Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 105
Die hat man halt in
Umschulungsprogrammen versteckt! Und wenn man das zusammenrechnet und das ist
ehrliche Politik, dass man jene in den Umschulungsprogrammen und jene, die
nicht in Umschulungsprogrammen sind, sondern halt Arbeitslosengeld erhalten,
zusammenrechnet, so ist das die Summe aller Arbeitslosen. Und das ergibt leider
mit Stand November mehr Arbeitslose von netto 2 367!
Das sind die Realitäten und
deshalb ist es einfach fast schon ein Hohn, wenn man sich da herstellt und das
gegenüber den Betroffenen anders darstellt. Der ausgewiesene Rückgang der
Arbeitslosen ist eine Frage der AMS-Schulungen und nichts
anderes. Da zitiere ich bitte auch das WIFO, das in seiner Analyse ja wörtlich
Folgendes festgestellt hat, ich zitiere: „Der Rückgang der Arbeitslosigkeit in
Wien wird vor allem durch den Anstieg der in der Arbeitslosenstatistik nicht
erfassten Schulungsteilnehmer erklärt. Allein in den letzten fünf Jahren ist
die Arbeitslosigkeit in Wien damit um 2,7 Prozentpunkte explodiert."
Im Durchschnitt der anderen Bundesländer ist die Arbeitslosenrate nur um
1,6 Prozentpunkte angestiegen. Also wieder Klingel! Komisch, eine negative
EU, eine negative Bundesregierung, aber die anderen Bundesländer haben weniger
Anstieg bei der Arbeitslosigkeit. Es klingelt also wieder: Was machen die
anders als Wien? Was machen die anders, dass die in ihrer Entwicklung nicht so
dramatische Zahlen erleben müssen wie wir?
Das
ist die entscheidende Frage, die wir uns zu stellen haben, und hier müssen wir
auch die Antworten finden. Das sind eben hausgemachte Probleme, die durch Sie
in der Bundeshauptstadt letztlich auch die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen
in den fünf Jahren um 19 000 Arbeitslose haben ansteigen lassen. Der
Anstieg der Arbeitslosigkeit war damit in Wien plus 30 Prozent und
wesentlich höher als im übrigen Österreich, weil im übrigen Österreich es plus
19 Prozent
waren. Schlimm
genug, plus 19 Prozent, aber in Wien plus 30 Prozent!
Seit dem Amtsantritt von Bgm
Dr Michael Häupl, von Majestätix auf dem Schild stehend, im
Jahr 1994 haben wir 29 830 Arbeitsplätze in Wien netto verloren!
Das ist genau das, was man wieder gegenrechnen kann, weil in allen anderen
Bundesländern halt neue Arbeitsplätze geschaffen worden sind. Es gibt kein
anderes Bundesland, wo nicht neue Arbeitsplätze geschaffen worden sind! Da ist
Wien das einzige Bundesland, das mit minus 29 830 weniger
Arbeitsplätze als im Vergleichsjahr 94 hat. Alle anderen Bundesländer
haben mehr Arbeitsplätze geschaffen, insgesamt sogar um 200 628 mehr
Arbeitsplätze, wenn man die anderen acht Bundesländer zusammenrechnet.
Genau das ist ja auch der
Grund, warum wir Rekordinsolvenzen, Rekordkonkurszahlen in Wien erleben müssen,
weil es der Wiener Wirtschaft in Wien halt schlechter geht, das ist Realität,
und dass wir in der Lehrlingsfrage leider Gottes ein Riesenproblem haben, denn
die Lehrlingsförderung ist ja auch eine dramatische.
Wenn man andere Bundesländer
und ihre Modelle vergleicht und sich die Lehrlingsförderungsmodelle im
Vergleich zu Wien ansieht, dann sind die Modelle der anderen Bundesländer
erfolgreich, während Ihre Modelle, die Sie heute wieder zum Besten gegeben
haben und seit Jahren so anpreisen, keinen Erfolg bringen! Sie reden immer von
den tollen Lehrlingsprojekten, die Sie haben, und von Modell- und
Förderungsprogrammen, aber wo sind die Erfolgsergebnisse, die sich in Zahlen
gießen?
In allen anderen
Bundesländern gibt es Modelle, wo man auch die Erfolge erkennen kann, indem es
eben keine Lehrlingssuchenden gibt, weil ja in den anderen Bundesländern jeder
einen Lehrplatz findet wie in Niederösterreich, in Oberösterreich, in
Vorarlberg, aber auch in Kärnten. Und das muss man sich einmal ansehen. Da gibt
es unterschiedliche Modelle wie in Vorarlberg das Fondsmodell, das sich mit den
Ausbildungsprämien, die bezahlt werden, bewährt hat, wo ich heute gehört habe,
dass man das offensichtlich jetzt endlich auch für Wien überlegt, was wir ja
auch seit Jahren fordern, sich nämlich Lehrlingsprämien zu überlegen und auch
Anreize zu schaffen, dass Unternehmer bereit sind, mehr Lehrlinge auszubilden,
aber auch darüber nachzudenken, ob es nicht Sinn macht, wenn man einen Lehrling
ausbildet, dass er nachher, wenn er ausgebildet ist, sich vielleicht auch eine
Zeit lang verpflichtet, in einem Betrieb als Arbeitnehmer zu bleiben, damit der
Lehrherr dann in Folge auch etwas von dieser ausgebildeten Kraft hat und nicht
immer wieder das passiert, was ja heute Lehrherren dazu veranlasst, kaum mehr
Lehrlinge auszubilden, weil sie wissen, dass nach einer Lehre der Lehrling,
wenn er fertig ist, meistens den Betrieb wechselt.
Ja, das sind halt Dinge,
worüber man nachdenken muss und neue Ansätze finden muss. In Oberösterreich hat
es ja die Abschnittslehren gegeben, die man eingeführt hat, wo man in
verschiedenen Betrieben diese auch absolvieren konnte - eine Art Stufenmodell
-, und am Ende als junger Mensch einen vollen Lehrabschluss hat. Dieses Modell
der Lehrlingsverbünde hat in Oberösterreich 3 000 neue Lehrplätze
geschaffen. So etwas vermisse ich in Wien, so etwas haben wir in unserer Stadt
bis heute nicht erleben dürfen. Das gibt es bis heute nicht. In Oberösterreich
gibt es dadurch heute genauso viele offene Lehrstellen wie Lehrstellensuchende.
Das heißt, die haben das geschafft, dieses Ungleichgewicht in ein Gleichgewicht
zu bringen. Jeder, der in Oberösterreich heute einen Lehrplatz sucht, bekommt
auch einen. Bei uns in Wien: Auf eine offene Lehrstelle sechs Suchende, fünf
bleiben in Wien auf der Strecke! Und das ist nicht erst seit dem letzten Jahr
der Fall. Nein, das kennen wir in Wien leider schon zur Genüge und seit ewigen
Zeiten. Da brauche ich nur an die alte Bundesregierung erinnern. Das war auch
unter der SPÖ/ÖVP-Bundesregierung schon so, unter Viktor Klima. Auch da war es
schon so, dass die Jugendarbeitslosigkeit in Wien Re-kordwerte hatte. Da hat
sich seitdem nichts verändert. (Beifall bei der FPÖ.)
Seit damals wissen wir, dass Viktor Klima gegensteuern wollte. Da hat er seinen Sohn dann ins Euroteam eingesetzt und wir wissen, was dann herausgekommen
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