Gemeinderat,
3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 99 von 105
nämlich ein Zeichen für die Bildung, denn diese ist eines der wichtigsten Mittel, um allen Kindern und Jugendlichen, aber auch Erwachsenen mehr und bessere Chancen und Möglichkeiten im Leben zu eröffnen. Wien arbeitet auf allen Ebenen, um diese Chancengleichheit herzustellen.
Dieses Budget ist auch ein Budget, das
315 Millionen EUR jährlich an Ausgaben für Kinderbetreuung vorsieht.
Das Ergebnis ist ein flächendeckendes Kinderbetreuungsangebot mit
74 000 Plätzen in Kinderkrippen, Horten und in Kindergärten. Es gibt
25 000 Plätze in der Nachmittagsbetreuung, und mit den
Kindergruppenplätzen und den Tageselternplätzen insgesamt über 102 000
Plätze. Und das sind 75 Prozent aller Krippenplätze in ganz Österreich,
weiters sind 36 Prozent aller Ganztagsschulplätze in Wien, und
39 Prozent aller Hortplätze sind ebenfalls in Wien.
Aber es gibt auch etwas, wo die ÖVP oder ein
ÖVP-dominiertes Bundesland, das gern und oft zitierte Vorarlberg, ganz an der
Spitze liegt. Das ist nämlich bei den Schließtagen der Kindergärten:
56,4 Tage pro Jahr haben die Kindergärten in Vorarlberg geschlossen. Mit
nur 10 Schließtagen in Wien können wir da Gott sei Dank nicht
"mithalten". (Beifall bei der SPÖ.)
Was das immer wieder zitierte Kostenargument
betrifft, so kann man es immer wieder sagen - jeder von uns hat das hier
wahrscheinlich schon zehnmal gesagt oder auch in Gesprächen gesagt -: Es gibt
eine soziale Staffelung in Wien, und das ist auch gut so. Ein Drittel der
Menschen – jene, die es sich leisten können - zahlt den vollen
Kindergartenbeitrag, ein Drittel zahlt den ermäßigten Beitrag, und ein Drittel
zahlt nichts. Was man aber auch konstatieren muss, ist, dass sich diese Schere
in den letzten Jahren geöffnet hat. Gleich geblieben ist jener Teil, der den
vollen Kindergartenbeitrag bezahlt, und größer geworden ist jener Teil, der
keinen Kindergartenbeitrag bezahlt. Da zeigt sich, dass es hier im Mittelfeld
durchaus zu Problemen gekommen ist, die auf eine verfehlte Sozialpolitik der
Bundesregierung zurückgegangen sind.
Damit diese flächendeckende Versorgung auch so gut
bleibt, wie sie ist, werden im Jahr 2006 und in den nächsten Jahren über
600 neue Kindergartenplätze entstehen, vor allem in den
Stadterweiterungsgebieten. Schon in Planung beziehungsweise schon im Bau sind
zum Beispiel im 10. Bezirk Franz-Mika-Weg - 65 Plätze -, weiters im
22. Bezirk die Schukowitzgasse oder auch im 20. Bezirk Höchstädtplatz
und Treustraße.
Diese flächendeckende Versorgung mit
Kindergartenplätzen ist auch ein Schritt, um Chancengleichheit für Frauen
herzustellen. Nicht umsonst liegt in Wien die Frauenerwerbsquote weit über dem
österreichischen Durchschnitt. Denn nur dann ist es auch möglich, dass Frauen
arbeiten, und zwar ein existenzsicherndes Einkommen, eine existenzsichernde
Arbeit haben, die dann hoffentlich auch in der Pension existenzsichernd ist. (Beifall
bei der SPÖ.)
Aber Wien stellt nicht nur die meisten
Kindergartenplätze, sondern hat auch die innovativsten pädagogischen Konzepte -
und das abgesehen von Neuerungen, die es geben wird, wie zum Beispiel einem
Sportkindergarten oder einer Familienintegrationsgruppe, wo auch
schwerstbehinderte Kinder nach dem Schuleintritt in der gewohnten Umgebung
betreut werden können. Wien ist das erste Bundesland, wo ein Bildungsplan für
die Kindergärten erstellt wird.
Anfang 2006 wird dieser Entwurf vorliegen, der den
Übergang vom Kindergarten in die Schule enger machen soll, der diesen
erleichtern soll, wobei ein ganz wesentlicher Grundsatz jener ist, dass es eine
individuelle Förderung gibt, sodass Kinder mit den gleichen Voraussetzungen in
die Schule gehen können beziehungsweise in die Schule kommen.
Eine ganz wesentliche Erneuerung in diesem
Zusammenhang ist auch die Frühförderung, zum einen die, dass jetzt die
Schuleinschreibung auf Anfang Jänner vorverlegt wurde und damit ein ganzes
Semester zur Verfügung steht, um jene Kinder, die Sprachdefizite haben, diese
Sprache ausreichend zu lehren. Die Sprachförderung selbst wird im Kindergarten
durchgeführt werden, damit es zu keinem organisatorischen Mehraufwand kommt.
Auch das ist ein ganz wesentlicher Schritt, um die Chancengleichheit
herzustellen.
Aber Chancengleichheit für Kinder ist nicht nur vor
der Schule, sondern auch in der Schule herzustellen, und da gehört einfach auch
das Engagement der Bundesregierung dazu. Es wurde heute von Frau GRin Jerusalem
schon erwähnt, dass in den letzten Jahren von dieser Bundesregierung über
1 000 Lehrerposten gestrichen worden sind. 300 wurden jetzt
zugesichert; es wird noch darüber gestritten, wer das bezahlt, aber es wurde
zumindest zugesichert. Besser 300 als null, muss man auch sagen, aber es ist
schade, dass es so lange gedauert hat, bis die Regierung ihren Fehler
eingesehen hat.
Vielleicht könnte ich an der Stelle auch ein paar
Korrekturen anbringen. Es ist zum einen - ich glaube, von der FPÖ - über die
PISA-Studie gesprochen worden. Die PISA-Studie hat nichts mit Sprachdefiziten
zu tun. (GR Mag Wolfgang Jung: Wer nichts versteht, kann nichts lernen!)
In der PISA-Studie wurden 16-jährige Schülerinnen und Schüler befragt, die alle
über ausreichende Sprachkenntnisse verfügen. Da ging es um Wissen und um
Wissensvermittlung, und dass es da bei diesen veralteten pädagogischen
Konzepten teilweise im Argen liegt, ist kein Wunder. (Beifall bei der SPÖ.)
Nur zur Information - ich glaube, die FPÖ sollte das
wissen -, die größte Gruppe an MigrantInnen hier in Wien sind nicht die Türken
- und zwar bei weitem nicht die Türken -, sondern das sind jene Mitbürgerinnen
und Mitbürger, die aus Ex-Jugoslawien kommen. Ich glaube, das ist für Sie und
für Ihre politische Arbeit ja ganz wesentlich.
Ein Wort noch zur Gesamtschule,
worüber die Frau Gemeinderätin von den GRÜNEN auch schon einiges gesagt hat.
Ich kann nur eines dazu sagen: Auf Initiative der SPÖ ist die
Zweidrittelmehrheit für Schulgesetze abgeschafft worden. Das heißt, Sie haben
jede Gelegenheit, nämlich diese Bundesregierung - ach, Sie sind
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