Gemeinderat,
4. Sitzung vom 14.12.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 102 von 119
eigene Landesgesetz ändern, das würde schon reichen; und dass es drittens nicht möglich ist, hier einen Infrastrukturbeitrag einzuheben, ergibt sich aus dem Faktum, dass die Medizinische Universität zuständig wäre.
Ich kann diesen Argumenten nicht folgen. Wenn man
nämlich das Landesgesetz ändert, dann ergibt sich die Möglichkeit gar nicht,
dass man solche Abrechnungsgesellschaften einrichtet, dann wären die obsolet.
Man könnte - und da ist der Rechnungshof ja klar und eindeutig... (In
Richtung GR Dr Kurt Stürzenbecher, der mit Präsident Dr Josef Moser
spricht.) Ich hätte so gern die Konzentration des Herrn Präsidenten, ich
möchte mit Ihnen nicht konkurrieren. - Dann würde man das Landesgesetz dahin
gehend ändern, dass diese Abrechnungsgesellschaften der Vergangenheit
angehören. Da ist der Rechnungshof eindeutig.
Er sagt: „Die
Honorarverrechnung leitender Ärzte am AKH Wien wäre zu beenden." Punkt.
„Anstelle des privatrechtlichen Honoraranspruches der leitenden Ärzte wäre ein
einziger öffentlich-rechtlicher Sondergebührenanspruch des Anstaltsträgers
festzulegen. Die entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen wären
abzuändern." – Ganz einfach. Tun Sie es! Der Rechnungshof sagt, wie es
geht.
„Die Honorarbefugnis der leitenden Bundesärzte wäre
aufzuheben. Eine Nebenbeschäftigungsregelung wäre zu erlassen, und man müsste
für die erhöhte Auslastung der Sonderklasse an den Universitätsspitälern
sorgen." – Wie wahr! Wir wollen tatsächlich, dass die Privatpatienten und
Privatpatientinnen nicht auf die Goldene Meile abwandern, sondern dass sie in
der Qualität und unter dem wunderbaren Angebot des AKH gut behandelt werden und
dass der daraus zu lukrierende Anteil an Versicherungsleistungen für das AKH
auch zur Verfügung steht.
„Der Einnahmenerzielung wäre mehr Bedeutung
zuzumessen." – Richtig! Schauen Sie, dass das Haus konkurrieren kann mit
der Goldenen Meile, dass die Herren Professoren da bleiben – und auch die
Damen, es gibt leider mehr Herren –, dann könnten Sie dem Rechnungshof genügen.
Und, Frau Stadträtin, Sie würden unheimlich viel Geld in Ihre marode Kasse
bekommen. Sie wissen besser als ich, wie nötig Sie es haben.
Ich bin nicht mehr länger gewillt hinzunehmen, dass
der Rechnungshof eine nette Antwort kriegt seitens des Stadtsenates, die man
damit zusammenfassen kann: Tut Leid, machen wir nicht, wollen wir nicht, können
wir nicht. Aber weitere Veranlassungen werden nicht getroffen.
Niederschmetternd!
Und weil ich mir denke, als Oppositionsparteien soll
man seine Möglichkeiten ausschöpfen, prüfen wir jetzt, das zu tun, was
notwendig ist in Verfolgung der Rechtseinschätzung, die der Rechnungshof hier
darstellt und die wir vollinhaltlich teilen. Wir prüfen die Möglichkeit, mit dem
nötigen Quorum an Abgeordneten an den Verfassungsgerichtshof heranzutreten,
dass er diese Prüfung vornehmen möge, ob die Stadt Wien so locker sagen kann:
Unser Landesgesetz ist unser Landesgesetz, Bundesgesetze können wir leider
nicht ändern, einen Infrastrukturbeitrag können wir nicht einheben und unsere
Verrechnungsgesellschaften gehen uns nichts an, denn da dürfen wir nicht
hineinschauen. Wir wollen wissen, ob die Stadt Wien tatsächlich mit dieser
Rechtsauffassung durchkommt, die zum Nachteil des AKH, zum Nachteil des Budgets
der Stadt und auch zum Nachteil der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung ist.
Davon bin ich tief überzeugt. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Herr Präsident! Ich hoffe sehr, dass wir das
gewinnen. Ich hoffe sehr, dass wir es einbringen können, ich möchte, dass wir
es gewinnen und ich möchte, dass wir sozusagen auch etwas für Sie erledigen.
Das ist nicht mein erstes Interesse, aber das, denke ich, würde vielleicht auch
für den Rechnungshof nicht der falsche Weg sein. Ich würde wollen, dass die
Stadt Wien sich überlegt, ob sie es so weit kommen lässt, und dass Sie
rechtzeitig sagen: Wir wollen, dass der Herr Bürgermeister so gut beraten ist,
dass er die Landesgesetze so vollzieht und als Landeshauptmann auch solche
Gesetzesregelungen vorschlägt und dann umsetzt, dass wir das nicht brauchen,
dass wir uns den Verfassungsgerichtshof sparen könnten. – Danke schön. (Beifall
bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau
GRin Korosec hat sich zu Wort gemeldet. Ich bitte sie zum Rednerpult.
GRin Ingrid Korosec (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Präsident des Rechnungshofes! Meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Der Rechnungshof ist ein hoch qualifiziertes Organ,
das einerseits dem Parlament, natürlich aber auch den Landtagen, den Gemeinden
Hilfestellungen auch bei politischen Entscheidungen gibt.
Herr Präsident! Es ist Ihnen und Ihren Mitarbeitern
zu danken für die wirklich umfassenden und sehr detaillierten Berichte. Es ist
so, wie die Frau Kollegin Pilz es gesagt hat: Auch ich sehe den Rechnungshof
als eine Fundgrube, als eine Fundgrube vor allem für die Opposition, wo wir
sehr oft bestätigt werden. Man braucht ja da in diesem Haus relativ viel
Selbstbewusstsein, denn wenn man etwas aufzeigt, wovon man überzeugt ist, das
gehört geändert, dann ist ja die Allmacht der Alleinregierung da, die sofort
sagt, alles ist anders. Da ist man dann sehr dankbar, wenn der Rechnungshof,
wenn dieses Organ das bestätigt und darüber hinaus sogar weitergehende
Veränderungen vorschlägt. Also daher nochmals recht, recht herzlichen Dank. (Beifall
bei der ÖVP.)
Aber wenn man einige Jahre im politischen Leben tätig
ist, dann weiß man auch und stellt fest, dass vieles, was die Spezialisten des
Rechnungshofes vorschlagen, nicht in dieser Weise umgesetzt wird, wie es nötig
wäre. Ich habe den Eindruck gewonnen – ich glaube, ich habe einen relativ guten
Überblick österreichweit –, dass in Wien Ihre Empfehlungen im besonderen Maße
nicht umgesetzt werden. (Beifall bei der ÖVP.)
Nämlich wichtig ist ja vor allem,
dass die Empfehlungen rasch umgesetzt werden, und da bin ich eben bei
"rasch". Es gibt heute eine ganze Fülle von Berichten, die wir
debattieren, und ich muss schon sagen, es ist deprimierend, und ich muss sagen,
ich schäme mich ein bisschen, schon aus Gründen der Höflichkeit: Der
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