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Gemeinderat, 53. Sitzung vom 25.02.2005, Wörtliches Protokoll  -  Seite 41 von 102

 

als Standard, das ist ein gehöriger Anspruch - ein richtiger, ein erfüllbarer!

 

Wo haben wir die Probleme? Sie sind teilweise schon angesprochen worden. Ja, das Programm "Wien spart Strom" ist gut, wäre gut. Tatsache ist, es gibt - das ist ein bisschen wie im Verkehr - dramatische Zuwachsraten beim Stromverbrauch. Der österreichweite Stromverbrauchszuwachs - nur um Ihnen das noch einmal herauszuarbeiten - ist so, dass zwei Jahre mehr an Stromverbrauchszuwachs dazukommt, als wir in Summe an Ökoenergie, an Ökostrom haben; der Zuwachs von zwei Jahren ist mehr, als wir überhaupt haben! So viele Windräder, Biomassekraftwerke oder Biogasanlagen können wir überhaupt nicht bauen. Hier ist das Hauptproblem!

 

Ich habe das hier schon einmal diskutiert und habe dann ungläubige Anrufe gehabt, als ich mein Beispiel von den Stand-by-Geräten gebracht habe. Auch in Wien ist der Verbrauch seit 1990 - das ist hier richtig dokumentiert - um 20 Prozent gestiegen, und nichts deutet darauf hin, dass das eingebremst wird. Ich gebe auch zu, dass das nicht leicht ist. Man kann nicht Frau Dr Fohler-Norek in jeden Haushalt, in jeden Betrieb stellen, damit sie dort sagt: Geh bitte, tut's effizient wirtschaften! Im Dienstleistungsbereich ist der Stromverbrauch gar um 44 Prozent gestiegen.

 

Da geht es wieder auf die europäische Ebene: Wir haben eine Renaissance der Kernenergie in Europa, die da ihre Begründung hat. Meine Haltung zur Kernenergie brauche ich nicht zu skizzieren; ich würde sagen, auch die Haltung, die hier im Haus besteht, brauche ich nicht zu skizzieren.

 

Aber jetzt zitiere ich etwas von vor 15 Jahren: Irgendwo muss der Strom herkommen. (GR Robert Parzer: Das stimmt ja!) Ja, aus der Steckdose, wenn es uns nicht über Technologie, über ein völlig neues Bewusstsein zum Strom und über politische Rahmenbedingungen gelingt. Stichwort Neubau von Hochhäusern, von Banken, von Versicherungen, von Geschäftsunternehmen, die alles Mögliche an Problemen haben: Es ist einem ziemlich wurscht, wenn er ein neues Hochhaus gebaut hat, wie hoch dort in Zukunft der Stromverbrauch ist; also bitte, das ist Priorität 749b links unten! Aber ein einmal hingestelltes Gebäude habe ich 20 Jahre, mit einer Klimaanlage, die so ist, wie sie ist, oder anders ist. Da wäre also viel zu tun, da wäre viel zu machen, da sollten wir mehr tun, als nur darüber nachzudenken.

 

Ich habe in der letzten Sitzung einen Antrag betreffend die Lesbarkeit der Stromrechnung eingebracht. Ich mache jetzt keine Abstimmung, sondern ich frage nur noch einmal: Wer von Ihnen weiß genau, wie hoch sein Stromverbrauch in Kilowattstunden ist, ob er im Schnitt ist, ob er darüber oder darunter ist? Mein Test zeigt, dass es die allerwenigsten wissen. (GR Godwin Schuster: ... haben ja schon Tipps gegeben!) Probieren Sie einmal, die Stromrechnung zu lesen, welche Auskünfte Ihnen die darüber gibt: Wenig, das ist durchaus eine anspruchsvolle Tätigkeit. Der Herr Generaldirektor hat mir zugesagt, sich zu überlegen, die Stromrechnung informationsfreudiger zu machen. (GR Franz Ekkamp: 42 EUR weniger!) 42 EUR weniger. Auf der Uni mache ich die Erfahrung - das sind WU-Studentinnen und –Studenten -, dass es 90 Prozent nicht wissen, 10 Prozent wissen es meistens. In der Bevölkerung schaut das anders aus.

 

Nun komme ich ganz kurz zu einem Gebiet, worüber Herr Kollege VALENTIN gesprochen hat. Ja, wenn wir über den Verkehr reden, geht es um die Pendlerinnen und Pendler, ja, es geht um die ÖBB - da bin ich bei Ihnen - und um die öffentlichen Verkehrsmittel. Es geht aber vorweg um Fragen der Raumplanung! Es geht natürlich einmal mehr um das unterschätzteste Gebiet und insofern um das nachhaltigste, weil wir Siedlungsstrukturen, die wir gebaut haben, eben gebaut haben und nicht mehr wegbekommen. Ich habe das vorgestern bei der Diskussion über den STEP gesagt. Da sind die größten Zuwachsraten der Wohnbautätigkeit in Wien wieder im 22. Bezirk geplant, obwohl wir beim Zentralbahnhof, beim Erdberger Mais oder beim Nordbahnhof große Flächenreserven haben. Ich kritisiere laufend - die Kollegen, die mit mir im Planungsausschuss sind, wissen das - diese lockeren Siedlungsstrukturen am Rande des 22. Bezirks, die wir in nahezu jedem Planungsausschuss zum Thema haben: Na, wie werden die Leute dort ihren Modal-Split haben?

 

Kollege VALENTIN sagt immer: Gute Wiener gegen böse Einpendler; die guten Wiener fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die bösen Einpendler kommen mit dem Auto. Da sollte man auch in Wien differenzieren: Die Guten - unter Anführungszeichen - in der dicht besiedelten, kompakten Stadt, die öffentliche Verkehrsmittel haben, fahren, weil es öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad gibt, mit dem öffentlichen Verkehrsmittel; jene, die an der Peripherie wohnen, können auf ein öffentliches Verkehrsmittel nur dann umsteigen, wenn es auch fährt, wenn es attraktiv fährt; ich erinnere an die Diskussion heute in der Früh. An der Peripherie haben alle zwei, drei, vier Autos pro Haushalt, und es ist, mit Verlaub, nicht die böse Bundesregierung - die ich ablösen möchte, so rasch wie möglich -, die die Widmungen an der Peripherie des 22. Bezirkes macht, sondern das seid ihr, unausgesetzt!

 

Meine Hauptkritik am STEP ist, dass da wieder drinsteht: Größte Wohnbauleistungen in den nächsten 20 Jahren im 22. Bezirk. Wie wollt ihr das verkehrlich abwickeln? Das wird über das Auto abgewickelt werden! Diese Raumplanungsfrage spielt eine viel zu geringe Rolle, und hier würde ich auch Frau Dr Fohler-Norek ersuchen, dieses Thema verstärkt mit der Planung zu diskutieren und die Priorität, da wir jetzt wissen, dass wir große innerstädtische Flächenreserven haben, entsprechend darzustellen.

 

Ein weiterer Punkt ist, dass immer wieder Zahlen über die permanente Verbesserung des Modal Splits herumgeistern. Ich sage noch einmal, die WIENER LINIEN verlieren Fahrgäste. Sie verlieren Fahrgäste, und es gibt alle möglichen Erklärungen, warum das der Fall ist. Ob wir in der Änderung des Modal-Splits wirklich das Ziel anstreben oder auf dem richtigen Weg sind, wage

 

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