Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 11 von 105
Verfügung gestellt haben und wahrscheinlich auch zur
Verfügung stellen werden, damit wir den Standard, von dem Sie sprechen, auch
wirklich aufrechterhalten können.
Alles in allem: Wenn man Ihnen zuhört und die letzten
Jahre Revue passieren lässt, dann ist alles bestens in Ordnung, man schöpft aus
dem Vollen, es ist viel, viel Geld da und wir können jetzt noch mehr Geld, wie
ich da entnommen habe, auch in schwierige Bereiche investieren. Also wenn es
wirklich so wäre, dann könnte man ja froh sein.
Es ist aber leider nicht so, es ist leider anders.
Und es ist eine Situation, wo wir hier in den Medien durch die
Berichterstattung durchaus auch unterschiedliche Einschätzungen erleben können.
Aber die Einschätzung der Menschen in dieser Stadt, was die Lage der
betroffenen Menschen betrifft, ist eine durchaus negative und dramatische
gerade in diesen Zeiten, wo wir uns in einer besinnlichen Zeit vor Weihnachten
befinden, wo immer mehr Menschen unter die Armutsgrenze gedrückt werden, wo
immer mehr Menschen nicht wissen, wie sie über den Monat kommen, über die
Runden kommen, wo immer mehr Menschen, nämlich junge Menschen, nicht wissen,
wie sie einen Ausbildungsplatz erhalten können, weil eben immer weniger
Lehrherren bereit sind, Lehrlinge aufzunehmen. Da muss man einmal nachdenken,
wo der Grund zu Hause ist und was für Überlegungen man anstellen muss, damit
Lehrherren bereit sind, mehr Lehrlinge aufzunehmen und auszubilden.
Aber wir kennen ja auch seit Jahren die
unterschiedlichen Sichtweisen, die hier angestellt werden, denn wenn man sich
die Rede des Finanzstadtrats anhört und sich dann die Reden der Opposition
anhört, dann sind das ja diametrale Reden und auch diametrale Zahlen, die
genannt werden und diametrale Wirklichkeiten und Unwirklichkeiten, die zum
Besten gegeben werden.
Die Fakten sind nun einmal die: Die Zahl der
Arbeitslosen ist in Wien weiter dramatisch gestiegen. Ein Anstieg der Sozialhilfeempfänger
ist festzustellen und es ist hier in Wien schlimmer als in Restösterreich.
Wenn Sie immer sagen, das ist eine Wechselwirkung, wo
man sich von einer Europäischen Union, von der Bundespolitik nicht abkoppeln
kann, da ist Wien sozusagen in einem Getriebe, in einem Rad gefangen, wo es
nicht heraus kann, dann muss man immer wieder die Frage stellen: Warum ist Wien
dann überall Schlusslicht? Und es ist anders, als Sie es sagen. Wir sind im
Bundesländervergleich überall Schlusslicht: In der Arbeitslosenstatistik sind
wir Schlusslicht und leider Gottes auch, was die Wirtschaftsentwicklung
betrifft. Wir sind Schlusslicht in vielen Bereichen, auch in der Lehrlingsfrage
sind wir Schlusslicht.
Wenn ich nach Niederösterreich schaue, so erlebe ich
dort, dass letztlich die jungen Menschen auch wirklich einen Lehrplatz finden.
Dort gibt es nicht diese Situation so wie in Wien. Und das hat nichts mit der
Bundesregierung zu tun, sondern das sind hausgemachte Probleme. (Aufregung
bei der SPÖ.) Das sind hausgemachte Probleme! Erklären Sie mir, warum der
Lhptm Pröll das Problem nicht hat. (Beifall bei der FPÖ.)
Warum sind die Sozialhilfeempfänger von rund
40 000 in Wien auf 80 000 angestiegen? (GR Christian Oxonitsch: Na
warum?) Ja warum? Weil Sie versagt haben und weil Sie immer wieder das
Bummerl jemand anderem geben wollen, obwohl Sie in diesen Bereichen die
Verantwortung tragen!
Als wir im Zusammenhang mit der
Freizügigkeitsrichtlinie der EU, die ja im Mai 2006 umzusetzen ist, das
kritisch beleuchtet haben und davor gewarnt haben, da hat man uns nicht ernst
genommen. Da hat man wieder einmal gesagt: Na typisch Freiheitliche, die da
schon wieder vor einer Geschichte warnen, die nicht auf uns zukommen wird und
die uns gar nicht treffen wird. Aber heute sagen ja auch Experten und auch
Medien wie zum Beispiel der "KURIER" berichten darüber, dass es
gerade durch diese Maßnahme zu einem weiteren Anstieg von Tausenden
Sozialhilfeempfängern kommen wird und wir hier Probleme bekommen werden.
Wenn eine Freifahrt von Osteuropäern in den
österreichischen Sozialstaat festgemacht wird und ab dem ersten Tag der
Hauptwohnmeldung unsere Sozialleistungen in Anspruch genommen werden können und
nicht die aus dem Heimatland, dann ist das natürlich etwas, was zu sozialem
Missbrauch führen wird und dann ist das etwas, was belastend auf unsere Wiener
Stadt zukommen wird. Dann muss man die Frage stellen: Wo hat der Herr
Landeshauptmann rechtzeitig aufgeschrien? Wo hat er sich rechtzeitig zum Wort
gemeldet, seine Stimme erhoben, um dieser Fehlentwicklung entgegenzusteuern?
Nichts. Da war er der Majestätix, ist gemächlich am Schild gestanden, hat sich
feiern lassen und hat diese Entwicklung auf sich zukommen lassen.
Jetzt kann man natürlich fragen: Welche von diesen
zwei Betrachtungen, die man heute hört, ist die richtige? Diese Frage kann man
stellen. Es gibt sicherlich einen Graubereich. In einigen Bereichen hat der
Finanzstadtrat auch Recht. Vieles, was auf Bundesregierungsebene gemacht wird,
ist der falsche Weg. Aber so wie er es darstellt, dass er für die negativen
Entwicklungen in Wien nichts dafür kann und keine Möglichkeiten hat, dem
entgegenzusteuern und dass er in seinen Verantwortungen alles richtig macht und
nichts falsch macht, das ist unrichtig. Da ist er der Troubadix. Das ist
falsch.
Und Ich erinnere jetzt nur ganz kurz noch einmal an
den Heizkostenzuschuss. Das ist Kompetenz der Gemeinde, wo Sie ja auch immer
wieder versucht haben, ihre eigene Kompetenz auf andere zu schieben und die
Verantwortung auf andere zu schieben, obwohl das eine falsche Art und Weise der
Darstellung war. Und da leiden, glaube ich, schon Sie an Realitätsverlust und
nicht die Opposition, wenn man sich das ansieht und wenn man das
gegenüberstellt.
Und ich möchte jetzt diesen
Jubelbudgetvoranschlag, den Sie da seltsamerweise heute präsentiert haben und
der ja schon lange Zeit vorbereitet worden ist, schon ein bisschen beleuchten.
Er hat ja einen Hintergrund: Eigentlich war ja dieser Jubelbudgetvoranschlag so
gedacht, dass er vor der Wiener Gemeinderats- und
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