Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 105
Landtagswahl zur Debatte stehen wird, präsentiert
werden wird und dass man da Schönwetter-Politik macht, um hier vielleicht auch
noch für die Wiener Wahl ein bisschen etwas ins positive Licht weiter zu rücken
und hier einen Vorteil zu erhalten. Das war der eigentliche Hintergrund dieser
Darstellung von heiler Welt, von dieser geschönten Darstellung, wie wir sie
heute gehört haben. Und die zahlreichen Belastungen, die kommen werden, sollen
ja oder sollten ja auch durch diesen Budgetvoranschlag versteckt werden und
verborgen bleiben.
Doch dann kam Ihnen die selbst beschlossene
Vorverlegung der Wiener Wahl irgendwie in den Weg und man konnte dieses Budget
gar nicht mehr so ändern, wie es geplant war und gar nicht mehr so umschreiben,
wie es geplant war, denn natürlich wäre es jetzt angenehm gewesen, die
geplanten Erhöhungen, die Sie ja vorhaben, nicht so verstecken zu müssen, wie
das jetzt der Fall ist, sondern auch ein bisschen stärker zu platzieren, weil es
natürlich aus Ihrer Sicht klug gewesen wäre, das gleich nach der Wiener Wahl
festzusetzen, wenn man das machiavellistisch betrachtet. Sie haben ja in
Wirklichkeit auch wieder einmal mit diesen Halbwahrheiten und Budgettricks
gearbeitet, um von den wahren Verhältnissen abzulenken.
Aber man findet einiges in diesem Budget und man kann
eines festmachen: In den nächsten fünf Jahren werden Sie die Menschen wieder
weiter belasten. Und ich bin mir sicher, dass die Pflegemilliarde, von der Sie
immer gesprochen haben und die im Untersuchungsausschuss von der Opposition
auch stark gefordert worden ist, wo viel Druck gemacht worden ist und wo Sie in
Folge das auch versprochen und zugesagt habe, dass Sie diesem Versprechen nicht
nachkommen werden.
Bei der Erhöhung des Gaspreises, der kommen wird,
haben Sie ja schon bewiesen, dass Sie letztlich schon drei Wochen nach der
Wiener Gemeinderatswahl ein erstes Wahlversprechen nicht einhalten. WIENGAS hat
ja bereits angekündigt, den Gaspreis, nämlich den Kubikmeterpreis ab
1. Jänner 2006 um 30 Prozent zu verteuern. Da sieht man ja schon
deutlich, dass man gleich nach der Wahl von einem Wahlversprechen nichts mehr
wissen will, nämlich bei der Preiserhöhung von WIENGAS. Die 30-prozentige
Preiserhöhung wird also den Endkundenpreis ab 1. Jänner 2006 um ca
12 Prozent verteuern. Diese Strom- und Gaspreiserhöhung, die intern von
Ihnen natürlich auch so beschlossen wurde, hat man halt aus wahltaktischen
Gründen erst nach der Gemeinderatswahl bekannt gegeben. Und das zeigt ja schon,
wie man jetzt umgehen wird und was die nächsten Jahre auf die Wiener zukommen
wird.
Bei der Pflegemilliarde wird es ähnlich sein. Ja,
wenn wir uns die Spitäler ansehen, so müssen wir festhalten, dass
Ersatzinvestitionen notwendig wären, dass man endlich in diesen Bereich
investieren müsste und den Austausch von veralteten Behandlungsinstrumenten und
kaputten Geräten vornehmen muss. Das ist längst überfällig und wir haben im
Jahr 2006 wirklich Handlungsbedarf, gerade im medizinischen Bereich, im
Spitalsbereich hier zu investieren, damit wir diesen Standard, von dem Sie
gesprochen haben, auch wirklich halten können. Da schaut es leider Gottes eher
sehr traurig aus, denn dass das der Fall sein wird, das können wir in Ihrer
Darstellung nicht erkennen.
Und wahrscheinlich wird auch die Erweiterung des
Haftungskreises für die Kosten im Pflegebereich kommen. Dort werden dann die
Verwandten mit ihrem Einkommen für die Kosten haften und nicht wie bisher
maximal mit dem Nachlass. Ich bin schon jetzt gespannt, wie Sie das dann der
Bevölkerung erklären wollen.
Eine weitere Anhebung des Spitalkostenbeitrags ist
ziemlich sicher der Fall sowie zahlreiche andere Erhöhungen, wie wir das auch
in den letzten Jahren erleben konnten.
Ganz allgemein beweist die Bilanz der letzten
Legislaturperiode - und das ist ja auch die Fortsetzung, die wir jetzt erleben
können -, wie negativ es ist, wenn es eine Stadtregierung mit absoluter
Mehrheit gibt, mit einer sozialistischen, absoluten Mehrheit wie hier in Wien,
wenn man sich gerade den Wirtschaftsstandort Wien ansieht.
Eine Fortsetzung der Negativentwicklung der letzten
Jahre ist für die kommenden fünf Jahre zu befürchten. Ohne eine radikale
Änderung der Wirtschaftspolitik in Wien kann man hochrechnen, was für ein
Negativszenario Wien zu erwarten haben wird. Die Anzahl der Arbeitslosen in
Wien bei gleicher negativer Entwicklung wie in den letzten fünf und zehn Jahren
würde bedeuten, dass wir einen Anstieg um weitere 20 000 Arbeitslose
erleben müssten und damit erstmals die Marke von 100 000 Arbeitslosen
deutlich überschritten werden würde. Die Arbeitslosenrate würde dadurch in Wien
bis zum Jahr 2010 bei gleicher Entwicklung, wie wir sie in den letzten
fünf Jahren in Wien erleben mussten, über 12 Prozent betragen. Und diese negative
Entwicklung hat ja Ursachen und zwar dahin gehend, dass es überfällige
Strukturreformen in der Stadt gibt wie eine überfällige Verwaltungsreform, eine
überfällige Gesundheitsreform, eine überfällige Schulreform und überfällige
Sozialreformen, die auf die lange Bank geschoben werden, und das verschärft
natürlich die Lage. Statt dessen gehen Sie her und kürzen im Bereich der
öffentlichen Investitionen. Das ist Ihre kurzfristige Politik!
Die Investitionsquote im Wiener Budget ist von
14,4 Prozent im Jahr 2004 auf 14 Prozent im Jahr 2005
gesunken und wird weiter auf 13,9 Prozent sinken. Das ist aber der
wichtigste Indikator für arbeitsplatzschaffende Wirkungen im Budget und da kann
man ganz klar ermessen und erkennen, dass sich das in eine negative Richtung
entwickelt.
Die Wohnbauförderung, die schon in den letzten Jahren
ein stagnierendes Niveau aufgezeigt und erreicht hat, sinkt weiter auf
535 Millionen EUR. Die bauwirksamen Ausgaben, die auch ein wichtiger
Indikator für die Wiener Bauwirtschaft sind, stagnieren ebenfalls.
Das ist jetzt die falsche und
kurzsichtige Politik, die wir in den letzten Jahren auch immer wieder
aufgezeigt haben, wo Sie als Troubadix immer wieder die gleiche Leier zum
Besten gegeben haben und das jetzt fortsetzen. Deshalb müssen wir befürchten,
dass die
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