Gemeinderat,
53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 102
falsch parkenden Autos freizuhalten, weil man dann
mehr für die Flüssigkeit des Verkehrs und daher auch gegen einen zusätzlichen
CO2-Ausstoß tun könnte als damit, dass man, wie gesagt, solche
Projekte, die viel kosten und dann vielleicht nicht funktionieren, unterstützt.
Das ist zwar eine nette Idee, aber eben zu aufwendig. Auch hier hat sich unsere
Kritik und Skepsis voll bestätigt.
Das Programm für alternative Antriebe: 1 Prozent
aller KFZ-Kilometer soll mit alternativ betriebenen Fahrzeugen zurückgelegt
werden. Uns wird berichtet, dass der Anteil an Elektrofahrzeugen verschwindend
gering ist. Umso bedauerlicher haben wir Freiheitliche es gefunden, dass die
Förderung der Elektrofahrzeuge eingestellt wurde. Auch die Versorgung mit
Elektrotankstellen ist demgemäß relativ unbefriedigend.
Dann gibt es das Programm zur Wiener Initiative für
Kostenwahrheit im Verkehr. Das KliP fordert ein Road-Pricing im übergeordneten
Straßennetz, hier im Bericht steht jetzt: Für LKWs. Im seinerzeitigen Programm
wurde das durchaus auch für PKWs angedacht. Der Bericht führt aus: „Die
Einhebung muss eine Verteuerung für den Gütertransport auf der Straße mit sich
bringen." Auch wir sind dort, wo es möglich ist, für eine Verlagerung von
der Straße auf die Schiene oder auf den Wasserweg. Aber bei der unmittelbaren
Zustellung am Zielort und - das ist eben bei uns in der Stadt in erster Linie
auch der Fall - im städtischen Bereich tue ich mir schwer damit, mir die
Verlagerung auf die öffentlichen Verkehrsmittel vorzustellen. Denn eine
Verlagerung auf die Straßenbahn wird es ja wohl nicht sein.
Eine Bemautung dort einzuführen, wo Alternativen nicht
erkennbar und auch nicht möglich sind, das macht die Maut eigentlich zur kalten
Abzocke. Das belastet die Konsumenten, die sich nicht wehren können, und es
gibt dazu keine Alternative. Dagegen haben wir uns schon damals verwahrt und
verwahren wir uns auch diesmal.
Maßnahmen zur Verhinderung der Umfahrung der
abgabepflichtigen Strecken müssen vorgesehen sein, das sieht der Bericht vor.
Die Frage ist nur, wie ich das wirklich umsetzen will, wie ich also das
Ausweichen verhindern will und woran ich erkenne, ob der LKW, der in einer
Nebenstraße fährt, einer ist, der vor der Mautabgabe flüchtet, oder einer, der
irgendwo im innerstädtischen Bereich zustellt. Und wie viele Organe muss ich
einsetzen, die die LKWs aufhalten und dann erkunden, um welche Art von Fahrt es
sich handelt? Meiner Meinung nach ist diese Maßnahme eine reine
Geldbeschaffungsaktion, sie wird daher von uns abgelehnt.
Heute in der Fragestunde hat sich zum Thema
"Handlungsfeld Mobilität" Folgendes gezeigt. Es wird im Radio bei Schneefall
dazu aufgerufen, die Wienerinnen und Wiener mögen das Auto stehen lassen und
mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. In der Fragestunde ist, glaube ich,
eindrücklich bewiesen worden, wie unangenehm es ist, am Stadtrand zu wohnen,
und was es heißt, im Winter zu versuchen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln vom
Stadtrand in die Innenstadt, also an den Arbeitsplatz zu kommen. Solange solche
Hürden bestehen, wird es auch nicht sonderlich leicht sein, die Autofahrer
davon zu überzeugen, mehr mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren.
Das Programm "Magistrat mobil": Der Bericht
listet zwar die alternativ betriebenen Fahrzeuge des Magistrats auf, es fehlt
mir aber im Bericht die Relation zum gesamten Fuhrparkbestand, um mir ein Bild
vom Erfolg des Programms zu machen. Wenn man das zusammenrechnet und sich
ungefähr vorstellt, wie groß der Fuhrpark der Stadt Wien ist, dann ist die
Anzahl der mit Biodiesel betriebenen Fahrzeuge ebenso verschwindend gering wie
jene der Fahrzeuge mit Elektro- oder Erdgasantrieb. Nicht nur in diesem
Bericht, sondern auch in sämtlichen anderen Berichten im Umweltbereich fehlt
jeglicher Hinweis auf den technischen Stand der Dieselfahrzeuge der Stadt Wien
und auch darauf, wie weit diese mit Rußpartikelfilter ausgestattet sind, und
überdies der Hinweis darauf, dass selbst die Autos auf neuem technischen Stand
mit Rußpartikelfilter eine wesentlich stärkere Reduktion des
Rußpartikelausstoßes hätten.
Ich vermisse einen Hinweis auf ein konkretes Konzept
zur Verbesserung des Fuhrparks der Stadt Wien, und ich bringe daher gemeinsam
mit meinen Kollegen folgenden Antrag ein:
„Die zuständigen Stellen der Stadt Wien mögen einen
strategischen Zeitplan zur Umstellung der von der Stadt Wien eingesetzten
Fahrzeuge auf den neuesten technischen Stand hinsichtlich Rußpartikelausstoß
einschließlich der Ausstattung mit Rußpartikelfilter erarbeiten. Das Konzept
sollte weiters auch eine Umstellung auf alternative Antriebsformen, wo immer es
möglich und sinnvoll ist, beinhalten.
In formeller Hinsicht wird die Zuweisung dieses
Antrags an den Gemeinderatsausschuss Umwelt beantragt." (Beifall bei der FPÖ.)
Das Programm "Öko-Mahlzeit": Das Ziel ist
die Erhöhung des Einkaufs von Lebensmitteln aus kontrolliertem biologischen
Landbau bis 2005 auf 30 Prozent. Da haben die Freiheitlichen gesagt: Wir
könnten uns durchaus auch mehr vorstellen. Das ist also an und für sich eine
gute Sache, wie gesagt, man könnte den Prozentsatz gerne nach oben revidieren.
Ein zweites Ziel ist die Erhöhung des Anteils des kontrollierten biologischen
Landbaus im Bereich der Stadt Wien bis 2005 auf 30 Prozent.
Jetzt können wir sagen: Die Stadt Wien selbst war ja
sehr erfolgreich, denn ihre Flächen sind immerhin schon - unter
Anführungszeichen - zu 67 Prozent biologisch. Die Forderung der
Freiheitlichen, ein Konzept dafür zu erarbeiten, die stadteigenen Flächen zu
100 Prozent auf biologischen Landbau umzustellen, ist von der SPÖ abgelehnt
worden. Das hat bei uns nicht nur Kritik hervorgerufen, sondern natürlich auch
Verwunderung über die Haltung der SPÖ. Denn im Bericht wird geschrieben - ich
zitiere: „Im Vergleich zur industrialisierten Produktionsweise werden bei
biologischer Landwirtschaft 60 Prozent weniger CO2-Emissionen
verursacht." Jetzt frage ich mich: Warum boykottiert die SPÖ sozusagen die
Klimastrategieziele, wenn es um die eigenen Betriebe geht?
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