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Gemeinderat, 3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 82 von 105

 

Filmvorführungen, Theaterabende sowie täglich DJ-Abende mit lokalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern organisiert.

 

Das FLUC 2 wird nur wenige Schritte vom alten Standort errichtet werden und inhaltlich am selben Punkt anknüpfen: Ein multifunktionaler, fluktuierender, multimedialer Kulturort, offen für alle Szenen und offen für ein breites heterogenes Publikum.

 

An dieser Stelle möchte ich den Betreiberinnen und Betreibern recht herzlich gratulieren, nämlich zum Innovationspreis 2005 der freien Szene der Stadt Wien! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Meine Damen und Herren, ich komme nun zu meinem vierten Punkt, der mir persönlich sehr wichtig ist. Wien ist eine bunte, internationale und vielfältige Stadt. Das macht Wien aus. Ich kann mir vorstellen, Herr GR Stefan, wenn ich Sie so im "NEWS" als stolzen Olympia-Burschenschafter vor mir sehe, dass Ihnen diese Buntheit in dieser Stadt zuwiderläuft und Sie eher eine monokulturelle Stadt bevorzugen würden, aber da haben Sie Pech gehabt. Man muss nur einen kurzen Blick in das Wiener Telefonbuch werfen, um zu sehen, dass Multikulti kein Schlagwort ist oder auch keine normative Vorstellung linker GesellschaftstheoretikerInnen, sondern dass das ganz einfache und erfreuliche Realität ist. Es ist die Realität Wien und das ist schön und gut so! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Dieser Realität wird von der Wiener Kulturpolitik entsprochen. Von 2001 bis 2004 hat das Referat "Interkulturelle Aktivitäten" insgesamt 640 Initiativen unterstützt. Es herrscht der Grundsatz, dass vor allem der Austausch zwischen den Kulturen gepflegt und gefördert werden soll. Auch so werden in Wien Toleranz, gegenseitiger Respekt und Verständnis für vermeintlich fremde Kulturen geweckt. Wir wissen, dass Kunst Distanzen überwinden und Nähe herstellen kann. In den unzähligen Vereinen wird viel an ehrenamtlicher Tätigkeit erbracht. Jede dieser Initiativen ist wichtiger Bestandteil dieser Stadt und die Menschen vollbringen Großartiges. Jedes Projekt in diesem Bereich könnte hier als Beispiel für gelebte Offenheit erwähnt werden.

 

Trotzdem möchte ich ein Beispiel hervorheben, das exemplarisch für die interkulturelle Arbeit Wiens ist, nämlich das World Music Festival, das dieses Jahr bereits zum dritten Mal stattgefunden hat. Ziel ist es, in erster Linie jene Musikgruppen zu präsentieren, die, trotz ihrer musikalischen und künstlerischen Qualitäten, einer größeren Öffentlichkeit noch nicht bekannt sind. Es geht darum, von der Szene gesehen und erstmals realisiert zu werden, also von Bookerinnen und Bookern, von Producerinnen und Producern, von Labels und Plattenfirmen, aber natürlich vom Publikum. Das World Music Festival dient für viele als Sprungbrett in die Szene. Die Musik, die gespielt wird, ist Volksmusik aus der ganzen Welt. Die Bands sind meistens interkulturell besetzt und das Repertoire der Gruppen hält sich nicht an nationale Grenzen. Die Künstlerinnen und Künstler gehen mit dem Publikum auf musikalische Weltreise, deren Anfangs- und Endpunkt - wie könnte es anders sein - Wien ist.

 

Ich komme nun zu meinem letzten Beispiel: Die Wiener Kulturpolitik ist innovations- und experimentierfreudig und sehr mutig. Das beweisen wir mit der neuen Förderphilosophie im Bereich der Netzkultur.

 

Zu den Kolleginnen und Kollegen von den GRÜNEN möchte ich nun Folgendes sagen: Dass Sie Probleme mit diesem neuartigen Fördersystem haben, hängt vielleicht auch damit zusammen, dass Sie langsam ins Alter kommen, also ich interpretiere nur Ihren Kommentar im "Standard" und ich denke, dass Sie mir da Recht geben werden. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Aber es macht nichts, ich kann es Ihnen erklären oder Sie gehen gleich zur Sybille Straubinger, die an der Entwicklung der neuen Netzkulturförderung beteiligt war und Expertin auf diesem Gebiet ist.

 

Ende 2005 haben sich die diversen Netzkulturinitiativen zur Plattform "NetzNetz" zusammengeschlossen, um gemeinsam mit der Stadt Wien ein neuartiges Fördermodell für diesen diffizilen Kunstbereich zu entwickeln. Dieses sollte den Anforderungen der Netzkulturszene und vor allem der rasanten Veränderbarkeit und Innovationsgeschwindigkeit entsprechen. Mit anderen Worten: Die Wiener Netzkulturförderung wurde fit für die Zukunft gemacht. Im Juli 2005 wurde das Konzept der Öffentlichkeit präsentiert und zu diesem Zeitpunkt waren bereits 75 Initiativen aus der Netzkultur beteiligt.

 

Der Grundgedanke ist, und das ist extrem interessant, dass ab nun keine Kuratorinnen oder Kuratoren beziehungsweise auch keine Jury mehr entscheidet, welche Initiativen in welchem Ausmaß gefördert werden, sondern dass ab nun adäquat zum Wesen der Netzkultur die Beteiligten, also die Künstlerinnen und Künstler selbst, also der Souverän in diesem Bereich, partizipatorisch eine Auswahl treffen. Das ist, bitte schön, Demokratie in ihrer Reinkultur!

 

Dass das Budget nahezu verdoppelt wurde, von 280 000 auf 500 000, ist schon eine Erhöhung. Und dass das neue Fördermodell von den Betroffenen selbst mitentwickelt wurde, trägt natürlich zur Akzeptanz in der Szene bei, was bei der Einführung eines Systems diesen Ausmaßes sehr hilfreich ist und wohl auch hauptentscheidend für den Erfolg sein wird. Dieses Wiener Fördermodell sorgt bereits jetzt schon, obwohl noch gar nicht beschlossene Realität, für internationales Aufsehen und Beachtung, und zwar weit über die Netzkulturszene hinaus. Man sieht wieder, das rote Wien bleibt seiner Tradition als Pionierin und Antreiberin neuer und zukunftsweisender Entwicklungen treu. Darauf sind wir stolz! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Meine Damen und Herren, die Stadt Wien ist sich ihrer Verantwortung als Kulturmetropole auch im jungen Kultursegment bewusst. Wien ist eine Stadt der jungen Kunst, damit wir auch in Zukunft auf etwas stolz sein können. Das vorliegende Budget wird auch im nächsten Jahr dazu beitragen, dass der Wiener Weg der kulturellen Offenheit, der ungebrochenen Innovations- und Experimentierfreudigkeit, des Interesses an der Zukunft, des Bekenntnisses, des Respekts und der Wertschätzung für die befruchtende Kultur von unten gesichert und

 

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