Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 13 von 105
Fehlentwicklungen, die wir in den letzten fünf Jahren
ja auch an den Zahlen ermessen und erkennen können, sich weiter dramatisch
steigern werden, weil Sie nichts ändern, sondern einfach diese falsche Politik
wieder fortsetzen. (Beifall bei der FPÖ.)
Und nur Investitionen in die
öffentliche Infrastruktur sichern den Wirtschaftsstandort in Wien letztlich
auch langfristig und können kurzfristig auch Arbeitsplätze sicherstellen. Und
Sie verschenken letztlich durch Ihre falsche Politik in diesem Bereich Tausende
Arbeitsplätze!
Auch beim Wiener
Krankenanstaltenverbund verdient die angebliche Investitionsoffensive ihren
Namen nicht. Der Investitionskostenzuschuss, der im heurigen Jahr massiv
gekürzt wurde, wird 2006 lediglich zu seinem früheren Niveau
zurückgeführt. Das sind die Realitäten. Das ist nicht wieder, so wie es
dargestellt wird, eine tolle, neue Investition, die es nie gegeben hat. Nein,
wir befinden uns auf dem alten Niveau, das es in Wien vor Jahren gegeben hat.
Während die Wiener
Wirtschaftsförderung im nächsten Jahr massiv gekürzt wird, steigen im nächsten
Jahr in dieser Stadt die Ausgaben für die Regierungspropaganda um
23 Prozent! Eh klar, weil das, was der Troubadix, der Herr Finanzstadtrat
Rieder, zum Besten gegeben hat, muss ja verkauft werden und die schönsten
Erfolgsmeldungen kosten ja auch viel Geld, um eine andere Realität den Bürgern
darzustellen. Aber das spüren die Menschen in der Stadt. Da kann man natürlich
mit viel, viel Geld vieles darstellen und Realitäten versuchen zu verschieben,
aber die Menschen spüren, dass es anders ist.
Die Menschen spüren es am
eigenen Leib, im eigenen Bereich, dass es anders ist. Sie erkennen, dass nicht
die Arbeitslosigkeit zurückgegangen ist, wie der Herr StR Rieder im November
herausgelesen haben mag. Na, das Gegenteil ist der Fall! Durch mehr AMS‑Schulungsprogramme
hat man die Rekordarbeitslosigkeit in Wien versteckt, weil nämlich die
Arbeitslosen in die AMS‑Schulungsprogramme rübertransferiert worden sind.
In Wirklichkeit hatten wir mehr Arbeitslose als je zuvor im Monat November und
das sind genau diese Taschenspielertricks, die die Menschen satt haben, weil
sie sehen, dass es anders zugeht und die Realitäten andere sind.
Genauso ist es auch, wenn
wir uns die Mittel für die Wiener Bezirksbudgets 2006 ansehen. Dann müssen
wir feststellen, dass diese Mittel weiter sinken und zwar gegenüber dem
Jahr 2002 um 25,9 Millionen EUR weniger ausmachen. Durch diese
Budgetmittelkürzungen ist die Funktion der Bezirke bei der dezentralen
Aufgabenerfüllung natürlich auch in Frage gestellt und das ist ein großes
Problem, das auf uns zukommt. Die Aufgaben der Bezirke im Rahmen der
Dezentralisierung sind mit den Mitteln, die sie heute durch Sie zur Verfügung
gestellt bekommen, nicht mehr zu erfüllen und nicht mehr zu bewältigen. Das
zeigt ja auch die Tatsache, dass sich bereits mehr als die Hälfte der Wiener
Bezirke durch Vorgriffe verschuldet haben, weil sie mit den Budgetmitteln nicht
zu Rande kommen und ihren Aufgaben im Bereich der Dezentralisierung mit diesen
Budgetmitteln nicht nachkommen können.
Diese Einsparungen müssen
von Ihnen umgesetzt werden, obwohl Sie die Flucht aus dem Budget ja längst
vollzogen haben und uns auch in vielen Bereichen die Kontrolle durch
Ausgliederungen entzogen haben. Der Fonds Soziales Wien, den Sie ausgegliedert
haben, ist so ein Beispiel, wo Sie auch diesem Fonds die notwendigen
finanziellen Mittel nicht zur Verfügung stellen. Dadurch kommt es natürlich zu
Leistungskürzungen und dort werden drastische Gebührenerhöhungen der Fall sein.
Das sind natürlich
unausweichliche Folgen, wenn man etwas ausgliedert, der Kontrolle hier in
diesem Haus entzieht, dem Fonds dort die Mittel auch nicht zur Verfügung
stellt, sich aber dann die Hände in Unschuld wäscht und sagt, man hat damit
nichts zu tun, weil das ja ausgegliedert worden ist. Der Hacker hat ja mit uns
überhaupt nichts zu tun! Das ist ja, quasi, der gehört ja der Bundesregierung
wahrscheinlich, nicht? Er ist ja wahrscheinlich ein Vertreter der
Bundesregierung, nicht? Und wahrscheinlich ist auch die Bundesregierung schuld,
dass der Fonds Soziales Wien zu wenig Mittel bekommt, um auch wirklich den
sozial Schwachen dieser Stadt ausreichend Hilfe zukommen zu lassen.
Wahrscheinlich wird das Ihre Argumentation sein und wahrscheinlich investieren
Sie dann weitere unzählige Millionen Euro in Werbekampagnen, um das den
Wienerinnen und Wienern auch vorzugaukeln! Aber das ist ja nicht die Realität
und das muss man einfach hier auch einmal festhalten!
In den letzten Jahren sind
eben wichtige kommunale Dienstleistungen wie Wiener Wohnen per 1.1.2000, die
Spitäler per 1.1.2002 und der Fonds Soziales Wien mit 1.7.2004 ausgegliedert
worden. Aber auch in der Stadtentwicklung werden immer mehr ausgegliederte
Entwicklungsgesellschaften eingesetzt. Solche Instrumente sind etwa die
Aspern-Nord-AG, die Aspern-Süd-AG und die Bahnhof-Wien-Gesellschaft. Und damit
wird die Flucht aus dem Budget angetreten. Das ist ja sozusagen Ihr Spiel.
Wenn wir uns die Fülle von Problemen
ansehen und gleichzeitig die Reformunwilligkeit der Sozialisten als verantwortliche
absolute Stadtregierung in diesem Haus vor Augen halten, dann wird klar, dass
es keine Trendwende am Arbeitsmarkt geben kann, sondern leider Gottes eine
weitere dramatische Zuspitzung geben wird. Eine Zuspitzung von noch mehr
Arbeitslosen, die auf uns zukommt und von noch mehr Sozialhilfeempfängern, die
bei Ihrer Politik in den nächsten Jahren in Wien leider Gottes zu erwarten
sind.
Der
scheinbare Rückgang der Arbeitslosenquote, den muss ich einfach noch einmal
wiederholen, weil das ja wirklich abstrus ist, wenn man sich hier herstellt und
zum Besten gibt und täuschen will, dass soviel Arbeitslosigkeit zurückgegangen
sei. Das ist nicht der Fall, das entspricht nicht der Realität, denn wenn man
die Umschulungsprogramme bereinigt, dann sind das 2 367 neue Arbeitslose,
die es in Wien gibt, mehr Arbeitslose!
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