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Gemeinderat, 4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 47 von 119

 

Netznetz hat darauf hin ein Fördersystem in den Grundzügen entwickelt, das einen völlig neuen Ansatz hat und das einen Ansatz hat, der eben dem demokratisch-partizipatorischen Charakter und Wesen der "Netzkultur" entspricht.

 

Das Herzstück dieses neuen Modells sieht vor, dass ein Teil der Fördersumme, nämlich 50 Prozent, von den Künstlerinnen und Künstlern selbst vergeben wird, und zwar mit Hilfe dieser Software, und diese wiederum basiert auf der Idee von Reputationssystemen, wo es schon große Diskussionen, Entwicklungen und Versuche auch im akademischen Bereich gibt, wo daran gearbeitet wird, sie auch zur Beurteilung von Wissensarbeit heranzuziehen. Auf diesem Ansatz ist aufgebaut worden.

 

Um dem hohen Anspruch, den die Szene an sich selbst hat – das ist auch das Bewundernswerte daran –, gerecht zu werden, hat sie das so entwickelt, dass es demokratisch-partizipatorisch ist, dass es die Zusammenarbeit zwischen Initiativen fördert, dass es gewährleisten soll, dass auch neue Künstlerinnen und Künstler in dieses System hineingeholt werden und dass es Chancengleichheit herstellt. Und wenn die Kollegin Ringler diese zufällige Punktevergabe angesprochen hat, dann ist das genau ein Ansatz aus der Spieltheorie, der dafür verwendet wird, diese Chancengleichheit herzustellen.

 

Es folgten jetzt auf Basis dessen sehr lange und sehr intensive Diskussionen der Szene, die jeder, wenn er wollte, auf Netznetz.net mitverfolgen konnte beziehungsweise in die sich jeder einbringen konnte, nicht nur im Internet, sondern durchaus bei realen Treffen, im Realraum – ein basisdemokratischer Prozess, der nicht einfach ist, wie die GRÜNEN aus Erfahrung wissen. (GRin Mag Marie Ringler: Ja, genau! Aber deshalb wissen wir, worauf wir aufpassen müssen!) Aber er hat ja auch ein Ergebnis. Es war ein Prozess, der allen sehr viel Zeit und sehr viel Energie abverlangt hat, sowohl den Menschen, die in diesem Bereich arbeiten, als auch durchaus den Ansprechpartnern in der Stadt, wofür ich mich sehr bedanken möchte. Dieser Prozess hat aber auch schon internationale Aufmerksamkeit erregt.

 

Es ist kein einfaches System, aber ich glaube, kein System, das versucht, Gerechtigkeit herzustellen, ist ein einfaches System, sonst würden wir uns nicht über die Gesetzesflut beklagen müssen, die versucht, Lücken zu schließen. Und dieses System versucht eben auch, diese Chancengleichheit herzustellen, indem zum Beispiel große Gruppierungen nicht kleine Gruppierungen oder EinzelkünstlerInnen überstimmen können nur auf Grund dessen, dass sie viele Menschen sind.

 

Kompliziert daran ist aber letztlich vor allem die technische Lösung. Genau dafür, glaube ich, sind aber elektronische Programme da, nämlich um den Benutzern das Leben zu erleichtern oder es zu vereinfachen. Wie kompliziert das Programm ist, merkt man als normaler Benutzer eines Windows oder was auch immer man für Programme auf seinem eigenen PC hat, im Normalfall und im Regelfall ja Gott sei Dank nicht.

 

Vielleicht noch zur Vergabe. Vielleicht sollten wir auch noch klarstellen an dieser Stelle, was bei diesem Herzstück, den Networkgrants, entschieden wird. Die Summen sind zwischen 27 000 und 28 000 EUR auf Wunsch der Szene selbst, die aus sich heraus keine großen Institutionen oder größeren Institutionen schaffen, sondern eben wirkliche Projekte schaffen wollte und auch den Ansatz verfolgt, dass es zur Zusammenarbeit, also zu Kollaborationen kommen soll, sodass zum Beispiel mit zweimal 28 000 EUR sicher schon sehr große und bekannte Projekte möglich sind.

 

Die Abrechnung selbst erfolgt wie gehabt. Wenn die Entscheidung gefallen ist, gibt es ein Ansuchen an die MA 7, wo dann Projekte eingereicht werden, und es wird auch die Abrechnung dieser Projekte über die MA 7 erfolgen.

 

Zum Antrag der Kollegin Ringler: Dazu ist festzuhalten, dass es in diesem Modell auch möglich ist, größere Summen zu bekommen. 28 000 EUR ist die Begrenzung für die Vergabe bei den Networkgrants, aber es gibt ja auch noch andere Module, auf die ich dann zu sprechen komme, und da ist das durchaus möglich.

 

Vielleicht erwähne ich auch kurz diese insgesamt vier Module, die es gibt. Da gibt es einmal, wie der Herr Ebinger schon ganz treffend ausgeführt hat, die Microgrants, nämlich jene, die für Kleinprojekte zur Verfügung stehen, das heißt, für jene KünstlerInnen, die neu in diesem Bereich arbeiten, analog dem bisherigen 72 000 EUR-Topf bei der MA 7. Auch das wird es wieder geben. Zusätzlich wird es aber die Microgrants geben und zusätzlich wird es auch noch die Backbone Projects geben, Infrastrukturprojekte, die der Szene zugute kommen. Das simpelste Beispiel wäre etwa Serverleistung, die alle Netzkulturinitiativen brauchen. Wenn sie sich dazu entschließen, dass sie so etwas gemeinsam angehen, damit nicht jeder allein sozusagen seinen Schrebergarten in diesem Bereich bestellt, dann ist das ein Backbone Project, das sie auch finanzieren können und das auch über diese 30 000 EUR hinausgehen kann.

 

Es gibt auch noch die Annual Conventions, die eine Sichtbarmachung der Szene sind, etwa analog zu dem, womit es begonnen hat, mit dem Festival der Netzkultur, wo sich die Gruppen in Ausstellungen präsentieren, die aber auch genau dazu da sind – und hier geht es wieder über diese 30 000 EUR weit hinaus –, was in dem Antrag der GRÜNEN gefordert wird, nämlich zur Selbstreflexion, zur Weiterentwicklung oder zur Entscheidungsfindung. Genau das will auch die Annual Convention leisten.

 

Natürlich muss dieses Projekt auch im nächsten Jahr beobachtet werden, von der Szene selbst reflektiert werden, auch von der Stadt und auch von den verantwortlichen Kulturpolitikern. Ich kann meinerseits zusagen, dass ich gerne im Kontakt mit dir oder mit euch bleibe und wir dann gerne auch gemeinsam weiterentwickeln und daran arbeiten können und auf alle Fälle natürlich auch berichten können, wobei das sicher auch andererseits kein Problem ist.

 

Zum Wahlprozess vielleicht noch einen Satz. Die Leute dort haben selbst abgestimmt, wie sie wählen wollen. Also es gibt jetzt irgendwie keine andere Möglichkeit mehr, als die Leute selbst entscheiden zu lassen,

 

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