemlich schwierige Situation gegeben hat.
Dritter Punkt: Ab 2006 stehen zusätzlich zu den
eigenen Fördermitteln der Stadt 15 Millionen EUR über das Austria
Wirtschaftsservice zur Verfügung. Das ist eines der Ergebnisse des Bund-Land
Wien-Abkommens vom 8. August 2005. Wir wollen diese
15 Millionen EUR zum Teil in die Förderschiene des Wiener
Wirtschaftsförderungsfonds für Kleinunternehmen und zum Teil in die
Förderkulisse des Austria Wirtschaftsservice, wo es um Mittelbetriebe geht,
einfließen lassen. – Damit stehen also im Ergebnis 2006 nicht weniger,
sondern mehr Fördermittel zur Verfügung, als das bisher der Fall gewesen ist. (Beifall
bei der SPÖ.)
Wie könnte es anders sein? – Nicht nur im
Wahlkampf, sondern immer wieder gibt es Bestrebungen, den Wirtschaftsstandort
Wien madig zu machen, auch wenn das durch internationale Rankings immer wieder
konterkariert wird. Gestatten Sie mir daher zum Thema Wirtschaftsstandort Wien
fünf Hinweise:
Erstens: Wiens Anziehungskraft für
internationale Konzerne ist entgegen allen Unkenrufen weiterhin ungebrochen.
Die jüngst bekannt gegebene Tatsache, dass der weltweit sechstgrößte Konzern
für Kunststoffentwicklungen Borealis – immerhin ein gewaltiger
Konzern! –
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular