Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 119
Sinn macht, auch im Bereich der Wissenschaftsförderung Rahmenbeträge vorzusehen, weil sie ja in der Tat eine sehr starke Zielorientiertheit und eine sehr große Treffsicherheit in diesem Bereich garantieren und außerdem auch Garant dafür sind, dass die Mittel sehr rasch vergeben werden können. Und wenn man daran denkt, dass es sich dabei insbesondere auch um zum Teil junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und junge Kultur- und Wissenschaftsinitiativen handelt, dann weiß man, wie sinnvoll und notwendig ein so rasches Handeln ist.
Ich denke, dass diese Anträge, von denen du
gesprochen hast, nicht reingeschummelt worden sind, sondern ganz bewusst
vorgelegt worden sind, auch deshalb, weil es sich vor allem bei jenen mit sehr
hohen Beträgen um Organisationen handelt, die schon öfter und mehrjährig
eingereicht haben. Ich denke da nur an die Sigmund-Freud-Gesellschaft oder an
das Institut für Wissenschaft und Kunst, wo man davon ausgehen kann, dass es
eine sehr hohe wissenschaftliche Kapazität und eine sehr hohe Exzellenz in
diesem Bereich gibt.
Du hast selbst davon gesprochen, dass es sich bei
deinem Vorschlag um 22 Projekte handeln würde. Man kann sich vorstellen,
was das bedeuten würde, wenn man 22 Projekte zusätzlich beschließen müsste
in den jeweiligen Gremien und Ausschüssen, dass es sich dabei natürlich auch um
zeitliche Verzögerungen handelt.
Deshalb teile ich die Einschätzung, dass es Sinn
macht, das gute Instrument der Rahmenbedingungen und Rahmenbeträge auch im
Bereich der Wissenschaft beizubehalten, und kann dem vorliegenden Beschluss-
und Resolutionsantrag nicht zustimmen. Ich kann auch nicht empfehlen, dem
Beschluss- und Resolutionsantrag die Stimme zu geben, würde aber ersuchen, dass
man dem vorliegenden Antrag, der den Rahmenvertrag für die Förderung von
wissenschaftlichen Projekten inkludiert, zustimmt. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Antrag des
Berichterstatters. Wer für diesen Antrag ist, den bitte ich um ein Zeichen mit
der Hand. – Das ist einstimmig angenommen.
Zur Abstimmung gelangt nun der Beschluss- und
Resolutionsantrag der GRÜNEN. Wer für diesen Antrag ist, den bitte ich um ein
Zeichen mit der Hand. – Zustimmung gibt es nur von Seiten der ÖVP, der FPÖ und
der GRÜNEN. Damit ist der Beschluss- und Resolutionsantrag nicht angenommen.
Es gelangt nunmehr Postnummer 55 der Tagesordnung zur
Verhandlung. Sie betrifft einen Stiftungsbeitrag der Stadt Wien an die Stiftung
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes.
Ich bitte den Berichterstatter, Herrn GR Dr Michael
Ludwig, die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatter GR Dr Michael LUDWIG: Ich
ersuche um Zustimmung.
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu Wort gemeldet ist Herr StR Ellensohn. Ich erteile es
ihm.
StR David Ellensohn:
Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Das Dokumentationsarchiv des österreichischen
Widerstandes erhält 254 400 EUR. Selbstverständlich unterstützen die
GRÜNEN diesen Antrag. Das ist höchstens eine Diskussion, ob mehr noch besser
wäre. Aber wir unterstützen den Antrag gerne und hoffen, dass die wichtige
Arbeit des Dokumentationsarchivs auch fortgesetzt werden kann.
Wegen dieses Allgemeinplatzes, der von den GRÜNEN
erwartet wird, hätte ich mich nicht zu Wort melden müssen, sondern ich habe es
wegen einer Aussage getan, die etwas früher von Harald Stefan getroffen wurde;
und ich bin ja nicht der Berichterstatter, ich darf mich auf ihn beziehen, der
gemeint hat von wegen Widerstand und heute, und wenn man gegen ihn Widerstand
leisten muss oder Menschen seines Gedankenguts, dann haben wir ein Problem in
der Stadt.
Wir haben ein Problem. Es haben sicher heute
nicht alle die APA verfolgen können. Ich möchte aber nicht vorenthalten eine
APA-Aussendung von heute 10.25 Uhr vom früheren Stadt- und jetzigen Gemeinderat
Johann Herzog.
In der geht es um eine Werbekampagne von Czech
Tourism, eine harmlose Angelegenheit. Die plakatieren in Wien oder inserieren:
"Wolfgang Amadeus Mozart verweilte fünfmal in Tschechien. Und Sie?"
Eine harmlose Kampagne.
Jetzt geht’s aber los. Wenn man das durchliest, dann
fragt man sich manchmal wirklich – ich habe eine Aussendung dazu gemacht und
mich zurückgehalten, aber man fragt sich wirklich –: Welch Geistes Kind ist die
F, wenn man bei einer Kampagne, bei einer Werbung, in der steht, Wolfgang
Amadeus Mozart verweilte fünfmal in Tschechien, in erster Linie an den Zweiten
Weltkrieg denkt, an Vertreibung, an Opfer, an Verspottung, und irgendeine
volksdeutsche Gruppe, die damit Probleme haben könnte, dass heute so geworben
wird, und besonders wichtig ist, er war in Prag und niemals in Tschechien, weil
damals hat es nicht Tschechien geheißen. Das ist besonders wichtig
festzuhalten. (Ironische Heiterkeit bei der SPÖ.)
Wenn man dem österreichischen
Tourismus sagen würde, wir dürfen in keinem Land Werbung machen, und ich werte
jetzt gar nicht, in dem wir jemals Konflikte hatten, und wenn ich an die
gleiche Zeit denke, dann dürften wir in sehr vielen Ländern in Europa keine
Werbung für Wien machen und keine Werbung für Österreich machen. Dann dürften
wir wahrscheinlich noch in Argentinien Werbung machen, weil damals sehr viele
Täter aus diesem Land dorthin ausgewandert sind. Es wird aber nicht reichen,
den Tourismus in Österreich damit zu beleben. Man kann es nur unter kurios
abtun. Nachdem aber ein Wahlkampf geführt wurde, wie er geführt wurde, nachdem
diese Meldungen, die wir alle aus dem Bundesrat kennen aus den vergangenen
Monaten, nicht abreißen – dazu komme ich noch –, ist es leider auch notwendig,
hier klipp und klar zu sagen: Nicht die Werbekampagne von Czech Tourism ist
skandalös, sondern diese Aussendung ist zwischen skandalös und lächerlich. Ich
glaube nicht, dass sie für große Wellen sorgen
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