Gemeinderat,
52. Sitzung vom 27.01.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 68
hat zuletzt diesem Verein den Geldhahn völlig
zugedreht. Ein typisches Beispiel, wie Schüssel, Morak und Co mit kritischen
Initiativen umgehen." Das ist allerdings vollkommen richtig. Richtig ist,
dass die Initiative früher auch vom Bund unterstützt wurde, und das gibt es
nicht mehr. Es ist ja auch der Zwischenruf - ich glaube, von Herrn Prochaska -
gekommen, dass es nicht schade ist, wenn Public... (GR Johannes Prochaska:
Nein! Bleiben Sie bei der Wahrheit! Ich habe gesagt, es ist zum Aushalten!)
„Es ist zum Aushalten", sagt
Herr Prochaska von der ÖVP, wenn Public Netbase verschwindet und seine Arbeit
nicht mehr machen kann. Ich glaube, die vielen grün-schwarzen
WechselwählerInnen, um die sich die ÖVP angeblich bemüht, werden eine
Mordsfreude haben, wenn sie das hören. Denn das sind genau die Leute, die das
nicht so sehen wie Sie, Herr Prochaska. Aber es macht mir nichts, ich würde
Ihnen gerne eine wichtigere Rolle innerhalb der ÖVP zubilligen. (Heiterkeit
bei den GRÜNEN.) Ich glaube, es wird uns das noch... (GR Johannes
Prochaska: Ich Ihnen auch!)
Nein, das tut mir Leid, den Gefallen
kann ich Ihnen nicht tun. Ich komme zwar aus Vorarlberg und bin dort
aufgewachsen, aber ÖVP-Mitglied war ich weder in meiner Jugend noch bin ich es
in meiner Gegenwart, und ich beabsichtige auch nicht, in Zukunft eines zu
werden. (GR Johannes Prochaska: Aber in Ihrer Fraktion! - GR Gerhard
Pfeiffer: Wenn Sie eine wichtigere Bürde hätten...! - Weitere Zwischenrufe bei
der ÖVP.)
Wenn man glaubt, dass es mit
218 000 EUR funktioniert, ist das Realitätsverweigerung. Das muss man
so auf den Punkt bringen. Es ist notwendig, die Gespräche, die geführt wurden,
fortzusetzen, und es ist notwendig, leichte Zusagen, die getroffen wurden,
einzuhalten. Man wird sich hinsetzen und überlegen müssen, wie man diese
118 000 EUR an Abgang, die nach wie vor bestehen, auffangen kann.
Im Frühjahr 2004 - das war ungefähr
die Zeit, in der Public Netbase das eigene Angebot etwas hat reduzieren müssen
- ist interessanterweise der Stadtschulrat als Organisation an Public Netbase
herangetreten und hat um die Durchführung eines Projekts gebeten, das in etwa
"Politische Bildung - Lehrlinge - Wahlkabine" geheißen hat. Was kann
man in dem Bereich machen? - Public Netbase hätte es gerne gemacht. Die Ironie
dabei ist: Der Stadtschulrat fragt an, und gleichzeitig sind die Mittel so
eingefroren gewesen, dass sie leider das Projekt absagen mussten. Es hat auch
nicht in anderer Weise stattgefunden, sondern es hat einfach nicht
stattgefunden. Das war ein Projekt, bei dem ich finde, dass die Ironie wirklich
darin besteht: Der Stadtschulrat fragt an - dieser ist ja auch nicht gerade ein
SPÖ-fernes Konstrukt -, und es geht nicht, weil die Gelder nicht fließen.
Zur ÖVP: Da finde ich - was
wahrscheinlich auch nicht alle wissen -, Public Netbase ist heute etwas, von
dem nicht nur Herr Prochaska kein Fan ist. 1995 hat Wolfgang Schüssel... (Zwischenrufe
bei der ÖVP.) 1995 war er nicht Kanzler, sondern noch Minister; er sitzt ja
schon seit 1989 in der Regierung, und die ÖVP bereits seit 1986. - Er hat in
Linz einen Preis verliehen, den Prix Ars Electronica an Herrn Konrad Becker,
federführend bei Public Netbase, ausdrücklich für die Arbeit von Public
Netbase. So steht Wolfgang Schüssel dort, damals noch mit seinem Mascherl, und
übergibt diesen schönen Preis.
Im Jahr 2000 - damit wir nicht in
Linz bleiben - übergibt der damalige Kulturstadtrat Marboe von der ÖVP den
Preis für Bildende Kunst an Herrn Konrad Becker (GR Georg Fuchs: Ohne
Mascherl!), ausdrücklich für die Arbeit von Public Netbase. (GR Dr Matthias Tschirf: Mit Krawatte!)
Schön wäre es, wenn die ÖVP einmal herausgehen und sagen würde, was sich denn
alles geändert hat. Er hat Preise bekommen von Wolfgang Schüssel, da höre ich
keine Distanzierung, und vom ehemaligen Kulturstadtrat, da höre ich ebenfalls
keine. (GR Gerhard Pfeiffer: Sie müssen einmal die Homepage gesehen haben!
Die "Speerspitze" gegen die schwarz-blaue Regierung! - Ruf bei den
GRÜNEN: Ja, und?)
Das ist super, ja: Die Speerspitze
gegen die schwarz-blaue Bundesregierung ist mittlerweile die Mehrheit der
Bevölkerung. (Heiterkeit bei den GRÜNEN und der SPÖ. - Zwischenrufe bei der
ÖVP.) In keiner einzigen Umfrage hat Schwarz-Blau eine Mehrheit, nicht
einmal in ihren eigenen. Früher einmal war es Ironie, aber jetzt wird es
lächerlich, jetzt fängt es an, lächerlich zu werden. (GRin Mag Heidemarie
Unterreiner: Wie ist das mit dem Wahlergebnis? - GR Dr Matthias Tschirf:
Akzeptieren Sie Wahlergebnisse? - Weitere Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.)
Wenn Sie die österreichische
Bevölkerung fragen würden, ob sie eine Koalition möchte - die Frage ist ja
nicht abgestimmt worden -, dann kann man aus den Umfragen, wenn man denen
glauben möchte, nachvollziehen: Nein, eine schwarz-blaue Koalition möchten
weder die Wiener und Wienerinnen noch die Leute (GRin Mag Heidemarie
Unterreiner: Wir können auch das Parlament...!), die in ganz Österreich
wahlberechtigt sind. (StR Johann Herzog: Euch auch nicht!) Und sie haben
es auch nicht gewollt, es ist leider so, ja. (GR Johannes Prochaska: ...die
anderen zurückbleiben!)
Herr Prochaska, in Wien werden Sie vielleicht noch
weiter zurückfallen, als Sie schon zurückgefallen sind, und dann werden Sie ein
Problem mit Ihrer Bundespartei haben. Momentan haben Sie sich noch nicht erholt
von Ihren zwei historischen Tiefständen bei den Wahlen zum Wiener Gemeinderat. (GR
Günther Barnet: Historisch
zurückgefallen sind nur die GRÜNEN: Zum Marxismus! - GR Gerhard Pfeiffer: Sie machen sich Sorgen um die ÖVP!)
Nein, ich mache mir keine Sorgen um die ÖVP. (Zwischenruf von GR Johannes
Prochaska.) Das stört mich weniger. (GR Johannes Prochaska: ...gar nicht gefallen!)
Ich weiß nicht, ob es alle hören,
aber ich höre jeden Sager von Herrn Prochaska. Ich könnte es auch für’s
Protokoll wiederholen, aber vor mir wird eifrig mitgeschrieben; ich glaube, die
Zwischenrufe sind alle nachlesbar. Irgendwas war mit "links blinken",
oder so ähnlich. (GRin Mag Maria
Vassilakou: Wir kriegen nicht alle Sager mit! - GR Johannes Prochaska: ...wiederholen!)
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