Gemeinderat,
3. Sitzung vom 13.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 80
das nicht ins Gewicht, aber damit sind auch die Rückschritte für die Integrationspolitik vorprogrammiert worden. Es ist dies ein Rückschritt, weil seither für die Integrationsarbeit viel weniger Geld zur Verfügung steht, und ein Rückschritt, weil eine der informationsreichsten Internetseiten im Integrationsbereich – sprich, vom ehemaligen Wiener Integrationsfonds, gefüllt mit vielen wissenschaftlichen Informationen - abgeschafft wurde, mit der Begründung, dass auch Menschen, die nicht in Wien leben, auf die Homepage zugreifen können.
Ich zitiere an dieser Stelle einen nunmehrigen
MA 17-Mitarbeiter: „Es ist eine gute Idee, dass Informationen zum Thema
Integration nicht mehr für alle Menschen auf der Homepage zugänglich sind.“ –
Zitat Ende. Jede andere Institution würde sich, auf gut Wienerisch, einen Haxen
ausreißen, weil die Nachfrage nach ihrer Homepage so groß ist. Aber Wien ist
bekanntlich anders. (Beifall bei der
ÖVP.)
Es ist dies auch ein Rückschritt, weil die Bibliothek
des Integrationsfonds aufgelassen wurde und nun erst in die Bestände der Wiener
Stadt- und Landesbibliothek integriert werden muss; ein Rückschritt, weil die
bewährten niederschwelligen Beratungsarbeiten des Wiener Integrationsfonds
abgeschafft wurden.
Dass der Fonds nicht parteifremd war, ist bekannt.
Aber da der WIF manchmal Kritik an der Stadt Wien übte, musste er seine
bewährte Arbeit niederlegen, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Anscheinend glauben Sie, Frau Stadträtin und Herr
Bürgermeister, dass Integration nur aus Sonntagsreden und Lippenbekenntnissen
besteht. Wir brauchen eine zielgerichtete, flächendeckende Integrationsarbeit.
Wir brauchen ein Gesamtkonzept, das sich vom Kindergarten bis in den Erwachsenenbereich
zieht. Vor allem müssen die gesetzten Ziele immer wieder mit den Ergebnissen
abgeglichen werden, mit einem neudeutschen Wort: Evaluiert werden. (GR
Godwin Schuster: Genau!)
Mit Bedauern muss ich aber feststellen, dass in Wien
Integrationspolitik nur das ist, was dem Herrn Bürgermeister und der
sozialistischen Partei genehm ist. (Beifall
bei der ÖVP.) Sinnvolle und wirkungsvolle Integrationsarbeit wird durch
marktpolitische Ambitionen und Wahltaktik der SPÖ verhindert.
An dieser Stelle möchte ich den Verein “Echo“ nennen. Ich
bin mir sicher, dass dies des Öfteren im Gemeinderat behandelt wurde, aber es
ist mir ein Anliegen, dazu Stellung zu nehmen. Diesem seit zehn Jahren in der
Betreuung von jugendlichen Migranten aktiven Verein wurde die Subvention
gestrichen, mit der Begründung: Die Stadt will ihre Jugendsozialarbeit neu
strukturieren, heute gäbe es keinen Bedarf an einer derartigen Einrichtung
mehr, und die Mitarbeiter sollen künftig als Magistratsmitarbeiter
weiterarbeiten. Drei Mitarbeiter hätten in den Verein “ICE“ integriert werden
sollen. Am Rande bemerkt: Zwei der drei “ICE“-Vorstände sind SP-Gemeinderäte. (GR Dr Matthias Tschirf: Aha!) Und über
Subventionsprobleme des Vereins ist nichts bekannt. (Beifall bei der ÖVP.)
Für viele ist es unverständlich, warum ein bestehender, gut
funktionierender Verein kaputt gemacht werden muss. Ich glaube, der wahre Grund
der Subventionsstreichung ist, dass der Verein zu unbequem gewesen ist und sich
von der Stadt nicht hat instrumentalisieren lassen. Außerdem glaube ich, dass
nur jene Vereine subventioniert werden, die entweder der SPÖ nahe stehen oder
deren Förderung sich in Wählerstimmen ummünzen lässt. (Beifall bei der ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die französischen Vorfälle
haben verdeutlicht, dass die Arbeit mit Jungmigranten unerlässlich und sehr
wichtig ist. Frankreich ist damit zu einem Symbol für eine verfehlte
Integrationspolitik geworden. Dort wurden die Unterstützungsmaßnahmen, die
erforderlich gewesen wären, nicht durchgeführt.
Auch in Wien wurde die Gruppe der Migrantenkinder bis jetzt
stark vernachlässigt. Hinsichtlich der zweiten und dritten Generation sind vor
allem Integrationsmaßnahmen im vorschulischen, im schulischen und im
beruflichen Bereich zu setzen. Denn auffallend oft werden Migrantenkinder in
die Sonderschulen abgeschoben. Anders ist es nicht zu erklären, warum fast die
Hälfte der Migrantenkinder in den sonderpädagogischen Lehranstalten sitzen oder
dorthin abgeschoben werden. Was diese frühe Selektion für die Zukunft der
Kinder bedeutet: Schulabschlüsse, die nichts wert sind, die gerade einmal für
Hilfsarbeitertätigkeiten taugen!
Ich nenne diese Generation die "Bildergeneration".
Die langjährige Forderung der ÖVP-Wien, das letzte Kindergartenjahr gratis
anzubieten, ist meiner Meinung nach ein sehr wichtiger und unumgänglicher
Schritt, um die "Bildergeneration" zu verhindern. (Beifall bei der ÖVP.) Es heißt von einer SP-Mandatarin, dass das
Gratis-Kindergartenjahr eine wichtige Maßnahme wäre, aber als ÖVP-Forderung
abgelehnt werden wird.
Eine weitere wichtige Forderung
der ÖVP-Wien, die Frühförderung der Kinder, wurde auf unser Bestreben hin von
der Bundesregierung verwirklicht. Wie so oft, will sich aber die SPÖ mit
fremden Federn schmücken. Anders ist es nicht zu erklären, warum Sie es in
Ihrer eigenen Stadtzeitung sozusagen als Ihre Errungenschaft verkaufen. Sie
sprechen von Integration, wir sprechen auch von Qualität der Integration. (Beifall
bei der ÖVP.)
Ein anderes zentrales Thema, das
gestern und auch heute schon viel diskutiert worden ist, ist das Thema der
Gemeindebauten. Seit Jahren wehren Sie, Herr Bürgermeister, und Ihre Fraktion
sich aus wahltaktischen Gründen gegen eine Öffnung der Gemeindebauten auch für
Nicht-Österreicher, obwohl die Migranten aufgrund ihrer sozialen Position
innerhalb der Gesellschaft zu jener Zielgruppe gehören würden, für die diese
Wohnungen gedacht wären. Die Versorgungslage von Migranten mit Wohnraum stellt
jedenfalls ein sozialpolitisches Problem dar, welches langfristig ein
gesellschaftspolitisches Konfliktpotential in sich birgt. Integration im
Wohnbereich ist nötig, um einer Reihe von Folgeproblemen entgegenzuwirken.
Rund
250 000 Gemeindewohnungen besitzt die Stadt Wien. Hier verfügt die
Stadt Wien über die größten
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