Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 14 von 119
auch die reguläre Vergabe dann nicht zu kurz kommt, weil das
heißt ja schon fast, ein Schnitt um 50 Prozent?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr Stadtrat!
Amtsf StR Werner Faymann: In Summe - ich werde das Missverständnis kurz
aufklären - es ist so, dass statistisch, zumindest soweit es mein Büro
betrifft, statistisch tatsächlich das getrennt geführt wird, damit wir es
getrennt erheben in Staatsbürger und in Menschen mit Aufenthaltsverfestigung.
Ob das sinnvoll ist, weiß ich nicht. Ich weiß nur, würde ich es nicht getrennt
erheben, würden wieder alle sagen, ich versuche zu verheimlichen, wie groß die
Gruppe der Aufenthaltsverfestigten ist. Also, den ganz richtigen Weg gibt es
wahrscheinlich nicht, aber dadurch entsteht vielleicht auch dieses
Missverständnis dieser tatsächlich statistisch völlig getrennten Führung, aber
unter demselben Expertenkreis und denselben Kriterien. Tatsächlich ist der
Kreis der Personen, die aus dem Bereich der Aufenthaltsverfestigten kommen,
geringer geworden. Den höchsten Anteil hatten wir im Jahre 2002 bei der
Einführung und noch im Jahre 2003, weil das, wenn man so will, der
Rückstau war.
Da haben wir damit begonnen und da haben sich halt
viele Fälle aus der Vergangenheit gesammelt, die abgebaut wurden und wir sind
eigentlich derzeit - da wir es getrennt führen, kann ich es ja auch so erklären
- aus diesem Titel bei keinem Anstieg. Insgesamt stimmt es, dass durch die
wirtschaftliche Situation - die man glaube ich, hier nicht näher ausführen muss
- der Kreis jener, die in besondere soziale Bedrängnis geraten, größer wird.
Aber diesen Schluss ziehe ich nicht direkt aus dem
Bereich der Aufenthaltsverfestigten, sondern das sehe ich insgesamt so. Das
stimmt, trotzdem ist es mein Ziel, dass ich sage, dass jetzt etwa die Hälfte
der Wohnungen an Jungwiener vergeben wird, die die Wohnung als Starthilfe
bekommen, ohne diesen schwerwiegenden sozialen Hintergrund. Das würde ich als
soziale Durchmischung sehen, und ich möchte auch darauf achten, dass nicht alle
sozialen Probleme der Stadt ausschließlich im Gemeindebau gelöst werden.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. Die
2. Zusatzfrage stellt Frau GRin Cammerlander.
GRin Heidemarie Cammerlander (Grüner
Klub im Rathaus): Danke schön. Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Eine Frau in Wien lässt sich scheiden. Sie hätte
gerne eine Gemeindewohnung. Man sagt ihr, sie sei noch in der Wohnung ihres
Ehemannes gemeldet, daher erfülle sie nicht die Kriterien, eine Gemeindewohnung
zu bekommen. Die Frau zieht aus der Wohnung aus, sie ist obdachlos, arbeitslos.
Das ist kein Kriterium auf eine Gemeindewohnung. Sie versucht, eine
Notfallswohnung zu bekommen. Obdachlosigkeit ist kein Kriterium, eine
Notfallswohnung zu kriegen. Sie kommt die ersten Wochen bei Freunden unter und
findet eine Wohnung, auf drei Jahre befristet. Nun, in Kürze gehen diese drei
Jahre vorbei, der Vertrag wird nicht verlängert und sie wird wieder die
gleichen Wege gehen. Ansuchen um Gemeindewohnung, Nichterfüllung der Kriterien,
weil sie arbeitslos ist. Sie macht derzeit eine Schulung beim AMS, aber sie hat
keine Arbeit. Obdachlosigkeit ist kein Kriterium, eine Notfallswohnung zu
kriegen. Diese Frau scheut keine Mühe, von einem Amt zum anderen zu gehen, ein
Formular nach dem anderen auszufüllen um immer wieder zu hören, leider nein.
Sie ist wirklich bemüht, Arbeit zu finden und es ist ihre große Angst, wieder
obdachlos zu werden. Welchen Rat, Herr Stadtrat, welchen persönlichen Rat von
Ihnen darf ich dieser Frau ausrichten, dass sie nicht Angst haben muss, auf der
Straße zu landen?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte, Herr Stadtrat!
Amtsf StR Werner Faymann: Verehrte Frau Kollegin, wenn sich jemand in dieser
Notlage an die Wohnungskommission wendet und die Wohnungskommission eine
Entscheidung trifft, ist das eine Entscheidung, in der alle Parteien vertreten
sind, und wo auch Sie transparent über die jeweilige Wohnungskommission, über
einen Vertreter, ausfindig machen können, wie dieser Fall dort behandelt wird
und können natürlich auch sagen, sie sind dafür. Es braucht schon eine gremiale
Entscheidung, es reicht nicht einer, der dafür ist, aber ich glaube, in so
einem Fall, so wie Sie ihn mir jetzt geschildert haben, scheint mir hier auch
eine klare Wohnungskommissionsentscheidung vorzuliegen.
Ich persönlich glaube aber dennoch, dass auch die
soziale Schiene der Frau Mörk, die dafür bekannt ist, dass sie sich - natürlich
auch nur im Rahmen ihrer Möglichkeiten - insbesondere für Frauen in einer
Notlage und speziell natürlich für Frauen mit Kindern in einer Notlage besonders
engagiert, in dem Fall eine Hilfe sein kann, und dass es durchaus auch einen
Sinn hätte, wenn sie sich direkt an meine Stelle, geführt von der Frau Mörk,
wendet.
Weil es kann natürlich passieren, dass jemand, der
berechtigt ist, weil irgendetwas schief gegangen ist, nicht zu einer Wohnung
gekommen ist.
Insgesamt kann ich Ihnen sagen, wir verfügen über zu
wenig Wohnungen. Das dürfte zwar diese Frau mit diesem speziellen Lebenslauf,
den Sie geschildert haben, nicht treffen, aber insgesamt ist es leicht zu
sagen, wir verfügen über viel zu wenig Wohnungen, weil der private
Althaussektor mit seinen befristeten Verträgen keine Probleme löst, sondern
zusätzliche Probleme schafft. Wir kommen gar nicht nach mit dem Lösen von
Problemen, die im privaten Althaussektor durch diese befristeten Mietverträge
nahezu täglich entstehen. Rechnet man allein die Scheidungsrate in Wien, und
jetzt weiß ich, nicht jeder, der sich scheiden lässt, ist ein soziales Problem,
aber ich sage Ihnen die Zahl, haben wir 8 000 Scheidungen im Jahr, und wir
haben überhaupt nur etwa 8 000 Wohnungen zur Verfügung. Also allein
aus dieser Gruppe heraus und den befristeten Verträgen, die es im privaten
Althaus gibt und die die Menschen oft sehr unfreiwillig abschließen, ich rede nicht
von den schönen Dachgeschoßwohnungen, wo jemand flexible Verträge abschließt,
sondern eben von diesen sozial schwachen Wohnungen, ist es so, dass das Problem
in der Stadt insgesamt zu groß ist.
Darum gestehe ich voll zu, es wird nicht möglich sein,
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