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Gemeinderat, 3. Sitzung vom 12.12.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 104 von 105

 

als Pädagogin haargenau, was sie machen müsste, aber Ihr Finanzminister stellt diese Budgetmittel nicht zur Verfügung und verursacht damit in Wirklichkeit das Bildungschaos, mit dem wir uns derzeit auseinander zu setzen haben. Davon werden Sie sich nicht lossagen können, damit werden Sie sich auseinander setzen müssen, ob Sie wollen oder nicht, und damit werden Sie auch argumentieren müssen - wie ich hoffe, mit jener Präzision, die sich ja heute quer durchgezogen hat.

 

Beim Kindergarten ist es vollkommen klar, dass wir die Diskussion darüber werden führen müssen, wie in Österreich einheitlich eine Rahmengesetzgebung ausschauen kann und wie das, was wir in Wien beginnen, nämlich Bildungsstandards festzulegen, tatsächlich auch unabhängig davon ist, in welchem Bundesland die Kinder zur Welt kommen und die Chance haben, einen Kindergarten zu besuchen, und nach welchen Standards sich dieser zu orientieren hat.

 

Ich empfehle all jenen, die immer wieder die Wiener Kindergärten als besonders ausbeuterisch für die Eltern darstellen, jenes Organ, das man sicherlich nicht als das Kampfblatt der Sozialdemokratie bezeichnen kann, nämlich "Die Presse", zu studieren. “Die Presse“ vom 9. Dezember stellt mit einem Satz ganz klar das fest, was wir Ihnen immer wieder sagen, nämlich: Auch Niederösterreich ist nur bis 12 Uhr gratis; wer berufstätig ist und es nicht bis 12 Uhr zum Abholen schafft, zahlt für ein, zwei Stunden mehr, und dann oft gleich viel wie für ganztägige Betreuung in Wien. (Ruf bei der SPÖ: Hört, hört!)

 

Das Zweite, was auch beachtlich ist, ist der Hinweis - und da ist es dann wieder die Frage der Maßnahme -, dass man sich entscheiden muss: Ist der Kindergarten tatsächlich eine familienergänzende, pädagogisch wertvolle Einrichtung oder nicht? Beim Bundesländervergleich hat sich gezeigt, dass in manchen Bundesländern viele Kindergärten wie die Schulen den ganzen Sommer zu haben, während in Wien eine durchgängige Betreuung angeboten wird. Auch da zeigt sich ein Unterschied, auf den wir immer wieder hinweisen.

 

Da Sie heute wieder davon gesprochen haben, dass es hier eine Neuorientierung geben soll, lade ich Sie ein, wirklich eine offene Diskussion darüber zu führen, wie man den Übergangsbereich vom Kindertagesheim, vom Kindergarten in die Schule schaffen kann, wie es mit der Ausbildung der KindergartenpädagogInnen steht, wie es mit dem Zusammenspiel der Ausbildung der KindergartenpädagogInnen und der Lehrerinnen und Lehrer steht. Diskutieren wir doch noch einmal über die neue Fachhochschule und darüber, ob das, was da jetzt gerade gesetzlich vorgelegt wird, der Weisheit letzter Schluss ist. Diskutieren wir darüber, welche Standards österreichweit eingeführt werden sollen. Und diskutieren wir dann darüber, wie der Bund und die Länder sich gemeinsam der Finanzierungsfrage nähern können.

 

Wenn Sie zu dieser Diskussion bereit sind, dann sage ich: Herzlich willkommen! Wenn die Antwort die ist und die Vorschläge die sind, die Sie dem Stadtschulrat unterbreitet haben, nämlich eine Lex Wien zu machen und die Behörde sozusagen dem Bund zu übergeben, mit dem wirklich lächerlichen Argument, dass er dann die Dienstpostenpläne kontrollieren kann - was jetzt schon seine Aufgabe ist, wobei ich mir wünschen würde, dass er es endlich tut, und zwar nach inhaltlichen Kriterien, dann können wir uns finden (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: ...Bundesgesetzblatt!) -, wenn das nur ein vorgeschobenes politisches Argument ist, dann würde ich Sie bitten: Sagen Sie es laut in der Öffentlichkeit und allen in den Schulen und Kindergärten Betroffenen! Dies würde mich sehr, sehr freuen, dann wissen die Leute nämlich, wofür sie sich entscheiden. (Beifall bei der SPÖ. - Zwischenruf von StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager.)

 

Ein zweites Thema, mit dem wir uns auch sehr, sehr heftig beschäftigen werden, ist die ganze Frage von gesellschaftlichen Positionen, von gesellschaftlichen Zusammenhängen, die Frage, wie man in einer Demokratie gesellschaftlich miteinander umgeht, wie es gelingen kann, Menschen zueinander zu führen und nicht gegeneinander aufzuhetzen. Dazu auch nur wieder zwei Zitate aus der Debatte; ich denke mir, es ist wichtig, darüber zu reden.

 

Lieber Herr Kollege Aigner! Ich schätze Ihre fachlichen und pädagogischen Qualitäten sehr und nehme Ihre Einladung, gemeinsam mit Ihnen eine Schule zu besuchen, gerne an. Vielleicht wäre es auch möglich - wenn es Ihnen recht ist, Sie unterrichten ja noch -, einmal einer nicht mehr aktiven, aber an Pädagogik sehr interessieren Lehrerin die Gelegenheit zu geben, bei Ihnen eine Schulstunde mitzuverfolgen. Es würde mich faszinieren festzustellen, ob sich Ihr pädagogischer Führungsstil und die Interpretation des Lehrgutes von der Art und Weise, wie Sie hier mit dem Auditorium des Wiener Gemeinderates umgehen, unterscheidet oder nicht. Es wäre dies für mich wirklich ein spannendes pädagogisches Projekt.

 

Aber es wäre natürlich auch besonders spannend, mit Ihnen Schulstandorte zu besichtigen. Wenn Sie den Rennweg und die HTL am Rennweg als hervorstechendes Beispiel genannt haben, dann würde ich meinen, das ist sozusagen nicht mehr das neueste Bundesschulprojekt. Mir wäre ein anderes eingefallen. (GR Dr Matthias Tschirf: Die sind alle noch besser! Die sind noch viel besser!) Aber ich verstehe, dass man zu seiner eigenen Schule einen besonderen Bezug hat. Ich würde aber meinen, dass wir uns gerne gemeinsam diese Schulstandorte anschauen können und dann nicht nur darüber reden können, wie sie außen ausschauen, sondern auch darüber, was drinnen sein soll.

 

Da verstehe ich, ehrlich gesagt, nicht ganz, wie Sie bei einer so intensiven und auch sehr forschen politischen Diskussion, wie Sie sie heute hier eingeleitet haben - ich finde es gut -, auf der anderen Seite ein bisschen wehleidig sind. Ich meine, wenn man sich darüber unterhält, was Gesellschaftspolitik ist, dann muss man sich auch darüber unterhalten, wie Gesellschaftspolitik an junge Menschen herangebracht wird. Es ist auch die Aufgabe der Schule, über Gesellschaftspolitik zu reden. Und wenn wir das tun - wir haben das öfters schon im

 

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